Europäische Banken Welche Geschäftsmodelle für die Digitalisierung geeignet sind

Steve Hussey, Leiter Financial Credit Research bei AllianceBernstein (AB): „Die Banken haben seit der globalen Finanzkrise viel erreicht. Doch nun stehen sie vor völlig neuen Herausforderungen.“

Steve Hussey, Leiter Financial Credit Research bei AllianceBernstein (AB): „Die Banken haben seit der globalen Finanzkrise viel erreicht. Doch nun stehen sie vor völlig neuen Herausforderungen.“

In Zeiten niedriger Zinsen und intensiver Konkurrenz ist es nicht einfach für Banken, Gewinnwachstum zu erzielen. In diesem herausfordernden Umfeld ist es für den Erfolg entscheidend, neue Vertriebswege für Produkte und Dienstleistungen zu erschließen. Besonders schwer werden es jedoch jene Banken haben, die mit mangelhaften Datenbeständen und veralteten IT-Systemen arbeiten.

Die neue EU-Dienstleistungsrichtlinie für den Zahlungsverkehr PSD2 könnte für herkömmliche Banken ebenfalls große Veränderungen bringen: Sie verlangt die Offenlegung der Infrastruktur des Zahlungsverkehrs und der Kundendaten für Konkurrenten.

Das sind Aussichten, die bei einigen Banken für Nervosität sorgen, denn ihre potenziellen Wettbewerber sind Technologie-Riesen wie Google, Apple, Facebook und Amazon. Daher werden Banken ihre Geschäftsmodelle gründlich überdenken müssen, um der Herausforderung gerecht zu werden und weiterhin am Ball zu bleiben.

Gewinner und Verlierer

Auf absehbare Zeit wird das Gros der Bankengewinne zwar weiterhin von Firmenkunden und älteren Privatpersonen stammen, die Hypotheken aufnehmen sowie Anlageprodukte und Versicherungen erwerben. Der Schlüssel zum langfristigen Erfolg liegt jedoch darin, mithilfe künstlicher Intelligenz und Datenanalyse einen besseren und maßgeschneiderten Produktvertrieb zu erzielen und Kosten zu senken.

So könnten Banken etwa Daten nutzen – inklusive des Social-Media-Profils – um bessere Entscheidungen bei der Kreditvergabe zu treffen und weitere Verkaufsgelegenheiten zu ermitteln. Die besten Aussichten haben gewöhnliche Geschäfts- und Handelsbanken, wenn sie ihre starke Marktposition ausnutzen können.

Vor allem in Schwellenländern, die oft eine Unterversorgung von Banken haben, ergeben sich Chancen. Aber auch in Märkten, in denen neue Produkte schneller angenommen werden – zum Beispiel Großbritannien, Spanien und Skandinavien – sind die Aussichten für diese Institute gut.