Fairplay im Private Banking – Teil 3 „Führung hat nichts mit Erträgen oder akademischen Titeln zu tun“

Dražen Mario Odak von der Stephan Unternehmens- und Personalberatung

Dražen Mario Odak von der Stephan Unternehmens- und Personalberatung

Personen, die innerhalb einer Hierarchie Mitarbeiter fachlich betreuen, Ihnen vorgesetzt sind und deren Urlaubsscheine unterschreiben, nennt man Führungskräfte. Zwar folgt diesen rein quantitativen Führungskriterien noch kein Mehrwert für die Organisation und den geführten Mitarbeiter. Trotzdem steht Führung hoch im Kurs, ist erstrebenswert. Führung ist ein Synonym für Prestige und höheres Einkommen.

Führung, Führungskraft sein, das Erklimmen einer hierarchischen Stufe innerhalb einer Organisation ist per se kein fachlicher und persönlicher Qualitätsindikator. Es ist lediglich ein Zustand der Umstände und das Zusammenarbeiten, Rechte, Ansprüche und Pflichten definiert.

Führung, die Mehrwert erzeugt und auch Interessenkonflikte innerhalb der Organisation verringert, sollte bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  1. Führung bedarf einer Legitimation. Jede Legitimation der Führung, ob hierarchisch, religiös, dogmatisch oder despotisch führt zu einem spezifischen Führungsstil. Ist die für alle beteiligten Akteure notwendige Legitimation der Führung strittig – beispielsweise innerhalb eines Unternehmens – entstehen innerhalb und außerhalb der Organisation Interessenkonflikte und ein unterschiedliches Fairnessverständnis bei den Akteuren.

  2. Jede Führung, jeder Führungsstil benötigt Akzeptanz. Akzeptanz von Führung entsteht in auf Fortbestand ausgerichteten, betriebswirtschaftlichen und humanistischen Zielen folgenden Organisationen nur dann, wenn Führung an fachliche und persönliche Qualitäten gekoppelt ist. Zudem muss sie konstruktiv sein und Mehrwert erzeugen. Ist das nicht der Fall, entstehen innerhalb und außerhalb der Organisation Interessenkonflikte und ein unterschiedliches Fairnessverständnis bei den Akteuren.

  3. Ein Führungsanspruch sollte nicht einseitig an einen Führungswunsch (das Führen wollen) und Formen wie Ertrag, Betriebszugehörigkeit oder akademischer Titel gekoppelt sein. Das Führen wollen muss mit der individuellen Fähigkeit des Führen können (durch besondere fachliche Kompetenz und Persönlichkeitsmerkmale wie Empathie, Vorbild sein, verlässlich und glaubwürdig sein et cetera) im Einklang stehen.

    Ergibt sich der Führungsanspruch vorwiegend aus dem Führen wollen, und nicht auch aus dem Führen können entstehen innerhalb und außerhalb der Organisation Interessenkonflikte sowie ein unterschiedliches Fairnessverständnis bei den Akteuren.

  4. Die Positionierung als Führungskraft erfolgt nicht durch das Eigenbild. Man wird von Dritten als Führungskraft wahrgenommen und entsprechend positioniert. Ist das bei einer Führungskraft nicht der Fall, entstehen innerhalb und außerhalb der Organisation Interessenkonflikte und auch hier zu einem verschiedenen Fairnessverständnis bei den Akteuren.

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Vermeintliches Dilemma

Innerhalb des Private Wealth Management wirken sich führungsbedingte Interessenkonflikte zwischen Berater und Bank direkt auf die Kunden, die Kundenbeziehung aus. Grund dafür ist, dass ein Berater letztlich zwei „Führungsautoritäten“ zu folgen hat: seinem Dienstherren (der Bank), dem er durch das Dienstverhältnis verpflichtet ist, und seinem Kunden.

Denn zieht der Kunde seine Assets ab, weil er den Eindruck hat, dass er den Berater nicht in seinem Sinne „führen“ kann, verliert der Berater Ertrag, und in der Folge dann vielleicht auch seinen Job.

Es ist falsch, wenn es heißt, man könne nicht zwei Herren dienen. Ein Relationshipmanager muss sogar im Stande sein, die verschiedenen Interessen, ein unterschiedliches Fairnessverständnis und Konflikte – die sich in der Beziehung zur Bank und seinem Kunden als Folge eines spezifischen Führungssystems ergeben – in Einklang zu bringen. Nur dann kann er erfolgreich sein.

Es ist also wichtig, dass Führungskräfte führungsbedingte Konflikte zwischen Berater und Bank reduzieren, um die daraus resultierenden Interessenkonflikte mit dem Kunden zu vermeiden. Nur dann entsteht gemeinsam wahrgenommene Fairness, Erfolg und Kundenzufriedenheit.