Folgen der Corona-Pandemie Hochzinsanleihen bringen wieder zählbare Renditen

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Anleiheprofis leiten gern über eine Formel aus dem Spread ab, welche Ausfallraten der Markt derzeit eingepreist hat. Dabei berücksichtigen sie, dass sel­ten die komplette Anleihe ausfällt, son­dern fast immer aus der Konkursmasse noch etwas Geld zum Anleger zurück­kommt. Diese Erholungsrate (Recovery Rate) wird bei Hochzinsanleihen norma­lerweise bei 40 oder 50 Prozent gesehen.

Tomlins hatte das kurz nach dem größten Krawall im April mal gemacht und eine Ausfallrate von etwas mehr als 50 Prozent über fünf Jahre errechnet. So viele Schuld­ner sind aber mindestens seit 1970 nicht einmal im Ansatz ausgefallen, das Ma­ximum lag bei 31 Prozent in den späten 80er Jahren. Tomlins folgert daraus: „Ich würde behaupten, dass der Markt bereits ein sehr extremes und schmerzhaftes Szenario für Zahlungsausfälle eingepreist hat. Natürlich werden Anleihegläubiger Verluste erleiden, aber es fällt mir schwer, Verluste in dieser Größenordnung zu se­hen.“ Demnach seien Hochzinsanleihen gerade ziemlich günstig.

Als weitere Hilfe kommt der Umstand hinzu, dass die Notenbanken dies-­ und jenseits des Atlantiks auf Biegen und Bre­chen eine Pleitewelle verhindern wollen. Dafür kaufen sie wie verrückt Anleihen, die US­Notenbank inzwischen sogar zum ersten Mal überhaupt Fallen Angels. Einerseits halten sie damit auch unrentab­le Geschäftsmodelle künstlich am Leben, die sich normale Zinsen nicht würden leis­ten können. Andererseits bewahren sie eben auch Anleihe-­Inhaber vor Ausfällen.

Obwohl er sich von seinen Tiefststän­den inzwischen erholt hat, trägt der Markt noch immer deutlich die Handschrift der Corona-­Krise. Zweistellig rentieren weiter die durch Corona und Öl-­Crash gebeutel­ten Branchen Transport und Energie in den USA und in Europa die Freizeitbran­che, die natürlich unter Maßnahmen wie Reisesperren und geschlossenen Kinos leidet.