Exklusiv-Interview mit Prospery-Chef „Unsere einzige Einnahme sind die 239 Euro im Monat“

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Aber hier sind wir in Bargeldland, dem Land, in dem man immer noch nicht über Geld redet. Was macht Sie so sicher, dass sich Menschen hier per Video beraten lassen?

Schuiten: Wir setzen stark auf das Element Vertrauen. Vertrauen darin, dass wir den Kunden unterrichten, beraten und ihm bei seinen Geldangelegenheiten helfen. Deshalb bieten wir zunächst einen kostenlosen Testtermin an. Dort kann man erfahren, was der Coach leistet und wie er sich verhält. Erst danach unterschreibt man den Beratungsvertrag. Der kostet nämlich Geld.

Pro Stunde?

Schuiten: Nein, wir berechnen pauschal 179 Euro im Monat, wenn Sie den Coach nutzen. In Kombination mit unserem Portfoliomanagement sind es 239 Euro im Monat.

Das soll funktionieren?

Schuiten: Wir können damit glaubhaft machen, dass wir auf Seiten des Kunden stehen, und somit Vertrauen aufbauen. Wir haben keinen Vorteil davon, wenn wir ihm irgendwelche Produkte verkaufen oder sein Geld zu uns lotsen. Unsere einzige Einnahme sind die 239 Euro im Monat.

Das klingt schmal. Wie viele Kunden brauchen Sie, um profitabel zu werden?

Schuiten: Die genauen Planzahlen darf ich Ihnen nicht nennen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir sie mit ABN Amro ausgiebig diskutiert und das Geschäftsmodell durchgesprochen haben.

Aber Sie müssen doch ein Ziel haben, wie viele Kunden Sie gewinnen wollen.

Schuiten: Auch hier darf ich keine harten Zahlen nennen. Nur so viel, dass wir kein Massenprodukt anbieten wollen. Kundenzahlen wie die Deutsche Bank zum Beispiel peilen wir gar nicht erst an. Insgesamt ist es einfach so, dass die Zahl der Kunden für unsere Einkünfte den Ausschlag gibt und nicht das verwaltete Vermögen.

Das ist nicht sehr clever.

Schuiten: Es ist fair.

Fair ist nicht immer clever. Sie könnten mehr verdienen, wenn Sie Gebühren auf die Vermögen erheben.

Schuiten: Wenn wir fair sind, haben wir mehr Kunden. Das ist clever, finde ich. Bei unserem Modell habe ich mit einem Kunden mit 10 Millionen Euro genau so viel Arbeit wie mit einem Kunden mit 100.000 Euro. Sollte ich dem einen Kunden hundertmal so viel berechnen wie dem anderen?

Sagen Sie es mir.

Schuiten: Natürlich nicht. Wir sind die ersten, die ein Preismodell wie unseres einführen. Ich glaube, es wird weiter in diese Richtung gehen.