Michael Dittrich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Nachhaltigkeit bedeutet für mich...

Headphones
Artikel hören
Michael Dittrich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Nachhaltigkeit bedeutet für mich...
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.
Michael Dittrich von der DBU: „Da die Kapitalerträge unsere einzige Einnahmequelle sind, war für uns von Anfang an wichtig, ob nachhaltige Kapitalanlagen Performance kosten. Dies haben wir wissenschaftlich untersuchen lassen.“

Michael Dittrich von der DBU: „Da die Kapitalerträge unsere einzige Einnahmequelle sind, war für uns von Anfang an wichtig, ob nachhaltige Kapitalanlagen Performance kosten. Dies haben wir wissenschaftlich untersuchen lassen.“ Foto: DBU

… die Kapitalanlagen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) so auszurichten, dass die Förderfähigkeit gesichert ist, das Kapital erhalten wird und bei Investitionsentscheidungen neben den ökonomischen Faktoren auch Umweltschutz, soziale Aspekte und Unternehmensführung berücksichtigt werden.

Die DBU verwaltet ihr Vermögen mit 2,7 Milliarden Euro Assets under Management überwiegend selbst und fördert aus den Erträgen Projekte zum Schutz von Umwelt und Kultur. Seit 1991 wurden für über 10.000 Projekte mehr als 2 Milliarden Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde das Stiftungskapital durch Rücklagenbildung seit 1991 von zirka 1,3 Milliarden Euro auf 2,4 Milliarden Euro erhöht und das Kapital damit „real“, das heißt auch inflationsbereinigt, erhalten.

Für die DBU ist es naheliegend, die Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage zu berücksichtigen. So haben wir das Thema schon 2005 in unsere Anlagerichtlinien integriert und seither regelmäßig erweitert, angefangen von den üblichen Ausschlusskriterien über Quoten für nachhaltige Aktien und Unternehmensanleihen bis hin zum Impact Investing bei Sachwerten.

Inzwischen haben wir mehr als 250 Millionen Euro in Green Bonds und rund 160 Millionen Euro in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien investiert. Überwiegend in Deutschland und Europa, aber auch in Schwellenländern. Da die Kapitalerträge unsere einzige Einnahmequelle sind, war für uns von Anfang an wichtig, ob nachhaltige Kapitalanlagen Performance kosten. Dies haben wir wissenschaftlich untersuchen lassen.

Noch wichtiger ist aber: Von 2007 bis 2020 haben wir in einem realen Test mehrere Spezialfonds mit konventionellen und nachhaltigen Anlagekonzepten, mit diversifizierten Aktien- und Rentenportfolios, mit gleichen Benchmarks und gleicher Kapitalausstattung mit insgesamt rund 240 Millionen Euro real gegeneinander laufen lassen. Das Ergebnis zeigte, dass die nachhaltigen Konzepte sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten im langjährigen Vergleich bessere Ergebnisse erzielt haben.

 

Unsere Praxiserfahrung hat damit die wissenschaftlichen Ergebnisse bestätigt. Bei einer Auswahl von Aktien oder Corporates nach Indizes oder den Bewertungen von Nachhaltigkeits-Rating-Agenturen sollte die Wirkung aber nicht überschätzt werden, denn ein Unternehmen weiß in der Regel nicht, ob wir seine Aktien an der Börse gerade kaufen oder verkaufen, und nicht, ob dies aus Gründen der Nachhaltigkeit erfolgt ist. Daher nutzen wir zudem unsere Stimmrechte und sprechen mit Unternehmen.

Anders sieht es bei Green Bonds oder Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien aus, wo wir die Reportings im Hinblick auf die nachhaltigen Ziele der Anleihen oder das durch unsere Investitionen eingesparte CO 2 auswerten.

Dabei ist uns wichtig, auch Unternehmen bei der Umstellung von braunen in grüne Technologien zu unterstützen. Wer durch seine Investitionen tatsächliche Veränderungen anstrebt, sollte die Additionalität berücksichtigen, also ob etwas bewirkt wurde, was nicht ohnehin passiert wäre. So würde wohl eine Solarkraftanlage in Deutschland, wenn nicht durch uns, dann von anderen Kapitalgebern finanziert.

Eine von uns finanzierte Studie zum Thema Green Bonds hat gezeigt, dass bei Investitionen in Schwellenländern die Additionalität höher ist, da dort andere Finanzierungen häufig nicht zur Verfügung stehen. Solche Investitionen sind wichtig, denn selbst wenn Deutschland klimaneutral wird, werden wir den Kampf gegen den Klimawandel verlieren, wenn es nicht gelingt, den steigenden Energiebedarf in den Schwellenländern durch regenerative Energien zu decken. Aufgrund zahlreicher Risiken sind die bestehenden Investitionsmöglichkeiten für private Investoren in der Regel aber wenig attraktiv. Lösungen können in der Abfederung von Risiken durch die öffentliche Hand oder internationale Entwicklungsbanken liegen, um ein angemessenes Rendite-Risiko-Profil zu erreichen. Für Staaten können solche Modelle interessant sein, da öffentliche Mittel gehebelt werden und die Ausfälle in der Regel geringer sind als von den Investoren befürchtet.

Die institutionelle Kapitalanlage ist Ihre Leidenschaft?

Unsere auch. Abonnieren Sie unseren Newsletter „pbm institutionell“. Wir versorgen Sie jeden Mittwoch mit aktuellen Nachrichten, Personalien und Analysen.

Über den Autor

Michael Dittrich ist stellvertretender Generalsekretär und seit 2001 Leiter der Finanz- und Verwaltungsabteilung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Vorstand und Mitglied in zahlreichen Kapitalanlageausschüssen und -beiräten sowie Mitglied im Sustainable-Finance- Beirat der Bundesregierung. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen