Der FC Barcelona will das digitale Aushängeschild Barça Media über eine Purpose Acquisition Company, kurz Spac an die US-Börse Nasdaq bringen. Diese würde das Sub-Unternehmen des Fußballclubs demnach mit einer Milliarde US-Dollar bewerten. Barcelona behalte, so Medienberichte, jedoch erstmal 80 Prozent an Barca Media. Demnach soll die Mantelgesellschaft offenbar 20 Prozent übernehmen und 200 Millionen Dollar bezahlen.
Verantwortliche des FC Barcelona beziffern nicht, wie viel Geld das Geschäft einbringen soll. Das Ziel des mit knapp 1,3 Milliarden Euro verschuldeten Clubs ist dagegen klar – es sollen Finanzmittel erhalten und davon mehr Einnahmequellen erschlossen werden. Barça Media könne dabei eine „wichtige Einnahmequelle in den kommenden Jahren“ werden, so Verantwortliche des FC Barcelona in einer Erklärung. „Das Unternehmen umfasst im Wesentlichen alle digitalen Inhalte, die der Verein in den letzten 20 Jahren produziert hat und die sich an Fans aller Altersgruppen auf der ganzen Welt richten“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Middelhoffs durchwachsene Karriere
Damit das alles nicht nur in der Theorie gut klingt, soll den Katalanen, laut dem Magazin Capital, Thomas Middelhoff helfen. Der wegen Untreue verurteilte Straftäter und Ex-Top-Manager – der einst unter anderem Chef des Medienkonzerns Bertelsmann war und Vorsitzender des Aufsichtsrates von Karstadt Quelle, der Aktienkurs des einstigen Kaufhausriesen sank im Verlauf seiner Amtszeit um 90 Prozent – bekommt den Posten als Chief Strategy Officer von Barça Media.
Der SPAC, der Barça Media an die Börse bringen soll, ist, laut Capital, der Schweizer Private-Equity-Fonds Mountain Partners, eine leere Börsenhülle, die der deutsche Tech-Investor Cornelius Boersch 2021 an die nordamerikanische Tech-Börse Nasdaq gebracht hat. Boersch sammelte darin über 200 Millionen Dollar ein. Der zweite Schritt, mit diesem Geld eine Akquisition zu tätigen, war ihm bisher allerdings nicht gelungen. Nun könnte anscheinend genau diese Summe investiert werden. Middelhoff ist laut seinem Linkedin-Profil seit Mai diesen Jahres bei Mountain Partners beschäftigt – und mit Boersch befreundet. Die beiden schrieben gemeinsam sogar ein Buch.
Bei der Registrierung des Mountain-Spac im April 2021 bei der US-Börsenaufsicht SEC nannten die Gründer zudem weitere Teilhaber. Darunter Ex-Sartorius- und Ex-ENBW-Chef Utz Claassen, der „Chief Operating Officer“ das operative Geschäft verantwortet, welches es bislang wohl noch gar nicht gibt. Der ehemalige Gesundheitsminister und Ex-Vizekanzler Philipp Rösler wird als Mitglied des des Verwaltungsrats genannt.
Middelhoff selbst war viele Jahre auf der Karriere-Überholspur unterwegs, ehe er im November 2014 wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt wurde. Noch im Gerichtssaal erließ das Gericht Haftbefehl wegen Fluchtgefahr und er wurde sofort in Untersuchungshaft genommen. Er trat schließlich am 13. Mai 2016 seine Haft im offenen Vollzug an und wurde im November 2017 vorzeitig entlassen.
Ebenfalls durchwachsen – Die Erfolgsbilanz von Spacs
Spacs sind lediglich Mantelgesellschaft, mithilfe derer Unternehmen sich Geld beschaffen können. Die Gründung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird Kapital über einen Börsengang eingesammelt, um dieses dann in die Übernahme von Unternehmen zu investieren. Für das zu übernehmende Unternehmen ist der Kauf durch einen SPAC eine Alternative zu einem herkömmlichen Börsengang (IPO).
Zum Ende der Niedrigzins-Phase waren Spacs durchaus beliebt. Beispielsweise aufstrebende Techfirmen fanden ein günstiges Umfeld für hohe Bewertungen und strebten an die Börse. Spacs erlauben es zudem, dem Eigentümer des Zielunternehmens, in diesem Fall des FC Barcelona, sich langwierige und kostspielige Prozesse eines klassischen Börsengangs zu sparen. Auch umfangreichen Börsenprospekte sind nicht Pflicht.
Die Bilanz von SPACs an den Finanzmärkten ist allerdings durchwachsen. Viele SPACs wurden abgewickelt oder kämpfen ums Überleben. Allen 2021 wurden 613 Spacs gegründet. Die Webseite spacanalytics.com listete unlängst aber lediglich 20 US-Mantelgesellschaften auf, die seit ihrem IPO Renditen von 50 Prozent und mehr aufweisen. Dagegen wurden 308 wegen Erfolglosigkeit wieder abgewickelt. Unter anderem der mit 4 Milliarden US-Dollar ausgestattete und damit bislang größte SPAC der Welt von Hedgefonds-Manager Bill Ackman. Gut 253 SPACs sollen aktuell noch auf der Suche nach einem passenden Akquisitionsziel sein.
FC Barcelona in Geldnot
Der traditionsreiche Fußballclub FC Barcelona kämpft seit vielen Jahren gegen hohe Schulden an. Derzeit liegen diese bei gut 1,3 Milliarden Euro. Um das marode Stadion modernisieren zu können, musst erst ein Vertrag mit 20 Investoren, darunter Banken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs, zustande kommen. Das Kreditvolumen liegt bei 1,45 Milliarden Euro. Die Namensrechte des Stadions wurden ebenfalls verkauft, es heißt nach der Unterzeichnung eines Abkommens über eine „strategische Partnerschaft“ mit dem Musikstreaming-Marktführer Spotify nun „Spotify Camp Nou“.