Exporo-Gründer Tim Bütecke „Es wird kein Wehklagen wie bei geschlossenen Immobilienfonds geben”

Tim Bütecke von HFH Immobilien und Exporo.

Tim Bütecke von HFH Immobilien und Exporo.

private banking magazin: Ändern sich die Konditionen am Immobilienmarkt, gehen erste Projekte in die Insolvenz. Wird es dann nicht ein ähnliches Wehklagen von Kleininvestoren wie damals bei geschlossenen Immobilienfonds geben?

Tim Bütecke: Ganz klares Nein. Die Strukturen sind heute ganz andere. Natürlich besteht in der Projektentwicklung immer ein grundsätzliches Risiko. Deswegen weisen alle Tranchen, mögen sie noch so sicher strukturiert sein, immer Totalverlust-Risiko aus. Allerdings sind die Kosten um ein Vielfaches geringer und die Zusatzsicherheiten deutlich höher als früher. Die Branche hat aus Fehlern gelernt – genau wie ich. Das heißt: deutlich geringere Kosten, viel mehr Transparenz und grundsätzliche schlankere Strukturen. Dazu immer nur ein direktes Investment und keine Blindpools.

Was muss der Gesetzgeber angehen, damit der rechtliche Rahmen vernünftig gesetzt ist?

Bütecke: Die Bafin-Prüfung besteht zu einem sehr großen Anteil aus formaljuristischen Prüfungen. Die haben ausdrücklich ihre Richtigkeit. Allerdings wird damit bei den Endkunden suggeriert, es wäre auch inhaltlich, das heißt kaufmännisch geprüft und bei Freigabe für gut befunden. Und genau dies ist leider nicht der Fall.

Sollte man etwas ändern?

Bütecke: Aus meiner Sicht sind die Grenzen im Kleinanlegerschutz, die von der Bundesregierung 2015 beschlossen worden sind, zu eng und sollten angehoben werden. Damit könnten auch größere Projekte über die schnelleren, schlanken und vor allem auch kostengünstigeren Strukturen finanziert werden. Bereits bei einem Projekt über 2,5 Millionen Euro muss zwingend ein Prospekt erstellt werden. Die Umsetzung erfolgt dann zum Beispiel über Anleihen oder Schuldverschreibungen. Dort dauert die Prüfung und damit die Zulassung aber mindestens drei Monate.

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Kritiker äußern, dass Anleger beim Crowdfunding für das Bauträger-Risiko, Informations-Risiko und fehlende Diversifizierung keine angemessene Rendite erhalten. Verstehen Sie die Kritiker?

Bütecke: Das ist immer die Gretchenfrage. Ich sehe es völlig anders. Durch Crowdfunding wird es für Kleinanleger erst möglich, sich mit geringeren Investments an den Projekten zu beteiligen, an denen sonst nur Groß-Investoren teilhaben dürfen. Genau dieses disruptive Geschäftsmodell macht Crowdfunding so erfolgreich. Das grundsätzliche Risiko lässt sich nicht zu 100 Prozent ausschalten, aber die Informationen dazu sind transparent dargestellt. Nur so kann ein Anleger eine Entscheidung für sich fällen. Dazu ist es vor allem durch die kleinen Tranchen, für jeden Anleger möglich sich selbst ein Portfolio zusammenzustellen. Und zwar quer durch die Republik, von klassischen A-Lagen in Großstädten bis zu aufstrebenden Lagen. Dazu haben Anleger auch die Möglichkeit, die Nutzungsarten der Immobilien im Portfolio zu mischen: Wohnen, Gewerbe, Büro, Pflege, Studenten-Apartments et cetera, gepaart mit zumeist unterschiedlichen Laufzeiten von mehreren Monaten bis zu drei Jahren. Es gibt kaum ein Investment, welches das alles zu so einem guten Rendite-Risiko-Verhältnis abdecken kann.