Finanzskandal der Erzdiözese Eichstätt Prüfbericht stellt Klerikern vernichtendes Zeugnis aus

Erzdiözese Eichstätt:Die Gesamtsumme der noch offenen Darlehen beträgt aktuell rund 54 Millionen US-Dollar.

Erzdiözese Eichstätt:Die Gesamtsumme der noch offenen Darlehen beträgt aktuell rund 54 Millionen US-Dollar. Foto: Erzdiözese Eichstätt

Die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hat ihren Prüfbericht zum Finanzskandal in der Erzdiözese Eichstätt fertiggestellt. Darin bescheinigen die von der Diözese selbst beauftragten Gutachter mehreren Geistlichen Inkompetenz. Besonders schwer wiegen jedoch die Vorwürfe gegen den ehemaligen Finanzdirektor. Bischof Gregor Maria Hanke sehen die Prüfer unterdessen nicht in der Verantwortung. Er habe „die verkrusteten und teilweise sogar kirchenrechtswidrigen Strukturen des 'Systems Eichstätt'“ höchstens zu spät beseitigt.

Die dubiosen Geschäfte waren im Zuge der vom Bischof 2015 ausgerufenen Transparenzoffensive entdeckt worden. Dabei geht es um Kredite für Bauvorhaben in den USA, die der stellvertretende Finanzdirektor vergeben hatte, ohne diese etwa durch eine Grundschuld abzusichern. In Summe handelte es sich um 31 Kredite in Höhe von insgesamt 60 Millionen US-Dollar – ein Sechstel des gesamten Anlagevermögens der Eichstätter.

„Usurpierte Machstellung“

Das Urteil der Prüfer ist vernichtend: Der ehemalige Finanzdirektor als Hauptverantwortlicher auf der diözesanen Leitungsebene habe sich dabei „in hohem Maße verantwortungslos und pflichtwidrig“ verhalten. Darüber hinaus sehen die Prüfer auch systemische Defizite als Ursache für den Skandal: Ein enger Zirkel hochrangiger Kleriker habe jahrelang sämtliche zentralen Macht- und Schaltstellen innerhalb der operativen Verwaltung besetzt und gleichzeitig die Funktion der Kontroll- beziehungsweise Beratungsgremien wahrgenommen. All dies sei unter „bewusster Inkaufnahme der eigenen fachlichen Inkompetenz“ geschehen. Weiter kritisiert der Bericht den „umfassenden Herrschafts- und Leitungsanspruch einer Gruppe führender Kleriker, die ihre usurpierte Machstellung insbesondere aus ihrer Zugehörigkeit zum Domkapitel hergeleitet haben.“

Die Argumentation des Finanzdirektors, er habe sich bei den Geschäften auf seinen fachlich versierteren Stellvertreter verlassen, lassen die Prüfer nicht gelten: „Schon durch einfachste Kontrollfragen hätte ihm klar sein müssen, dass derartige hochriskante Finanzgeschäfte nicht in Betracht kommen“. Während die Staatsanwaltschaft München II gegen den früheren stellvertretenden Finanzdirektor und dessen Geschäftspartner sowie zwei weitere Personen ermittelt, tritt der Finanzdirektor jedoch nur als Zeuge auf.

Keine Zahlungseingänge

Dem Prüfbericht zufolge sind bis heute nur 6 Millionen US-Dollar an Darlehen aus Texas und Florida zurückgeflossen. Ob die Diözese etwas von den noch offenen 54 Millionen US-Dollar wiedersieht, ist fraglich: mehr als 44 Millionen US-Dollar seien teils bereits seit längerem fällig, „ohne dass entsprechende Zahlungseingänge festgestellt werden konnten“, heißt es im Prüfbericht.

Die Erzdiözese hat bereits lange vor Veröffentlichung des Berichts auf den Skandal reagiert: Neuer Finanzdirektor ist seit April 2018 der erfahrene Betriebswirt Florian Bohn. Auch den Diözesanvermögensverwaltungsrat als Kontrollgremium hat man mittlerweile neu besetzt, er besteht nun überwiegend aus Wirtschaftsexperten.

 

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