Selbstverständlich ist es hier vollkommen unwichtig, von wo die Kinder kommen. Abschließend ist aber wichtig zu betonen, dass die Zeit-Stiftung schon immer einen Ost-Europa Schwerpunkt hatte. Deshalb stellt sich für uns nicht die Frage, Förderungen aus anderen Projekten abzuziehen, weil ein Großteil schon sehr lange dort gebunden ist. Wir müssen jetzt bewerten, wie sie unter der neuen, dramatischen Situation, am besten eingesetzt werden können.
Hätten Sie Wünsche an die Politik, dessen Erfüllung Ihre Arbeit leichter machen könnte?
Lange: Wir haben das eben erwähnte Projekt Weichenstellung für Zuwanderkinder und -jugendliche. Das ist ein 2015 aufgelegtes Mentoring-Programm, welches wir wegen der vielen geflüchteten ukrainischen Kinder wieder intensiver verfolgen möchten. Inhalt des Programms ist, dass die Kinder und Jugendlichen, die vormittags in die Schule gehen und darüber hinaus von Mentorinnen und Mentoren begleitet werden beim Übergang von der Internationalen Vorbereitungsklasse in die Regelklasse. Für die Gesamtfinanzierung brauchen wir zusätzliche Gelder vom Bund, allerdings bekommen wir sie immer mit einer verschobenen Planungssicherheit.
Wir möchten in diesen Sommerferien starten, die Bewilligungen sind aber noch nicht da, weshalb wir jetzt in Vorleistung gehen müssen. Das zweite ist, das ein gutes Mentoring-Programm eine Laufzeit von mindestens zwei Jahren hat. Die Gelder vom Bund werden aber aktuell nur für ein Jahr bewilligt. Das bedeutet Mehrarbeit für unsere Mitarbeiter und mentalen Stress für unsere Mentorinnen und Mentoren, meist Lehramtsstudierende, weil sie keine Planungssicherheit haben und natürlich merken das auch die geförderten Kinder und Jugendlichen. Dass der Bund hier nur jährliche Bewilligungen ausspricht, das schreckt denke ich viele andere Stiftungen ab, solche Programme überhaupt erst aufzulegen. Das ist traurig, weil diese Programme für Menschen sind, die es schon schwer genug haben.
Über den Interviewten: Achim Lange trägt seit Februar 2021 die Verantwortung für Kapitalanlage der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Vorher war Lange knapp 15 Jahre in verschiedenen verantwortungsvollen Positionen, zuletzt als Leiter Portfoliomanagment Private Banking bei der Hamburger Sparkasse (Haspa). Vor dieser Zeit war er knapp sechs Jahre bei Berenberg und kümmerte sich um das Asset Management von institutionellen Kunden.