Flossbach von Storch Research Institute Die Pensionsansprüche der Dax-30-Vorstände

Seite 2 / 4

Pensionsansprüche des Gesamtvorstandes

Analysiert man die Geschäftsberichtsdaten auf die zugesagten Versorgungsleistungen, so wird schnell deutlich, dass die Pensionsansprüche mitnichten eine vernachlässigbare Größe darstellen. Summiert man die Versorgungsansprüche aller Dax-Vorstandsmitglieder auf, die diese bis zum Ende des letzten Geschäftsjahres erworben hatten, so ergibt sich ein Gesamtbetrag von 949,3 Millionen Euro.

>>Vergrößern

 Quelle: Geschäftsberichte, Flossbach von Storch Research Institute; Stand: April 2018 

Dies bedeutet, dass jedes Unternehmen seinen Vorstandsmitgliedern im Durchschnitt eine Anspruchssumme von 31,6 Millionen Euro zugesichert hat. Die Spanne der in diesen Durchschnitt eingehenden Werte ist hierbei jedoch sehr hoch. Während man bei Beiersdorf gänzlich auf die Gewährung von Versorgungsansprüchen verzichtet und man bei Adidas und SAP für den gesamten Vorstand auf 5,3 und 6,4 Millionen Euro kommt, summieren sich die Ansprüche des Vorstandes bei Volkswagen (VW) auf 125,4 Millionen Euro.

Ebenso haben die Unternehmen BASF mit 90,9 Millionen Euro und Daimler mit 82,7 Millionen Euro ihren Top-Managern sehr stattliche Beträge zugesagt. Dies liegt ganz wesentlich an der Größe des jeweiligen Vorstandes, was den zwischenbetrieblichen Vergleich erschwert.

Zudem ist die individuelle Dienstzeit der Mitglieder recht unterschiedlich, jedoch entscheidend bei der Einordnung der Ansprüche. Schließlich verdienen sich die Vorstände ihre in Aussicht gestellten Pensionsleistungen über viele Jahre. Dennoch wird schnell deutlich: Die Pensionssysteme unterscheiden sich also von Unternehmen zu Unternehmen erheblich.

Wie Abbildung 1 verdeutlicht, sind die aufsummierten Werte des Jahres 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig . Dies liegt nicht etwa daran, dass die Vorstandsmitglieder auf bereits zugesicherte Werte verzichteten. Vielmehr sind im vergangenen Geschäftsjahr einige Vorstände, die zuvor bedeutende Ansprüche angesammelt hatten, aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.

So etwa der ehemalige Chef der Munich Re Nikolaus von Bomhard, dessen aufgelaufene Ansprüche bei seinem Ausscheiden im April 2017 auf 27,3 Millionen Euro aufgelaufen waren. Diese Werte fallen dann zwar aus der Berechnung der Ansprüche aktiver Vorstandsmitglieder für das Jahr 2017 heraus. Da sie aber bilanziell dennoch fortzuführen und auszuweisen sind, lassen sie sich ebenfalls erfassen.

So steigt, um an das verwendete Beispiel anzuknüpfen, durch das Ausscheiden Bomhards, die Anspruchssumme ausgeschiedener Vorstandsmitglieder bei der Munich Re vom Jahr 2016 auf das Jahr 2017 von 124,3 auf 146,3 Millionen Euro. In Summe betrugen die zugesagten Leistungen für ehemalige Vorstände über alle Dax-Unternehmen zuletzt 3.502,6 Millionen Euro.

Bei den Unternehmen mit den höchsten Anspruchssummen ehemaliger Vorstände finden sich auch hier die beiden Autohersteller Daimler und VW, bei denen sich Werte von 270,5 Millionen Euro und 269,0 Millionen Euro ergeben. ThyssenKrupp schleppt mit 270,1 Millionen Euro ähnlich hohe Pensionslasten mit sich herum. Kommt man zurück auf die aktiven Vorstandsmitglieder, so zeigen die Vergütungsberichte, dass der Versorgungsaufwand für die im letzten Geschäftsjahr neu hinzuverdienten Vorstandspensionen über alle Unternehmen hinweg bei 106,6 Millionen Euro lag. Dies bedeutet dass jedes Unternehmen im Durchschnitt für seine Vorstände 3,6 Millionen Euro an neu hinzuverdienten Ansprüchen verbucht hat.² Hierbei stechen erneut Volkswagen mit 10,9 Millionen Euro und die Deutsche Bank mit 10,5 Millionen Euro heraus.