Wealth-Management-Pläne von Henning Gebhardt „Wir wollen einen Sprung machen“

Henning Gebhardt lenkt seit Anfang 2017 den Zentralbereich Wealth und Asset Management der Berenberg Bank. Der Wechsel zu den Hamburgern war ein Coup, war der 49-Jährige zuvor doch 20 Jahre für die Deutsche Asset Management tätig und hatte dort unter anderem die Flaggschiff-Fonds DWS Aktien Strategie Deutschland und DWS Investa verantwortet.

Henning Gebhardt lenkt seit Anfang 2017 den Zentralbereich Wealth und Asset Management der Berenberg Bank. Der Wechsel zu den Hamburgern war ein Coup, war der 49-Jährige zuvor doch 20 Jahre für die Deutsche Asset Management tätig und hatte dort unter anderem die Flaggschiff-Fonds DWS Aktien Strategie Deutschland und DWS Investa verantwortet.

private banking magazin: Herr Gebhardt, als Asset Manager sind Sie uns bestens bekannt, als Wealth Manager weniger. Bei Ihrem neuen Arbeitgeber Berenberg verantworten Sie aber beide Geschäftsfelder. Was befähigt Sie für das Geschäft mit vermögenden Privatpersonen?

Henning Gebhardt: Sie haben recht, dass ich vom beruflichen Hintergrund her kein Kundenberater bin. Zwar habe ich meine Bankkarriere in einer Filiale zur Beratung von vermögenden Privatkunden begonnen, aber das ist 30 Jahre her. Asset und Wealth Management sind sich aber viel ähnlicher, als man im ersten Augenblick denken würde. Seit Jahren wachsen die Bereiche zusammen. Denn was viele vermögende Kunden von ihrer Bank zuallererst wollen, ist eine leistungsfähige Asset Allocation. Der Trend in der Fondsindustrie hin zu Multi-Asset-Produkten ist nichts anderes als ebendas. Die Asset Allocation steht im Mittelpunkt und der Anleger beziehungsweise Kunde muss sich keine Gedanken mehr um die Gewichtung von Aktien und Anleihen machen.

Sie selbst sind ein Aktien-Mann.

Gebhardt: Das stimmt, und das halte ich gerade im aktuellen Umfeld auch für einen nicht unerheblichen Vorteil. Ich muss ja auch nicht in allen einzelnen Marktthemen und Wealth-Management-Dienstleistungen zu Hause sein, sondern die Teams managen. Am Ende wird man mich an meiner Führungsqualität und dem Vernetzen der verschiedenen Bereiche messen.

Wie stellen Sie sich das vernetzte Arbeiten vor?

Gebhardt: Nehmen Sie ein unseren Wealth-Management-Kunden vergangenes Jahr angebotenes Green-Energy-Produkt. Dabei ging es um eine Zwischenfinanzierung von Windkraftanlagen. Das Volumen des Mezzanine-Produkts betrug über 50 Millionen Euro und wurde vollständig von unseren Kunden gezeichnet. Dass die Nachfrage etwa doppelt so hoch war wie das geplante Volumen, hat auch uns überrascht. Es zeigt aber, dass unsere Kunden sich auch mit solchen Produkten beschäftigen wollen. Drei Bankbereiche haben das Produkt zusammen entwickelt: Die Mezzanine-Struktur und das Branchen-Know-how kamen aus dem Corporate Banking, während das Asset Management die Windkraftanlagen in einen Ucits-Mantel gepackt hat. Das Wealth Management wiederum hat die Kunden ins Boot geholt. Eng zusammenarbeiten können aber auch Wealth Management und Investment Banking, beispielsweise bei der Nachfolge von Familienunternehmen. Nicht jeder künftige Erbe möchte das Unternehmen weiterführen. Und dann können wir dank unseres Investment Bankings Börsengänge durchführen oder Verkaufsprozesse organisieren. Sie sehen: Die Themen wachsen an vielen Stellen zusammen.

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Dem Wealth Management wird immer wieder unterstellt, Vertrieb für das Investment Banking zu machen. Stört Sie das?

Gebhardt: Das stört mich nicht nur, das ist auch absolut falsch. Weder platzieren wir Börsengänge in unseren Kundenportfolios noch andere Produkte aus dem Investment Banking wie Zertifikate. Für Ersteres wäre der administrative Aufwand eines Beratungsprotokolls zu hoch, und letztere Investmentprodukte haben wir schlichtweg nicht im Programm. Und auch bei der Platzierung eines IPOs in der Vermögensverwaltung müssten wir im Investment-Office die treuhänderische Pflicht wahrnehmen. Das mag vereinzelt vorkommen, muss aber wie bei allen Investments auch ins entsprechende Portfolio passen.

Ihr neuer Arbeitgeber hat zuletzt eher weniger populäre Entscheidungen im Wealth Management getroffen, beispielsweise beim Kundenfokus. Warum wird man Kunden nur noch oberhalb eines Vermögens von einer Million Euro betreuen?

Gebhardt: Wie jedes Unternehmen steht Berenberg vor der Frage, wie es seine Dienstleistungen kaufmännisch sinnvoll anbieten kann. Im Wealth Management muss man sich fragen, ab welchem Vermögen sich eine individuelle Betreuung rechnet. Nun hat sich durch regulatorische Veränderungen das kaufmännische Umfeld verändert. Andere Banken, vor allem im Massengeschäft, begegnen dem mit totaler Standardisierung. Für unser intensives Betreuungsgeschäft heißt das: Was sich früher rechnete, können wir künftig bei einigen Kunden nicht mehr darstellen. Die Grenze, ab der Sie mit Anlegergeldern sinnvoll eine Vermögensverwaltung umsetzen können, liegt heutzutage einfach bei einer Million Euro.