Alternative zum Ucits-Fonds Wie sich Investmentideen über ein ETP umsetzen lassen

Andreas Wölfl, Chairman und Gründer der iMaps Group, und Raj Sheth, kaufmännischer Leiter (Commercial Director) bei Leverage Shares.

Andreas Wölfl, Chairman und Gründer der iMaps Group (rechts), und Raj Sheth, kaufmännischer Leiter (Commercial Director) bei Leverage Shares (links). Foto: iMaps, Leverage Shares

Vermögensverwalter haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Investmentideen umzusetzen und für Privatanleger investierbar zu machen – mit jeweils ganz eigenen Vor- und Nachteilen. Die bekannteste Variante sind Fonds im Ucits-Mantel. Deren Auflage nimmt jedoch viel Zeit in Anspruch und lohnt sich aufgrund hoher Kosten erst ab einem verwalteten Vermögen von rund 50 Millionen Euro. Dazu kommen regulatorische Vorgaben, die Vermögensverwalter in der Ausgestaltung ihrer Strategie enge Grenzen setzen.  

ETPs, die dritte Option neben Ucits und AIFs

Eine Möglichkeit, mit der sich Produkte unabhängig von Ucits-Regularien auf den Markt bringen lassen, sind Alternative Investmentfonds (AIFs). Die meisten AIFs haben aber den Nachteil, dass es seit der Einführung strengerer Richtlinien für dieses Anlageprodukt innerhalb der Europäischen Union deutlich schwerer ist, entsprechende Zulassungsrechte zu erhalten und ihr Vertrieb auch in der Schweiz begrenzt ist. Hinzu kommt, dass sie Anlegern oftmals erst ab einer Investitionssumme von 200.000 Euro zur Verfügung stehen. Außerdem bestehen hohe Kosten durch regulatorische Verpflichtungen, notwendige Rechtsdokumente oder zusätzliche Handels- und Beleggebühren durch das Deponieren der Vermögenswerte in einer unabhängigen Verwahrstelle.

Für Vermögensverwalter kann daher eine dritte Option interessant sein: Die Strategie als Exchange Traded Product (ETP) in Form eines börsennotierten Wertpapiers aufzulegen, ähnlich einem Zertifikat. Dies lässt sich bereits mit einem verwalteten Vermögen von wenigen Millionen Euro kosteneffizient umsetzen. Außerdem eröffnet es dem Vermögensverwalter eine höhere Flexibilität als der Ucits-Mantel, der beispielsweise bestimmte Vorgaben in Bezug auf die Diversifikation beinhaltet und verschiedene Finanzinstrumente kategorisch ausschließt.

 

Mit börsennotierten Produkten (ETP) oder Instrumenten (ETI) lassen sich neben den traditionellen Anlageklassen Aktien und Anleihen auch Futures und andere derivative Instrumente sowie Kryptowährungen in die Strategie einbeziehen. Einzige Voraussetzung: Es muss sich um liquide Vermögenswerte handeln. Private Equity und Venture Capital sind regulatorisch zumindest für den Retail-Markt nicht umzusetzen.

Auch mit wenig Seed Money profitabel

ETP und ETI sind somit für junge Vermögensverwalter mit wenig Seed Money ebenso interessant wie für die Umsetzung außergewöhnlicher Investmentstrategien, die nicht in das Ucits-Konzept passen. Hinzu kommt, dass sich auf diese Weise auch bislang ausschließlich in den USA gelistete ETFs komfortabel auf den europäischen Markt bringen lassen: Sie werden einfach als alleiniger Basiswert genutzt. Damit muss die Investmentgesellschaft nur ein Vehikel verwalten und benötigt auch keine Dependance auf dem europäischen Kontinent, um es hiesigen Anlegern zugänglich zu machen.

Gleichzeitig trägt das Listing eines so strukturierten Wertpapiers an den Finanzplätzen in Stuttgart, Frankfurt oder London auch zum Renommee und der Glaubwürdigkeit eines Vermögensverwalters bei.

 

Um eine Anlagestrategie in Form eines modernen börsengehandelten Zertifikats an den Markt zu bringen, können Vermögensverwalter auf die Anbieter von White-Label-Lösungen zurückgreifen. Diese verfügen über Erfahrung sowie eine entsprechende Infrastruktur und ermöglichen es ihnen, das Produkt aufgrund von Skaleneffekten zu vergleichsweise geringen Kosten innerhalb weniger Wochen aufzulegen.  

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Ist das Produkt schließlich an der Börse notiert, übernehmen die White-Label-Anbieter gegen einen Anteil an der Managementgebühr den administrativen und regulatorischen Aufwand. Das heißt: Der Asset Manager kann sich auf Vertrieb, Marketing und Management seiner Strategie konzentrieren und muss sich nicht um Dokumentations- sowie Transparenzpflichten kümmern. In welchen Ländern das Produkt vertrieben werden kann, hängt dabei von der Lizenz des Vermögensverwalters ab, wobei sich auch Vertriebspartner einbinden lassen.

Emittentenrisiko minimieren

Was es zu beachten gilt: Anders als ETFs und Investmentfonds handelt es sich bei modernen Zertifikaten um Schuldverschreibungen, die nicht zum geschützten Sondervermögen gehören und im Fall der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ausfallen können. Wir erinnern uns: Durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 verloren deutsche Investoren viel Geld mit der damals üblichen Form von Zertifikaten, die von dem Institut und seinen Tochtergesellschaften herausgegeben wurden.

Um das Emittentenrisiko so weit wie möglich zu minimieren, legen heutzutage umsichtige White-Label-Anbieter ihre Zertifikate in pfandbesicherter Form auf. Dazu verpfänden sie die zugrundeliegenden Vermögenswerte an Wertpapiertreuhänder. Sollte der Insolvenzfall des Emittenten eintreten, werden diese verpfändeten Vermögenswerte zugunsten der Anleger abgewickelt. Auf diese Art und Weise bietet diese neue Form börsennotierter Zertifikate neben hohem Komfort für den Vermögensverwalter auch ein Plus an Sicherheit für den Investor.


Über die Autoren: 

Raj Sheth ist als kaufmännischer Leiter (Commercial Director) bei Leverage Shares im Bereich Solutions tätig. Er kam 2020 zu Leverage Shares. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Makro-, strukturierten und ETF-Vertrieb und betreut Kunden in ganz EMEA.

Andreas Wölfl begann seine Karriere als selbständiger Anbieter von Marktanalysen. Eine kurze Station bei der Wiener Börse lenkte sein Interesse auf derivative Finanzinstrumente, die seitdem seine berufliche Ausrichtung prägen. Er gründete verschiedene Unternehmen und legte im Jahr 2009 sein erstes börsengehandeltes Produkt auf. Mit iMaps gründete er 2016 ein Dienstleistungsunternehmen für die Asset-Management-Industrie.

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