Family Risk Managers Vermögensschutz für Family-Office-Kunden

Mitarbeiter des Auktionshauses Christie's tragen ein Firmenschild der Pleite-Bank Lehmann Brothers herein: Seit der Finanzkrise achten vermögende Familien noch mehr auf die Sicherheit ihrer Kapitalanlagen (Foto: Ben Stansall (AFP / Getty Images))

Mitarbeiter des Auktionshauses Christie's tragen ein Firmenschild der Pleite-Bank Lehmann Brothers herein: Seit der Finanzkrise achten vermögende Familien noch mehr auf die Sicherheit ihrer Kapitalanlagen (Foto: Ben Stansall (AFP / Getty Images))

Das vergangene Jahrzehnt ist gekennzeichnet durch eine starke Zunahme neuartiger Risikofelder – von der staatlichen Überschuldung über eine systemische Bankenkrise bis hin zu monetärer Verwässerung des Vermögens, dem Zugriff Dritter, Währungserosion und politischer Instabilität.

Die Unsicherheiten bestehen nicht nur in Bezug auf die Frage nach der Eintrittswahrscheinlichkeit dieser neuen Risiken, sondern auch bezüglich der Wechselwirkungen und der Schadenshöhe. Um diesem globalen Risikowandel gerecht zu werden, ist ein ganzheitliches Risikoverständnis notwendig.

Eine Umfrage des Competence Center for Family Office der EBS Business School ergab, dass sich im Zuge der Finanzmarktkrise auch die durchschnittliche Risikoeinstellung von Family-Office-Kunden deutlich verändert hat: Demnach bestätigt beinahe die Hälfte der befragten Family Offices, dass die Vermögensinhaber risikoaverser geworden sind, ein gutes Drittel legt beim Chance-Risiko-Profil von Finanzprodukten mehr Wert auf den Vermögenserhalt. Lag der Fokus dieser Klientel früher in der Regel auf der Renditeerzielung, so herrschen heute ein erhöhtes Bewusstsein für Sicherheit sowie ein nachhaltiges und vor allem ganzheitliches Risikomanagement.

Daraus ergeben sich zahlreiche Konsequenzen für den Vermögensschutz: Anspruch eines ganzheitlichen Risikomanagements muss zunächst ein erweiterter Vermögensbegriff sein. Denn große Familienvermögen lassen sich nicht nur auf finanzielles Vermögen reduzieren. In die Betrachtung mit einfließen muss auch das sogenannte Human- und Sozialvermögen.

Vielfältige Wechselwirkungen

Zwischen den verschiedenen Vermögensarten bestehen viele Wechselwirkungen. Während im Finanzvermögen alle direkt monetär durch Marktpreise bewertbaren Vermögensgegenstände – etwa Wertpapiere, Immobilien oder das Betriebsvermögen – stehen, umfasst das Humanvermögen die Gesamtheit der in einer Person begründeten Ressourcen – angefangen von Gesundheit über Wissen bis hin zur Motivation und zur Sicherheit der Person.

Das Sozialvermögen umfasst die Ressourcen, die durch ein dauerhaftes Beziehungsgeflecht entstehen – von der Familie über Geschäftspartner bis hin zu Freunden. Alle drei Vermögenssphären bedingen sich wechselseitig – so hat etwa ein Reputationsschaden bei sehr vermögenden Privatpersonen heute in der Regel direkte Auswirkungen nicht nur auf das Sozial-, sondern auch auf das Human- und Finanzvermögen. Risiken in einer Vermögensart bedrohen folglich die Substanz der anderen.

Prominente Beispiele gab es in den vergangenen Jahren genug: etwa Sportler, die nach einer Dopingüberführung Werbeverträge verloren haben oder Unternehmer, die aufgrund persönlichen Fehlverhaltens das Vertrauen ihrer Mitarbeiter und Kunden und in der Folge auch ihren Umsatz gefährden.

Ganzheitliche Vermögensbetrachtung

Grundsätzlich muss eine ganzheitliche Steuerung des Finanzvermögens auch monetär relevante Aspekte des Human- und Sozialvermögens berücksichtigen. Eine Herausforderung für moderne Vermögensschutzstrategien besteht darin, solche unterschiedlichen Bereiche einer ganzheitlichen Betrachtung zu unterziehen: Zunächst erfordert ein erweiterter Vermögensbegriff, der auch das Human- und Sozialvermögen umfasst, ein besonderes Risikomanagement.

Das klassische Risikomanagement wird dem heute nicht mehr gerecht, weil traditionelle Finanzdienstleister diese ganzheitliche Betrachtung nicht leisten können. Denn es reicht heutzutage nicht mehr aus, das Finanzvermögen der Familie durch eine kluge Anlagestrategie zu schützen.

Auch die Wahrung des Sozial- und Humanvermögens muss Aufgabe einer wirklich ganzheitlichen Vermögensschutz-Strategie sein. Dazu zählen beispielsweise Präventivmaßnahmen zum Schutz der Sicherheit und Reputation der einzelnen Familienmitglieder wie auch eine weitsichtige Erb- und Nachfolgeregelung.

Aufgabe des Family Risk Managers

Doch ein solcher ganzheitlicher Ansatz kann nur realisiert werden, wenn er zentral koordiniert wird. Das ist die Rolle eines „Family Risk Managers“, der neben seiner Kernkompetenz, dem Vermögensschutz, auch die systematische Identifikation, das Management und die Kontrolle wesentlicher Vermögensrisiken im Bereich des Human- und Sozialvermögens steuert. Hier muss der Family Risk Manager in der Regel mit weiteren spezialisierten Anbietern zusammenarbeiten und mit ihnen Konzepte entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse vermögender Familien abgestimmt sind.

Im Bereich des Humanvermögens werden etwa Dienstleistungen zum Schutz der Unversehrtheit der Familienmitglieder koordiniert. Hierbei geht es insbesondere um Präventivmaßnahmen zum Schutz vor Kindesentführung, aber auch um die technische Sicherung sensibler Daten bis hin zur Aufstellung familienübergreifender Verhaltensregeln bei der Nutzung von Social-Media-Plattformen im Internet.

Beim Sozialvermögen liegt der Fokus auf dem Schutz der Reputation. Zum Beispiel werden individualisierte Services zum Aufbau einer positiven Reputation entwickelt und gesteuert, die als Immunisierung gegen eine unberechtigte Rufschädigung durch Dritte wirken sollen. Auch dieses sogenannte „Personal Reputation Management“ wird vom zentralen Family Risk Manager gesteuert.


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