Finanzwelt der Zukunft Nicht nur der Euro muss auf die Blockchain

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2. Euro als Token

Der Euro repräsentiert Wert, ebenso wie Aktien, Immobilien und andere Gegenstände. In der heutigen Welt gibt es Plattformen für den Euro-Zahlungsverkehr und andere Systeme – wie silo-artige IT-Systeme — für den Wertpapierhandel. In der Finanzwelt der Zukunft werden die beiden silo-artigen Systeme verschmolzen. Sie basieren auf einer Blockchain-Plattform, auf der der Euro ebenso notiert ist wie diverse Aktien, Wertpapiere und zahlreiche weitere Wertgegenstände. Alle diese Wertgegenstände sind letztlich durch Tokens auf einem integrierten Blockchain-System repräsentiert. Hierauf findet der Handel statt; etwa, wenn eine Daimler-Aktie für einen bestimmten Euro-Betrag erworben wird. Die Zahlung gegen Lieferung – in der Finanzwelt als „payment versus delivery“ bekannt – erfolgt zum selben Zeitpunkt.

Wertgegenstände müssen dann also nicht mehr zwischen silo-artigen Systemen transferiert oder abgeglichen werden. Nur ein Blockchain-System ist in der Lage, verschiedene Arten von Wertgegenständen – in dem Fall sind es Tokens – integriert abzubilden, ohne dass neue silo-artige Strukturen entstehen.

3. Smart Contracts

Eigentlich geht es bei der ganzen Diskussion gar nicht alleine um den reinen Zahlungsverkehr, sondern auch darum, eine Zahlung in eine Geschäftslogik oder einen Geschäftsprozess einzubinden. Beispiele sind etwa Treuhandprozesse, Daueraufträge, Zinszahlungen, Factoring, Leasing, Mietkautionskonto, Kredite – solche Prozesse können ideal mit Smart Contracts „programmiert“ werden. Was heute durch Prozessbrüche und uneinheitliche Schnittstellen nur mit viele Aufwand funktioniert, klappt durch Einsatz von Euro-notierten Smart Contracts viel besser, schneller und effizienter. Diese Smart Contracts sind am besten per Blockchain-System integrierbar.

Einige Unternehmen sind in diesem Bereich bereits aktiv und bieten heute oder in Kürze den Euro auf Blockchain-Basis in verschiedenen Varianten an. Die Commerzbank hat den Euro auf Blockchain-Basis für Testprojekte bereits realisiert; er wurde in den Untiefen der Bankbilanz bereits gebucht. Das deutsche Startup Cash on Ledger wiederum bietet bereits Euro-notierte Smart Contracts für die Realisierung erster Projekte an. Das Startup Finbc aus Frankfurt wickelt Rechnungen mit einem Blockchain-Euro ab und wird diese Dienstleistung in Kürze anbieten. Monerium aus Island bietet demnächst den Euro und auch andere Währungen auf dem Ethereum-Netzwerk an.

Stasis, ein Startup aus Malta, hat einen an den Euro-gekoppelten Token auf der öffentlichen Ethereum-Plattform im Angebot. Fnality International – ein Projekt, bei dem auch deutsche Banken mitwirken – bietet in Kürze den Blockchain-Euro für Transfers zwischen Banken an. Diese Projekte sind bereits real und funktionieren. Ankündigungen von ähnlichen Plänen gibt es weiterhin zum Beispiel von der US-Bank JP Morgan oder auch dem Dax-Konzern Allianz.

Die Identität auf der Blockchain

Der Euro auf Blockchain-Basis ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn eine Transaktion findet zwischen zwei Parteien statt. Natürlich sind dies zunächst Personen und Firmen, es können aber auch Geräte oder Maschinen sein. Das Thema Identität auf der Blockchain reicht sehr weit und zielt darauf ab, dass Menschen mit ihrer physischen Identität, etwa in Form eines Personalausweises, Firmen mit deren Handelsregistereintrag und letztlich Maschinen einen „digitalen Ausweis“ auf der Blockchain erhalten. Dann können Transaktionen zwischen Menschen und Unternehmen (Beispiel: Carsharing) aber auch zwischen Menschen und Maschinen (Beispiel: Personentransport in einem autonomen Auto) oder aber zwischen zwei Maschinen (Beispiel: autonomes Auto parkt auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz) schnell und kostengünstig abgewickelt werden.

In Zukunft wird Geld zwischen Menschen, Firmen und Maschinen transferiert werden. Wenn im Jahr 2025 mehr als 20 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden und ein Teil dieser Geräte beginnt, am Zahlungsverkehr teilzunehmen, wird nicht nur eine komplett neue (möglicherweise dezentrale) Zahlungsinfrastruktur erforderlich sein. Menschen, Organisationen und Maschinen müssen mit ihren Identitäten auf Blockchain-Systemen registriert sein. Daher kommt dem Identitätsmanagement auf Blockchain-Basis eine Schlüsselfunktion zu. Natürlich darf dies nur unter Einhaltung der Datenschutzregeln geschehen.