Flossbach von Storch Research Institute Schutz der Freiheit durch Kapitalverkehrskontrollen?

Seite 2 / 2


Der Leipziger Ökonom Gunther Schnabl und seine Mitarbeiter erläutern auf der Grundlage des Wicksell-Mises-Hayek-Modells seit Jahren das Phänomen der weltweit wandernden Blasen, welche durch die staatlich gesteuerte Kreditgeldproduktion der Banken hervorgerufen werden und zudem zu Umverteilungseffekten im Sinne des Cantillon-Effektes führen.

Ostry, Loungani und Furceri liefern deshalb keine neuen empirischen Erkenntnisse gegen den „Neoliberalismus“, sondern ungewollt empirische Belege für die liberale Standardtheorie der Austrian Economics, welche sie entweder nicht kennen oder bewusst ignorieren.

Planwirtschaftliche Politikempfehlungen

Dies führt sie dazu, dass sie aus ihren empirischen Befunden Schlussfolgerungen in Form von interventionistischen und planwirtschaftlichen Politikempfehlungen ziehen, obwohl eine interventionistische und planwirtschaftliche Geldordnung die Ursache der diagnostizierten Probleme ist.

Dabei vernachlässigen sie, dass man immer nur erst ex-post wissen kann, ob durch ausländische Kredite Investitionsblasen in welchen wirtschaftlichen Bereichen entstanden sind, - nämlich erst nach deren Platzen. Niemand kann ex-ante wissen, ob eine Investition erfolgreich sein wird oder nicht. Abwehrmaßnahmen gegen übermäßige ausländische Kredite dürften deshalb auch zur Verhinderung sinnvoller Investitionen führen.

Trotz der immer noch unbereinigten Finanzkrise von 2007/2008 stellen die Spitzenökonomen des IWF nicht einmal die Frage, ob nicht die Möglichkeit der unbegrenzten Kreditgeldschöpfung aus dem Nichts Investitionsblasen und Umverteilungseffekte in Form erhöhter gesellschaftlicher Ungleichheit hervorrufen könnte.

Ein Satz in ihrem Aufsatz gibt Anlass zu der Vermutung, dass sie das Problem der Kreditgeldschöpfung aus dem Nichts überhaupt nicht erkennen und folglich davon ausgehen, dass die weltweit vergebenen Kredite aus weltweiten Ersparnissen bestehen.

Kreditgeldschöpfung aus dem Nichts

Einen älteren Beitrag ihres neuen IWF-Chefökonomen Maurice Obstfeld zitierend schreiben sie: „financial openness … can allow the international capital market to channel world savings to their most productive uses across the globe.“ Die Vorteile und Risiken der „financial openness” würden in der realen Welt aber in keinem akzeptablen Verhältnis zueinander stehen.

Leider wird an dieser Stelle übergangen, dass im Kreditgeldsystem kein systematischer Zusammenhang zwischen Geldersparnis und Geldanlage besteht, da das zur Anlage verwendete Geld weitgehend aus dem Nichts geschaffen wird. Um dies zu erkennen,  hätten die Autoren nur einen Blick auf die übliche Finanzierung kurzfristiger grenzüberschreitender Kapitalanlagen werfen müssen.

Meist wird der größte Teil des zur Anlage benötigten Geldes über die Kreditvergabe einer Bank an institutionelle Anleger erzeugt. Allenfalls die für den Kredit hinterlegte Sicherheitsmarge kann als Geldersparnis verstanden werden, falls sie nicht auch über den Kredit von einer anderen Bank finanziert wurde.

Vermeintlicher Freiheitsschutz 

Von einer interventionistischen und planwirtschaftlichen Geldordnung ausgehend sind die interventionistischen und planwirtschaftlichen Politikempfehlungen der Autoren aber durchaus konsequent. Doch können diese Politikempfehlungen die durch den wirtschafts- und geldpolitischen Konstruktivismus verursachten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme nicht lösen, so dass weitere politische Polarisierungen die Folge sind.

Der vermeintliche Freiheitsschutz, den sich Frau Lagarde auf die Fahnen geschrieben hat, gerät aufgrund konsequenter System- und Realitätsblindheit zur Freiheitsgefährdung. Und in polarisierten Gesellschaften wie den USA ist es dann von Forderungen nach Kapitalverkehrskontrollen über Schutzzölle gegen China hin zu Forderungen nach einer Mauer zwischen Mexiko und den USA kein langer Weg, wie der bisherige Erfolg von Donald Trump beängstigend belegt.


Über den Autor:
Norbert F. Tofall arbeitet seit 2014 als Senior Research Analyst für das Flossbach von Storch Research Institute in Köln. Von 2004 bis 2011 war er Lehrbeauftragter der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder im Studiengang „Master im Internationalen Management” in Minsk (Belarus) und hat von 2008 bis 2013 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler gearbeitet.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen