Family Offices „Mehr Controlling, weniger Reporting“

Stephan Buchwald (v.l.), Kontora Family Office; Michaela Steimel, Black Horse Investments; Jörg Eigelshoven, Warth & Klein Grant Thornton; Christian Stadtmüller, HQ Asset Servicing; Ralph Haydu, Inter-Concern-Revisions; Stefan Kirchner, Honestas Finanzmanagement; und Ansgar Neisius, private banking magazin

Stephan Buchwald (v.l.), Kontora Family Office; Michaela Steimel, Black Horse Investments; Jörg Eigelshoven, Warth & Klein Grant Thornton; Christian Stadtmüller, HQ Asset Servicing; Ralph Haydu, Inter-Concern-Revisions; Stefan Kirchner, Honestas Finanzmanagement; und Ansgar Neisius, private banking magazin Foto: Piotr Banczerowski

private banking magazin: Können Family Offices die Dienstleistung eines Vermögensreportings oder -controllings von der Stange anbieten?

Michaela Steimel: Das dürfte eher schwer sein und entspricht auch nicht meiner Wahrnehmung der Branche. In den meisten Fällen hat der Vermögensträger bestimmte Wünsche und Anforderungen an ein Vermögensreporting und -controlling, sodass die Lösungen sehr unterschiedlich ausfallen. Das zieht sich entsprechend durch den gewünschten Informationsgehalt und die optische Darstellung der Reportings und betrifft darüber hinaus auch die Technik, die zum Erstellen eines Berichts benötigt wird.

Jörg Eigelshoven: Einige Unternehmer gehen einen anderen Weg. Sie beauftragen die Finanzprokuristen ihres Unternehmens, mittels vergleichsweise einfacher Excel-Dateien, einen Überblick über das Privatvermögen zu erstellen. In der Regel wächst aber mit der Vermögensgröße der Bedarf, einen professionellen Überblick über das Gesamtvermögen zu bekommen. Insofern gibt es sicherlich Hunderte von Ansätzen, wie man größere Vermögen konsolidieren kann – und entsprechend keinen Standard in der Branche.

Ralph Haydu: Auch nähern sich die Anbieter dem Vermögensreporting und -controlling aus verschiedenen Richtungen. Die einen sind Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer, andere sind Software-Anbieter, Vermögensverwalter oder Single Family Offices, die ihre Dienstleistung auch für andere Familien anbieten. Jeder hat dadurch einen Schwerpunkt auf dem, was man besonders gut kann.

Kann man dennoch Nachfrage-Trends bei den Kunden erkennen?

Christian Stadtmüller: Was sicherlich nicht mehr im Fokus der Mandanten steht,  sind 200- oder 300-seitige Berichte. Ein Reporting soll vielmehr die Ausgangslage bilden, sich effektiv mit wesentlichen Entwicklungen im Vermögen auseinanderzusetzen. Insofern kommt Investment-Controllern eine zunehmend bedeutende Rolle im Mandats-Setup zu. Sie sollten Kunden unterstützen, die richtigen Schlüsse aus dem laufenden Berichtswesen über das konsolidierte Vermögen zu ziehen, und Handlungsempfehlungen aufzeigen.

Stephan Buchwald: Dem kann ich zustimmen. Weniger Reporting, mehr Controlling. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir das gleiche Reporting zweimal produzieren, nämlich einmal für den Vermögensinhaber und einmal für dessen Family Officer oder Berater. Beide wollen das Gleiche wissen, aber auf eine vollständig unterschiedliche Art aufbereitet. Der Vermögensinhaber möchte die für ihn entscheidenden Informationen in aller Kürze haben. Der Family Officer hingegen braucht bei den Vermögensdaten deutlich mehr Detailtiefe. Das Reporting-System muss also flexibel auf diese Ansprüche reagieren können. Insgesamt geht es weg vom klassischen starren, stichtagsbezogenen Reporting, hin zur laufenden Steuerung des Vermögens. Rein betriebswirtschaftlich ist das für uns Anbieter eine Katastrophe. Die Dienstleistung lässt sich aufgrund des Bedarfs der hohen Individualisierbarkeit kaum nach oben skalieren. Gleichzeitig ist der Markt aber auch nicht bereit, unendlich viel Geld für das Vermögensreporting und -controlling zu zahlen.

Stefan Kirchner: Was wir noch auf Kundenseite beobachten, ist der Wunsch nach einem simplen Zugriff auf die Vermögensdaten, möglichst von überall. Man möchte beispielsweise per iPad einen tagesaktuellen Vermögensbericht on demand abrufen können. Dabei geht es nicht darum, handlungsfähig zu sein und tatsächlich aktiv zu werden, sondern vielmehr um das Bedürfnis, informiert zu sein.