Forderung von 168 Investoren 1.320 Firmen sollen ihre Umweltdaten offenlegen

Henrik Pontzen, Leiter für ESG-Themen bei Union Investment

Henrik Pontzen, Leiter für ESG-Themen bei Union Investment: Die Investmentgesellschaft ist einer der 168 Investoren, welche die Forderung unterstützen Foto: Union Investment

168 Investoren aus 28 Ländern, die ein Vermögen von 17 Billionen US-Dollar verwalten, darunter Union Investment, Amundi, Legal und General Investment Management und Schroders, fordern Unternehmen mit besonders hohen Auswirkungen auf die Umwelt dazu auf, künftig ihre Umweltdaten über das 2000 in London gegründeten Carbon Disclosure Project (CDP), ein gemeinnützige Plattform, offenzulegen. Die angesprochenen 1.320 Unternehmen haben eine weltweite Marktkapitalisierung von über 28 Billionen Dollar und stoßen zusammen schätzungsweise mehr als 4.700 Megatonnen Kohlendioxid-Äquivalent (CO2e) pro Jahr aus – das ist mehr als der CO2-Ausstoß der Europäischen Union (EU).

Für die Investoren ist die transparente Berichterstattung wichtig, um ihre eigenen Verpflichtungen in punkto Nachhaltigkeit zu erfüllen. Damit sie die von ihnen mitfinanzierten Umweltauswirkungen besser nachvollziehen, steuern und so ihre eingegangenen Netto-Null-Verpflichtungen erfüllen können, müssen Finanzinstitute und Asset Manager zunächst die Umweltauswirkungen der Vermögenswerte in ihren Portfolios kennen. Das Engagement der Investoren wird von der Non-Disclosure Campaign des CDP koordiniert, die darauf abzielt, die Umwelttransparenz von Unternehmen zu erhöhen, die ihre Umweltdaten entweder nie oder nicht mehr über das CDP offengelegt haben.

Auf der Liste stehen deutsche Firmen wie Hellofresh, Fraport, TAG Immobilien und TLG Immobilien, aber auch globale Unternehmen wie Netflix, Alibaba Group, Rio Tinto und Prada. Die letztjährige Non-Disclosure-Kampagne führte zu der bisher höchsten Rücklaufquote. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die ihre Daten offenlegen, gegenüber 2019 mehr als verdoppelt. Es zeigte sich auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen seine Daten über das CDP offenlegt, doppelt so groß ist, wenn es direkt von Investoren dazu aufgefordert wird.

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In diesem Jahr legten 20 Prozent der von den Investoren angesprochenen Unternehmen bereits über das CDP Daten zu einem der Berichtsfelder offen. Diese Unternehmen werden dennoch gezielt adressiert, weil sie noch keine Daten zu einem anderen, für sie als wesentlich identifizierten Thema offenlegen. 58 Prozent der Unternehmen wurden von Investoren ausgewählt, damit diese künftig ihre Auswirkungen auf den Klimawandel offenlegen. 21 Prozent, darunter Prada und die Roche Holding, wurden aufgefordert, zu mindestens zwei der drei Themen – Klimawandel, Wälder oder Wassersicherheit – Daten offenzulegen. Henrik Pontzen, Leiter für ESG-Themen bei Union Investment dazu: „Transparenz zu Klima-, Arten- und Wasserschutz hilft uns, verantwortliche Investitionsentscheidungen zu treffen. Als aktiver Vermögensverwalter überzeugen wir deshalb jedes Jahr mehr Unternehmen, mit einer Offenlegung ihrer Umweltdaten über CDP Transparenz zu schaffen.“

Laurent Babikian, Direktor Kapitalmärkte bei CDP Europe, sagte: „Das Engagement der Investoren ist entscheidend, um die Offenlegung voranzutreiben. Transparente Berichterstattung ist der erste Schritt zu Umweltmaßnahmen. Klimawandel, die Abholzung von Wäldern und die Gefährdung der Wassersysteme stellen wesentliche Risiken für Investoren dar. Deswegen riskieren diejenigen Unternehmen, die ihre Auswirkungen nicht offenlegen, beim Zugang zu Kapital hinter ihren Wettbewerbern zurückzubleiben. Wie das kontinuierliche Wachstum und der Erfolg dieser Kampagne zeigen, benötigen Investoren Daten, die konsistent, vergleichbar und umfassend sind. Um dies zu ermöglichen und sie bei der Festlegung und Erreichung ihrer eigenen Netto-Null-Ambitionen zu unterstützen, erwarten sie, dass sich Unternehmen vollständig an die TCFD-Standards zur Offenlegung und Berichterstattung von Umweltdaten halten. Wir freuen uns, dass die diesjährige Kampagne ein Rekordniveau an Unterstützung durch Investoren erreicht hat. Anstatt die Aufmerksamkeit abzulenken, lenkt die COVID-19-Pandemie die Aufmerksamkeit der Investoren auf die Notwendigkeit, globalen systemischen Risiken wie dem Klimawandel zu begegnen. Das Blatt wendet sich rasch gegen Unternehmen, die die Forderungen der Investoren nicht ernst nehmen.“

Während der Sommermonate, in denen das Offenlegungssystem des CDP geöffnet ist, werden die Investoren mit den Unternehmen in Kontakt treten. Die Unternehmen werden gebeten, ihre Antworten an die Investoren über das CDP-Online-Response-System zu übermitteln.

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