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Flossbach von Storch zur Nachrichtenflut an den Märkten Warum sich langfristiges Investieren auszahlt

Seegüterumschlag im Hamburger Hafen: Anleger sollten über das aktuelle Geschehen hinaus langfristige ökonomische Fakten im Blick behalten

Seegüterumschlag im Hamburger Hafen: Anleger sollten über das aktuelle Geschehen hinaus langfristige ökonomische Fakten im Blick behalten Foto: imago images / Jochen Tack

„Einigung im Handelskrieg“, „Zölle auf europäische Waren“ oder „Konflikt in Nahost“ für Anleger stellt sich bei solchen „Breaking News“ immer die Frage: Handelt es sich um ein „Signal“, das ernsthaft Auswirkungen auf die Märkte haben wird und mit dem sich Anleger näher beschäftigen sollten? Oder ist es „Noise“, also Geräusch, das die Märkte höchstens kurzzeitig beeinflusst? Dafür liefert der Konflikt in Nahost ein gutes Beispiel. So tragisch die Ereignisse und die damit verbundenen Schicksale sind: Wir glauben , dass das aktuelle Geschehen den Markt nicht langfristig beeinflussen wird.

Die Bewertung von Nachrichten ist wichtig

Für Anleger ist es bei jeder Nachricht demnach wichtig, abzuschätzen, wie sie den fairen Wert der Unternehmen, in die sie investiert sind, beeinflussen können. Wie wirken sich also politische oder wirtschaftliche Ereignisse auf Gewinn, Umsatz oder Marge aus? Ob in einigen Monaten die Kurse tatsächlich höher oder niedriger liegen, kann niemand seriös prognostizieren. Warum nicht? Aktienkurse spiegeln wider, was der Markt befürchtet oder erhofft. Und das wird, zumindest kurzfristig, nicht immer mit den Tatsachen übereinstimmen. Bei längeren Zeiträumen reduziert sich der Noise-Effekt und die ökonomischen Fakten haben mehr Gewicht. Und diese sind deutlich berechenbarer als Schlagzeilen.

Auf die wirklich wichtigen Entwicklungen achten

Einige wirklich wichtige Entwicklungen haben wir vor 18 Monaten richtig analysiert: Dass die Zinsen nicht (wie am Markt erwartet) steigen werden. Dass wir keine globale Rezession bekommen werden. Dass der Brexit wenig Relevanz für die Märkte haben wird. Dennoch konnten wir nicht wissen, dass der weltweite Aktienmarkt für Euro-Anleger im vergangenen Jahr um 30 Prozent zulegen würde.

Kurzfristige Kursprognosen sind unzuverlässig

Auf längere Sicht, also beispielsweise für einen Fünf-Jahres-Zeitraum, sind Prognosen hingegen deutlich verlässlicher. Denn dann werden die Erwartungs- und Hoffnungswerte wieder geglättet. Was langfristig wichtig ist, sind wirtschaftliche Daten, also beispielsweise die Gewinnentwicklung. Und viele „News“ haben auf die Margen von Unternehmen auf Sicht von mindestens fünf Jahren kaum Auswirkungen. Die Zinsentwicklung ist hingegen wichtig und ein Signal. Doch die Wahrscheinlichkeit für eine Zinswende ist etwa durch den Konflikt im Nahen Osten kaum gestiegen. Der Konflikt dürfte die Wirtschaft nicht gerade stimulieren. Die Zinsen müssten also niedrig bleiben oder sogar noch tiefer fallen. Andererseits verstärkt ein Anstieg des Ölpreises die Inflation, weshalb manche Marktteilnehmer einen Zinsanstieg erwarten könnten.

Notenbanken am Point of no return

Hinzu kommt: Wir haben ein Jahrzehnt der tiefen Inflation erlebt. Wir wären nicht überrascht, wenn in der vor uns stehenden Zehn-Jahres-Periode die durchschnittliche Inflation höher liegen würde. Dennoch glauben wir nicht, dass die Zinsen steigen werden. Denn bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist ähnlich wie bei der Bank of Japan der „Point of no return“ erreicht. Die Piloten an der Spitze dieser Notenbanken können nicht mehr umkehren, da Japan, aber auch manche Schuldnerländer im Euroraum eine nennenswerte Zinserhöhung nicht verkraften könnten.