Folgen für Vermögensverwaltung & Private Banking So bauen Banken ihren eigenen Fintech-Supermarkt

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Das Konzept des Fintech-Supermarkts erfordert vor allem eine offene Kommunikation zwischen Banken und Fintechs, um mögliche Strategie- und Kooperationsmöglichkeiten auszuarbeiten und neue Lösungen zu schaffen. Von den Vorteilen dieses Kooperationsmodell können alle beteiligten Parteien profitieren:
  1. Die Unternehmenskultur traditioneller Institute ist häufig durch starre Regeln und Hierarchien geprägt, welche die Entwicklung neuer Ideen hemmen. Fintechs haben die richtige Herangehensweise und die Instrumente, um eingefahrene Denk- und Arbeitsmuster aufzubrechen und Innovation in Banken zu fördern. Dadurch können sie besser auf die veränderten Bedürfnisse der Kunden eingehen.

  2. Der Großteil der jungen Fintech Unternehmen muss am Anfang massiv in die Gewinnung von Kunden investieren und sich darüber hinaus spezifische Kenntnisse zu den Rahmenbedingungen des Finanzmarkts aneignen, wie zum Beispiel Regulatorik und Sicherheit. Banken sind mit den regulatorischen Anforderungen vertraut und verfügen über den Zugang zu Kapital und Kunden. Das heißt, die Fintechs profitieren vom Know-how der Banken und der erweiterten Kundenansprache.

  3. Der Kunde profitiert, weil ihm die Kombination von traditionellen Bank- und innovativen Fintech-Services die besten und günstigsten Angebote unterbreiten kann und flexible Lösungen für seine veränderten, digitalen Bedürfnisse zur Verfügung stellt.

Mit diesem Kooperationsmodell positionieren sich die Banken als erste Anlaufstelle für den Kunden, bieten ihm umfassende Beratung zu allen Services aus einer Hand und behalten als „Trusted Advisor“ den direkten Zugang zum Kunden sowie seinen Daten.

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EXKURS: Raus aus den alten Strukturen

Das Konzept des Fintech-Supermarkts wurde erstmals von Spiros Margaris, einem internationalen Fintech Influencer und Gründer von Margaris Advisory, vorgestellt. In seinem Artikel „Die Bank ist tot, lang lebe die Bank“ beschreibt er die Notwendigkeit für Veränderungen im Bankensektor. Die Bank der Zukunft muss sich von alten Strukturen befreien, damit sie im digitalen Wettbewerb mithalten kann.

Hier beschreibt Margaris unter anderem, dass sich die Bank der Zukunft aus Partnerschaften zu Fintechs, aber auch zu Nicht-Banken wie zum Beispiel großen Internetfirmen zusammensetzten wird. Die Bank erweitert ihr Leistungsangebot auf diese Weise zu einem „Supermarkt von Fintechs“.

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Die Konkurrenz schläft nicht

Der Fintech-Supermarkt ermöglicht den Banken die erfolgreiche Positionierung im digitalen Wettbewerb und eine kundenorientierte Rolle in der Zukunft.

Allerdings müssen die Institute aktiv strategische Maßnahmen ergreifen und sich rasch am Markt positionieren. Ansonsten stellt sich die Frage, ob viele Banken aufgrund ihrer zu beobachtenden Passivität die Hoheit derzeit an die Technologiefirmen abgeben. Die Umwälzungen aufgrund der digitalen Transformation haben bereits in anderen Branchen gezeigt, wie schnell auch etablierte Unternehmen durch ein passiv-abwartendes Verhalten ihre Marktstellung an aufstrebende Technologiefirmen verlieren können.

Die Wettbewerber für den Fintech-Supermarkt stehen bereits in den Startlöchern: An erster Stelle sind die globalen Digital Player mit eigenem Fintech-Ökosystem zu nennen, wie zum Beispiel Google, die im September 2015 Android Pay als direkte Konkurrenz zu Apple Pay gelauncht haben.

Darüber hinaus ist Google Ventures einer der Top-Investoren in Fintechs und hat seit 2010 in über 25 unterschiedliche Fintech-Start-ups investiert. Der Fokus von Google liegt unter anderem auf Crowdfunding, Digital Currency, E-Commerce, Mobile Payments sowie Trading.

Die globalen Internetkonzerne verfügen neben ihrer Digitalexpertise über hohe Kapitalreserven und eine enorme Reichweite. Aufgrund ihrer Kapital- und Kundenbasis können sie regelrechte Erdrutsche verursachen, sobald sie in neue, branchenfremde Bereiche vordringen.