Überraschendes Comeback Die Vor- und Nachteile von Floating Rate Notes für die Asset Allocation

Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager von Nordix

Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager von Nordix: „Die Ausgabe dieser sogenannten Floating Rate Notes (FRN) war in den vergangenen zehn Jahren attraktiv und ein Garant für automatisch sinkende Fremdkapitalkosten.“ Foto: Nordix AG

In den vergangenen Jahren spaltete die Frage nach der richtigen Anleihen-Quote in der Asset Allocation die Gemüter von Vermögensverwaltern und Family Offices. Die Renditechancen dieser Assetklasse waren durch das Niedrigzins-Umfeld belastet. Im vergangenen Jahr kam es zu einer Trendwende: Bedingt durch die drastische Inflation in der Eurozone, verabschiedete sich die Europäische Zentralbank von der jahrelangen „Politik des billigen Geldes“. Es gibt wieder Zinsen.

Das Ende der Fahnenstange – so die Guidance von Federal Reserve und EZB – sei noch nicht erreicht. Neben der Ankündigung weiterer Zinsschritte wurde immer wieder deutlich gemacht, dass die Inflationsbekämpfung weiter oberste Priorität hat und man entsprechend reagieren werde. Damit ist Volatilität am Zinsmarkt in der näheren Zukunft vorprogrammiert. Eine Möglichkeit, diese Zinsvolatilität zu umgehen und dennoch mit Anleihen von den steigenden Zinsen zu profitieren, bieten sogenannte Floating Rate Notes.

Variabler Zinssatz bedeutet minimales Zinsänderungsrisiko

Unternehmensanleihen, wie beispielsweise die kürzlich emittierte Unilever-Anleihe mit Fälligkeit in 2031 (WKN: A3LEL5), haben üblicherweise einen festen Kupon, der sich während der Laufzeit nicht ändert. In Kombination mit der im Volksmund genannten „Zins-Wippe“ wirken sich Marktzinsänderungen mitunter massiv auf den Kurswert einer Festzinsanleihe aus.

Einige Unternehmen wollen sich aber nicht auf einen festen Zinssatz festlegen und bieten Investoren Anleihen an, deren Verzinsung quartalsweise an das aktuelle Zinsumfeld angepasst wird. Die Ausgabe dieser sogenannten Floating Rate Notes (FRN) war in den vergangenen zehn Jahren attraktiv und ein Garant für automatisch sinkende Fremdkapitalkosten. Doch durch die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank hat sich das Zinsumfeld massiv verteuert. Die Folge: Die Kupon-Anpassungen für Floating Rate Notes fallen aktuell so stark aus, wie seit 2009 nicht mehr – zur großen Freude der Floating-Rate-Note-Investoren, wie die nachfolgende Grafik anschaulich darstellt.

Zinssätze für Floating Rate Notes steigen auf 10-Jahres-Rekord

Quelle: Bloomberg, nordIX AG

 

Geldmarktzinsen auf 10-Jahres-Höchststand

Die meist vierteljährlichen Kuponzahlungen hängen vom jeweiligen Stand der Euro Interbank Offered Rate (kurz: Euribor) ab. Dieser Zinssatz gilt als ein Leit- beziehungsweise Referenzzinssatz für die Geschäfte zwischen europäischen Banken. Die Konstruktion der Floating Rate Notes ist so ausgelegt, dass Unternehmen neben dem „risikolosen“ Geldmarktzinssatz Euribor einen ihrem Rating entsprechenden Bonitätsaufschlag als Vergütung des Zahlungsausfallrisikos bezahlen müssen. Dieser Zusammenhang lässt sich besonders gut an der Floating Rate Note der Volkswagen AG mit Fälligkeit in 2024 (WKN: A2RUFK) aufzeigen.

Wie in der unteren Grafik dargestellt ist, ist die Floating Rate Note der Volkswagen AG so ausgestaltet, dass dem Investor eine quartalsweise Zahlung des jeweiligen 3-Monats-Euribor-Zinssatzes zuzüglich eines Aufschlags von 155 Basispunkten zufließt. Zur Freude der Anleihe-Investoren ging die steile Aufwärtsbewegung bei den Marktzinsen der vergangenen Monate direkt in die Kupon-Anpassungen der Anleihe mit ein.

Per letzter Kupon-Anpassung von Mitte Februar 2023 liegt der annualisierte Kupon der Volkswagen-Floating-Rate-Note bei rund 4,2 Prozent: 2,66 Prozent 3-Monats-Euribor und 1,55 Prozent Aufschlag. In der Folge bedeutet dies, dass ein Investor am nächsten Kupon-Termin am 16. März 2023 eine Ausschüttung von rund 1,04 Prozent des Nominalwerts bekommen würde. Die Rechnung dahinter ist: 4,2 Prozent * (89T/360T) = 1,04 Prozent pro Quartal – beziehungsweise 4,2 Prozent per annum.

Quelle: Bloomberg, nordIX AG

 

Die EZB ist weiter auf Zinserhöhungs-Kurs

Auf ihrer Sitzung Anfang Februar hat die EZB die Leitzinsen abermals um 50 Basispunkte angehoben und angekündigt, dass die Bekämpfung der Inflation weiter höchste Priorität haben wird. In Anbetracht der von Eurostat ermittelten Inflationsrate für Januar von 8,6 Prozent gibt es für die EZB noch einiges zu tun. Das ist eine vielversprechende Perspektive für die weiteren Kupon-Anpassungen bei Floating Rate Notes, welche sich automatisch an das neue Zinsniveau anpassen würden.

Mit der neuen Geldpolitik kommt es zu einer Trendumkehr. Denn bedingt durch das Negativ-Zinsumfeld von 2014 bis 2022 und die bisher vergleichsweise übersichtlichen Bonitätsaufschläge der Floating-Rate-Note-Emittenten, war die Assetklasse bisher höchstens zum Kapitalerhalt geeignet, wie das Beispiel des Lyxor Euro Floating Rate Note ETF (WKN: LYX0Z0) zeigt.

ETFs auf FRNs: Bisher eher Kapitalerhalt als Performance-Bringer

Quelle: Bloomberg, nordIX AG

Das Universum an Floating Rate Notes ist leider begrenzt. Sie werden überwiegend von Banken und zu einem kleinen Teil von Automobil-Herstellern emittiert. Investoren haben damit das Problem, nicht ausreichend diversifizieren zu können. Durch den Einsatz von sogenannten Interest Rate Swaps lassen sich bei Anleiheportfolios mit fixen Kupons die vorteilhaften Eigenschaften von Floating Rate Notes nachbilden. Mangelnde Diversifikation kann so überwunden werden. Des Weiteren lässt sich so auch das Problem der meistens sehr kurzen Laufzeiten von Floating Rate Notes umgehen.


Über den Gastautor:
Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager bei der Nordix, einem auf Fixed Income spezialisierten Asset Manager aus Hamburg. Krivenkov hat während seines Studiums der Betriebswirtschaft verschiedene Stationen bei Banken und Fondsgesellschaften durchlaufen, eher er das Portfolio Management der Nordix verstärkte.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen