Factor Investing Was wirklich die Performance treibt

Der Schwerpunkt seiner Analysetätigkeit liegt auf globalen und US-Aktienfonds sowie alternativen Investments: Stephan Schrödl

Der Schwerpunkt seiner Analysetätigkeit liegt auf globalen und US-Aktienfonds sowie alternativen Investments: Stephan Schrödl

Factor Investing liegt derzeit im Trend. Vieles spricht dafür, dass sich die Produktgattung etablieren wird. Unabhängig davon haben Investoren mit Faktorrenditen vergleichsweise einfache Instrumente zur Hand, um die Performance-Treiber ihrer Investments erkennen zu können.

Investitionen in den Faktor „Qualität“ – er steht für stetiges Gewinnwachstum, stabile Margen, niedrige Verschuldung oder hohe Profitabilität der investierten Unternehmen – erfreuen sich in jüngerer Vergangenheit großer Beliebtheit. Entsprechende Smart-Beta-Produkte stellen Anlegern in Aussicht, durch die Fokussierung auf eben jenen Faktor langfristig eine Überrendite abschöpfen zu können.

Es gelten aber übliche Marktregeln: Systematische Risikoprämien begründen sich zum einen durch die Übernahme eines ökonomischen Risikos, zum anderen durch Preiseffekte oder Anlegerverhalten. Da Qualitätsunternehmen aber per Definition weniger riskant als der breite Markt sind, dürfte ein potenzieller Mehrertrag kaum darauf zurückzuführen sein.

Keine Garantie für Qualitäts-Prämie

Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass das Anlegerverhalten wesentlichen Anteil an der Popularität des Faktors hat. Dies untermauert eine aktuelle Studie vom Analysehaus Research Affiliates („How can Smart Beta go horribly wrong?“). Demnach ist die Outperformance des  Qualitätfaktors langfristig ausschließlich durch steigende Bewertungen, das heißt eine hohe Nachfrage seitens der Anlegergemeinde, zu erklären.

Investoren sollten sich keineswegs darauf verlassen, auch künftig eine Qualitäts-Prämie erzielen zu können. Denn im Gegensatz zu risikobasierten Prämien wie Value- oder Size-Effekt können Faktoren, die ausschließlich durch Anlegerverhalten zu erklären sind, durch Arbitrage nivelliert werden.

Aktuelle wie historische Preise lassen sich am Aktienmarkt anhand von sogenannten Multiples wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ablesen. Zum Beispiel  notiert der Aktienindex MSCI World Quality Net Return zum Stichtag 30. März 2016  bei einem KGV der vergangenen zwölf Monate von 20,3 – ein Aufschlag zum breiten Markt von 16 Prozent.

Keine Bewertungsblase beim Faktor Qualität

In der verfügbaren Historie seit seiner Auflegung im September 2013 notierte der MSCI World Quality wie zu erwarten stets mit einem Aufschlag zum MSCI World. Qualität hat eben ihren Preis. Neben der Frage, wie attraktiv ein Qualitätsinvestment aus relativer Bewertungssicht ist, interessiert vor allem auch das absolute Bewertungsniveau. Eine Annährung liefert die folgende Formel: KGV = (1 – Wachstumsrate/Kapitalrendite)/(Kapitalkosten – Wachstumsrate).