Achim Lange von der Zeit-Stiftung „Wir haben einen Spielpartner verloren“

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Die Governance-Ebene ist für uns einfach umzusetzen, weil wir für uns ein großes Ziel gesetzt haben, wir wollen die Demokratie stärken. Das hat zur Folge, dass wir nur in demokratischen Ländern investieren dürfen. Ganz wichtig ist uns das Thema Pressefreiheit, das spiegelt sich in der Anlagenpolitik wider. Bei den Unternehmen wiederum orientieren wir uns an den Pariser Klimazielen.

Was heißt das konkret?

Lange: Unser Portfolio soll mittel- bis langfristig besser in Bezug auf den CO2-Ausstoß werden. Bis 2030 wollen wir den Ausstoß um 25 Prozent reduzieren. Klimaneutral dann dementsprechend 2050 sein. Unsere externen Asset Manager sind angewiesen, das umzusetzen.

Sie unterstützen Energieunternehmen also weiterhin bei ihrem Transformationsprozess?

Lange: Ja, weil wir sie noch benötigen. Eine große Diskussion hatten wir beispielsweise intern beim Thema Zement, der sehr viel Energie und Ressourcen in der Herstellung benötigt. Ohne Zement kann aber beispielsweise kein Windkraftrad aufgestellt werden.

Was halten Sie von der These, dass illiquide Investments heutzutage eigentlich die liquideren Investments sind, weil der Markt so stark angewachsen ist?

Lange: Die Umschlaghäufigkeit, das sehen wir bei Immobilien, ist größer geworden. Bestätigen kann ich das aber trotzdem nicht. Das liquideste ist und bleibt die Aktie. Bei der Pleite von Lehman Brothers konnte gut beobachtet werden, was passiert, wenn die Kapitalmärkte austrocknen – diese These gilt also - wenn überhaupt – nur für gute Zeiten.

 

 

 

Derzeit ist zwar viel Dry Powder im Markt, es kann aber auch ganz schnell Sand ins Getriebe kommen. Bei Immobilien sehen wir bereits die Wirkung des Zinsanstiegs, der eine Renditeverschiebung nach sich zieht. Ein Kaufobjekt, für das wir uns vor drei Monaten nicht den Kreditzins gesichert haben, ist heute nicht mehr ganz so attraktiv.

Bevor Sie zur Zeit-Stiftung kamen, leiteten sie das Portfoliomanagement im Private Banking der Hamburger Sparkasse. Was unterscheidet die beiden Aufgaben voneinander?

Lange: Das sind im Wesentlichen zwei Faktoren: Früher habe ich viele Kunden betreut, die alle unterschiedlich waren und individuelle Vorstellungen hatten. Jetzt habe ich ein Portfolio, auf das ich sehr viel intensiver meinen Fokus lenken kann. Der zweite Faktor ist, dass es bei einer Bank ein Jahresauftaktgespräch gibt, bei dem ermittelt wird, wieviel Erträge realistisch sind. Diese können durch Wachstum oder Kostenreduktion generiert werden. Darauf wird sich vollumfänglich fokussiert. Die zweite Ebene, nämlich was mit dem erwirtschafteten Geld gemacht werden soll, findet nicht statt.