Experte zur Super Return 2022 Flexibilität ist bei Private Equity Trumpf

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Anleger behalten ihre Investitionsquoten bei

Das Fundraising zeigte im 1. Quartal eine spürbare Verlangsamung. Der Branchendienst Pitchbook meldete Neugelder im Volumen von nur noch 293 Milliarden US-Dollar – im Vergleichszeitraum 2021 waren es noch 1.300 Milliarden US-Dollar. Die Anspannung scheint große Fonds allerdings weniger zu stören. So hat Advent International für seinen Fonds GPE X jüngst 25 Milliarden US-Dollar in sechs Monaten eingesammelt. Bei vielen kleineren Fonds und vor allem First-Time-Fonds haben wir hingegen eine Verzögerung der Prozesse und Final Closings gesehen.

Dazu kommt als wichtiger Faktor, dass 2022 eine sehr große Anzahl an Fonds an den Markt tritt. Die Gelder der Vorgängerfonds wurden in dem sehr agilen Markt der vergangenen Jahre überdurchschnittlich schnell „verinvestiert“. Das große Angebot an etablierten und bereits angebundenen Managern erschwert es neuen Marktteilnehmern, Gelder einzusammeln.

Die Investoren sehen Private Equity aber nach wie vor sehr positiv und bleiben ihren Quoten treu. Im Vergleich zu den hohen Volatilitäten anderer Assetklassen fühlen sich die Anleger bestätigt, entsprechende Engagements als Stabilisator in unsicheren Zeiten zu halten. Die Anlagequoten der Großinvestoren sind aber am oberen Ende. Daher lassen sie sich mit Entscheidungen mehr Zeit als in den Vorjahren. Gerade in diesen Zeiten wäre es aber ratsam, kleineren Fonds das Vertrauen zu schenken. Diese können agiler auf das neue Umfeld reagieren und in ihren entsprechend kleineren Beteiligungen die notwendigen operativen Anpassungen schnell umsetzen.

Mitarbeitersuche wird einfacher

Eine der wenigen konstanten Herausforderungen entspannt sich derweil etwas: die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern. Hier versuchen die Unternehmen, sowohl mit höheren Löhnen als auch mit weichen Faktoren wie flexibleren Arbeitszeiten zu punkten. Grundsätzlich bleibt der Wettbewerb um gute Mitarbeiter weiterhin hoch. Im IT- sowie Software-Segment ist aber eine gewisse Entspannung zu beobachten, da viele Start-ups aufgrund ausbleibender oder kleinerer Finanzierungsrunden nicht mehr so massiv einstellen beziehungsweise Personal abbauen. Überhaupt scheint wie immer zu gelten, eine Krise nie ungenutzt zu lassen.

Insgesamt ist die Stimmung innerhalb der Private-Equity-Branche gut – und auf der Super Return 2022 war sie es ohnehin: Nach der langen Zeit der Lockdowns war die Sehnsucht nach persönlichen Meetings offenbar groß. Die Konferenz und die umliegenden Hotels waren so gut besucht wie vor der Pandemie. Und Berlin hat sich als Standort global etabliert. Die Berliner Zeitung titelte sogar: „London ist langsam out, Berlin wird immer wichtiger.“

Über den Gastautor:
Julien Zornig ist Managing Partner bei Astorius. Nach seinem Studium leitete er in Zürich für die Berenberg-Gruppe die gesamten Hedge-Fonds-Aktivitäten. Nach dem Wechsel zur M.M.Warburg Gruppe war er im Bereich Private Equity tätig und baute gleichzeitig strategische Beziehungen zu Family Offices und Asset-Management-Gesellschaften auf. 

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