EY-Erfahrungswerte Was ein Family Office heutzutage leisten muss

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Bewahrung durch Strategie

Das Family Office soll die Bewahrung der Werte einer Familie über Generationen fördern. Es gilt als Identifikationspunkt für die einzelnen Mitglieder. Viele Familien erkannten, dass gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten außerhalb der Firma den Familienzusammenhalt nachhaltig stärken – gerade nach dem Verkauf des Familienunternehmens liefert das Family Office oft eine neue Identität und unternehmerische Chancen.

Zusätzlich fördert es das Unternehmertum aller Mitglieder, indem es die Unternehmens- und Finanzberatung der unternehmerischen Aktivitäten begleitet. Aufgrund der langfristigen Ausrichtung eines Family Office gehört auch die Aus- und Weiterbildung der Familienmitglieder zu seinen entscheidenden Aufgaben.

Neben dem Austausch von Fachwissen zwischen der Familie und dem Family Office erwarten Unternehmerfamilien von ihren Beratern vor allem auch die Unterstützung bei der Erziehung der nächsten Generation zu einem integren und verantwortungsvollem Umgang mit dem Vermögen. Damit geht ein weiteres Thema einher: die Nachlass- und Vermögensübertragung.

Die Familie beauftragt ihr Family Office mit der Erstellung eines Vermögensplans für alle Familienmitglieder und gewährleistet dessen Einhaltung und Umsetzung. Die Beratung zur Aufteilung der Vermögenswerte und Ausschüttungspolitik obliegt dabei dem Family Officer.

Governance & Wertefundament

Die Kunst, ein Familienvermögen effektiv zu managen, liegt in der Fähigkeit des erfolgreichen Führens, Organisierens und Entscheidens. Finanzdaten stehen meist im Fokus, wenn es um das Bewahren und Mehren des Vermögens geht.

In unseren Gesprächen mit Unternehmerfamilien und ihren Family Offices fanden wir heraus, dass es den Familien mindestens genauso wichtig ist, dass das Family Office den familiären Zusammenhalt fördert und auftretende Konflikte sachlich zu lösen hilft.

Voraussetzung dafür ist, dass alle Familienmitglieder und der Family Officer die Erwartungen, Wünsche und Aufgaben des jeweils anderen kennen. Das Family Office übernimmt dabei eine administrative Aufgabe.

Gemeinsam mit der Familie und externen Spezialisten arbeitet es heraus, auf welchem Wertefundament die Familie steht, ob sich diese Grundwerte in der Anlagestrategie wiederfinden und wie sich diese Werte nachhaltig in die nächste Generation übertragen lassen. Als bewährte Praktik wird hier vor allem das Existieren einer Familienverfassung genannt. 

Das Family Office regelt für die Familie zwangsläufig die Nachfolgeplanung. Die nächste Generation soll frühzeitig in das Vermögensmanagement eingewiesen werden. Rechts- und Steuerberater sowie externe Spezialisten werden häufig etwa für Eheverträge, Testamente und Familienverfassungen hinzugezogen.

Den Leistungsaspekt Reporting wiesen die meisten befragten Single Family Offices dem Gebiet „Governance“ zu. Sie rekurrieren damit auf die strategische und taktische Asset Allokation, die Ausarbeitung einer individuellen und globalen Anlagestrategie, auf kontinuierliche Finanzmarktbeobachtungen und auf die Analyse, Selektion und Kontrolle geeigneter Anlagevehikel.

Das Reporting muss ganzheitlich, durchgängig konsistent, in der Form konstant und über alle Maßen präzise sein. Entscheidend ist, dass der Family Officer in Schieflagen rechtzeitig agiert. Alle befragten Familien legen hohen Wert auf eine fristgerechte Aushändigung des Reportings. Dies sei aus ihrer Sicht zunehmend über einen Online-Zugang zu den einzelnen Vermögensaufstellungen zu gewährleisten.