Wealth-Management-Pläne von Henning Gebhardt „Wir wollen einen Sprung machen“

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Andere Banken verlangen höhere Ein-stiegsgrenzen als Berenberg. Wird es mittelfristig bei der Eine-Million-Grenze bleiben?

Gebhardt: Ja, das wird es. Was ist mit dem Beratungsgeschäft, das einen hohen administrativen Aufwand nach sich zieht.

Wird sich Berenberg davon verabschieden?

Gebhardt: Es ist zwar unser Ziel, die Quote der Vermögensverwaltungsmandate gegenüber dem Beratungsgeschäft auszubauen, aber Letzteres werden wir weiterhin anbieten. Von einem Einstellen kann nicht die Rede sein. Dafür ist das Thema einer Vielzahl unserer Kunden auch zu wichtig. Darüber hinaus können wir uns damit vom Markt differenzieren, weil sich immer mehr Banken aufgrund der hohen regulatorischen Hürden vom Beratungsgeschäft verabschieden.

Eine weitere kaufmännisch-regulatorische Entscheidung war, im vergangenen Jahr das Niederlassungsnetz auszudünnen. Bleibt es beim Status quo?

Gebhardt: Auf absehbare Zeit bleiben wir bei der aktuellen Aufstellung mit sechs deutschen Wealth-Management-Standorten. Wenn Sie sich anschauen, wo sich die für das Wealth Management interessanten Standorte in Deutschland befinden, sind wir meines Erachtens sehr gut aufgestellt.

Weichenstellungen gab es auch im Asset Management. Mit den Zugängen Matthias Born, Peter Kraus und Bernd Meyer sowie den Abgängen von Tindaro Siragusano und einigen Quant-Experten scheint sich der Fokus zu verschieben, weg von Quant-und Währungsstrategien, hin zu diskretionären Strategien. Trügt der Eindruck?

Gebhardt: Er trügt, denn wir wollen unsere Investmentplattform insgesamt ausbauen. Wir halten mehr Expertise vor und decken mehr Asset-Klassen ab. Bisher hatte die Bank beispielsweise diskretionäre Aktieninvestments nicht in der Breite und Tiefe verfolgt, wie wir das künftig vorhaben. Zwar ist unser Haus schon seit Langem für sein Aktien-Research bekannt. Wir haben uns aber auch auf der Anlageseite verstärkt, so zum Beispiel bei kleineren europäischen Werten. Wir haben hier einen Know-how-Sprung gemacht und das Team deutlich ausgebaut, von bislang zwei Aktienexperten auf etwa ein Dutzend. Von diesem Know-how sollen unsere Asset-Management-Kunden, aber auch die Wealth-Management-Klientel profitieren. Ziel ist, den Bereich so auszubauen, dass er Berenberg mittelfristig vom Markt abhebt. Über Multi Asset und Asset Allocati on hatten wir ja bereits gesprochen. Letztere wird ein zunehmend wichtiges Thema für die Geldanlage, und ebenso muss man das Rendite-Risiko-Profil der Kunden richtig erfassen können. Das hängt eng zusammen. Insofern war für uns der Zugang von Bernd Meyer eine wichtige Weichen-stellung. Kundenseitig werden Multi-Asset-Strategien über alle Größenklassen, von Retail-Kunden über vermögende Privatpersonen bis hin zu institutionellen Investoren – Stichwort Balanced-Mandate – nachgefragt.

Beim Insti-Thema Quant- und Währungsstrategien ist das eher nicht der Fall.

Gebhardt: Es stimmt, dass Quant- und Währungsstrategien im Privatkundengeschäft eine untergeordnete Rolle spielen. Quant-Ansätze sind privaten Anlegern oft nur schwer zu erklären. Aber auch da ergeben sich auf unserer Investmentplattform Synergien. Denken Sie nur an die Frage, wie eine Asset Allocation zustande kommt oder wie ein optimales Risikoprofil aussehen kann. Da sind ganz viele Quant-Ansätze im Spiel. Meist zwar nicht direkt am Kunden, aber im Hintergrund. Kurzum: Wir werden an unserer Quant- und Währungs-expertise festhalten.