Tokenisierung illiquider Assets Wie sich das Fintech Cometum mit Oldtimern und Co. im Private Banking etablieren will

Porsche 911E von 1972

Porsche 911E von 1972: Auf der Cometum-Plattform können Kunden unter anderem in diesen Oldtimer investieren. Foto: Cometum

private banking magazin: Herr Miller, Ihr Produktangebot richtet sich vor allem an junge Vermögende, die sogenannten High-Net-Worth Millennials und Affluents. Warum sollte diese Kundengruppe ausgerechnet in einen Porsche 911E von 1972 investieren, der doch eher deren Vätergeneration begeistern dürfte?

Sascha Miller: Die meisten Angehörigen unserer Zielgruppe sind familiär bedingt früh mit der Assetklasse Oldtimer in Kontakt gekommen. Wer einmal bei seinem Vater auf dem Beifahrersitz eines Jaguar E Typs oder Porsche 964 saß, wird diese Emotionen nie vergessen. Wer als Millennial die Kunst des Sammelns mit einer ihm nahestehenden Person für sich entdeckt hat, möchte diese Tradition selbst gerne fortführen oder an die nächste Generation weitergeben. Dabei entwickelt sich eine eigene Leidenschaft für Oldtimer, die sich keinesfalls auf eine bestimmte Epoche beschränken muss.

Ein Aston Martin DB 5 aus den bekannten James Bond Reihen steht beispielsweise für zeitlose Sportlichkeit, Tradition und Eleganz. Wir sind davon überzeugt, dass unser breites Produktangebot in Zukunft jedem Oldtimer-Enthusiasten das Herz höherschlagen lassen wird und sich nicht nur die Vätergeneration unserer Anleger von unseren Modellen begeistern lassen dürfte.

Und schließlich spielt die zu erwartende Rendite als Motivation für ein Oldtimer-Investment bei Cometum sicherlich keine untergeordnete Rolle: Zieht man aktuelle Performance-Indikatoren wie den HAGI Porsche Index heran, liefert dieser bei einer YTD-Performance von 27,1 Prozent überzeugende Argumente für ein Investment in ein klassisches Porsche-Fahrzeug – unabhängig von der Altersgruppe.

Welche Idee steckt hinter Cometum? Welchen Platz wollen Sie in der Wealth-Management-Branche besetzen?

Miller: Die Idee für Cometum entstand aus unseren eigenen Bedürfnissen als Gründer. Zum einen fiel meinem Co-Founder Alexander Rennig und mir auf, dass keine einheitlichen Lösungen für die Überwachung unterschiedlicher Assetklassen wie Kryptowährungen und Aktien existieren. Alternative Anlageklassen wie Kunst oder Oldtimer waren zudem als illiquide Anlageklasse nicht kapitalmarktfähig, geschweige denn fungibel. Hinzu kommt, dass man als junger Kunde von Privatbanken bei der Auswahl solcher Assets alleine gelassen wird.

Aus der Motivation heraus, eine ganzheitliche Lösung für die eigene Vermögenssituation zu entwickeln, entstand Cometum. Wir begreifen uns als eine Neo-Privatbank, die die Bedürfnisse der jungen Privatbank-Kunden nachvollziehen kann und versteht. Eine Entwicklung, die uns in die Hände spielt, ist der sogenannte „Great Transfer of Wealth“. Der besagt, dass bis 2030 der größte Vermögenstransfer der Geschichte stattfinden wird – von der Generation der Babyboomer an die Generation der Millennials. Weltweit soll ein Vermögenswert von rund 60 Billionen US-Dollar vererbt werden. Gleichzeitig belegen Studien, dass beinahe jeder zweite bis dritte Kunde einer Privatbank bereit wäre, das Institut zu wechseln. Unter Berücksichtigung dieser Umstände möchte Cometum die Privatbank für die Erbengeneration von morgen werden.

Sascha Miller, Geschäftsführer
und Co-Gründer von Cometum.

Cometums Slogan lautet: „Private Banking Reinvented.“ Was haben Sie denn neu erfunden?

Wenn wir von der Neuerfindung des Private Bankings sprechen, geht es uns in erster Linie um eine Verjüngung und Modernisierung dieser traditionellen Branche. Dabei versuchen wir, entlang einer feinen Linie, eine Brücke zwischen der Welt der traditionellen Privatbanken und der Welt der Neobanken zu schlagen, immer mit der Prämisse, den Bedürfnissen der Kunden und des derzeitigen Marktes gerecht zu werden. Wir wollen dabei die bestehenden Privatbanken nicht ganzheitlich verdrängen – das können wir auch nicht.

Vielmehr sehen wir uns als Alternative für Kunden, die eine digitale Neo-Privatbank auf Augenhöhe suchen, die sich mit ihrem Beratungsangebot, ihrer individuellen Vermögenssituation anpasst. Bei diesen Kunden lässt sich vor allem mit einem innovativen Produktangebot viel gewinnen. Dazu zählen vor allem Alternative Assets, die etablierte Privatbanken als Produktklasse für ihre Kunden nicht im Repertoire haben.

Sie haben die Bedürfnisse junger vermögender Kunden angesprochen? Inwiefern hat sich Cometum daran ausgerichtet?

Miller: Diese Generation der sogenannten „High-Net-Worth-Millennials“ erwartet On-Demand-Private Banking, das zu ihrem Lifestyle als Digital Native im 21. Jahrhundert passt. Dazu gehören weltweit 24/7 Kundenservice mit persönlichem Ansprechpartner, Best-In-Class Banking-Services inklusive Premium-Kreditkarte und Zugang zu Blue-Chip-Investments. Zudem wissen junge Vermögende nur allzu gut transparente Preismodelle zu schätzen. Man könnte unseren Ansatz als „Hybrides Wealth Management“ bezeichnen. Unsere Kundschaft besteht zum großen Teil aus Kunden, die über eine hohe finanzielle Bildung verfügen und die meisten ihrer Entscheidungen selbst treffen. Ein solcher Kunde erwartet einen ausgewogenen Mix aus traditionellem Private Banking und innovativen Anlageprodukten – wie zum Beispiel alternativen Assets.

 

 

Sie konzentrieren sich auf „Blue-Chip-Assets“. Was muss ein Kunstwerk, Schmuckstück oder der Oldtimer erfüllen, um von Ihnen dieses Prädikat zu erhalten?

Miller: Bereits vor der Gründung von Cometum stand für uns fest, dass die Konzentration auf Blue-Chip-Assets ein wichtiger Bestandteil unserer Positionierung sein wird. Im Bereich der Investitionen in Sachwerte gibt es bereits diverse Anbieter.

Im Unterschied zu Cometum adressieren diese Mitbewerber allerdings eher den Massenmarkt, also Kleinanleger beziehungsweise klassische Retailkunden. Investitionen sind hier bereits ab 50 Euro möglich, darin spiegelt sich aber auch entsprechend die Qualität der offerierten Sachwerte dieser Plattformen. Sich mit 50 Euro an einer Rolex oder einem Sneaker zu beteiligen, stand für uns nie zur Debatte. Davon abgesehen können sich unsere Kunden eine Rolex oder eine Handtasche für 20.000 Euro selbst leisten. Hinzu kommt, dass wir unsere Blue-Chip-Sachwerte als digitales Wertpapier fraktionalisieren, da eine Strukturierung bei einem Sachwert unter 100.000 Euro kaum wirtschaftlich ist. So erachten wir unser aktuelles Investment, den Porsche 911E von 1972, noch als Blue-Chip-Asset.

Perspektivisch siedeln wir Blue-Chip-Assets aber eher ab einem Wert von mindestens 500.000 Euro an. Hier stehen Risiko und Rendite in einem angemessenen Verhältnis. In dieser Klasse sind eher Werke mit entsprechender Provenienz, einer überzeugenden Bewertungshistorie und einem prognostizierbaren Wertsteigerungspotenzial anzutreffen. Wir gehen sehr selektiv dabei vor, einem Sachwert das Prädikat als Blue-Chip-Asset zu erteilen. Eine Risikominimierung für unsere Anleger lässt sich jedoch nur auf diese Weise darstellen. Lassen Sie es mich so formulieren – Sachwerte wie Rolex-Uhren, Sneaker oder Handtaschen ähneln unserer Ansicht nach eher dem Charakter des Glücksspiels.