ESG-Standards Wirkung nachhaltiger Anlagen muss messbar sein

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SDG-Indikatoren sind beispielsweise der Anteil der Bevölkerung unterhalb der internationalen Armutsgrenze, unterteilt nach Geschlecht, Alter, Beschäftigungsstatus oder geographischer Lage (städtisch/ländlich). Weitere Indikatoren sind die Malaria-Inzidenz pro 1.000 Einwohner oder auch der Anteil der Schulen mit Zugang zu Elektrizität, Internet für pädagogische Zwecke, angepasste Infrastruktur und Materialien für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen.

Von Beginn an wurde der Indikator-Messansatz von Kritik begleitet. Hauptkritikpunkt ist die Tatsache, dass der Ansatz zur SDG-Impact-Messung überwiegend Indikatoren verwendet, die stark vom Bruttosozialprodukt pro Einwohner und damit vom bereits vorhandenen Wohlstand abhängen. Damit verbunden ist eine Kritik an der Übergewichtung des Bruttosozialproduktes auch im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen.

Sicher lassen sich auch andere geeignete Indikatoren für das Impact-Maß finden. So ließe sich, bezogen auf ein Investment in einen Hersteller von Malaria-Präparaten, etwa die Anzahl der infolge der Verabreichung des Medikaments geretteten Leben, auskurierten Malaria-Erkrankungen oder Krankheitspräventionen messen. Allerdings ist eine Messung in Form eines statistischen Erfassens mit großem Aufwand verbunden und hat wenig mit den sonstigen Aufgaben eines institutionellen Investors zu tun.

Daher wäre ein solches Vorgehen mit Festlegung eigener individueller Indikatoren dem Ziel einer Vereinheitlichung der Messstandards für alle Investoren weltweit wahrscheinlich nicht dienlich. An dieser Stelle muss sicher noch Entwicklungsarbeit auf internationaler Ebene geleistet werden. 

Möglicherweise werden – auch mit Blick auf die auf europäischer Ebene angestrebte einheitliche Taxonomie – weitere spezialisierte nationale und internationale Institutionen gegründet, die sich die Definition und Weiterentwicklung entsprechender Messstandards und Indikatoren auf die Fahne schreiben. Nicht zuletzt auch im Bereich der ESG-Berater und -Research-Unternehmen muss hier noch viel Arbeit geleistet werden.

Fazit

Investoren erkennen, dass sie neben ökonomischen Anforderungen mit der Kapitalanlage auch einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten müssen. Die Vereinten Nationen haben mit den Sustainable Development Goals einen globalen Standard geschaffen, nach dem sich Investments einzelnen Nachhaltigkeitszielen zuordnen lassen. Neben der finanziellen Performance gilt es, auch den hiermit verbundenen ESG-Impact zu messen. Hierzu wurden zahlreiche Indikatoren definiert. 

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Die Entwicklung in diesem Bereich ist aber noch längst nicht abgeschlossen. Neben global einheitlichen Standards sollten zusätzliche Anreize für institutionelle Investoren, etwa im Versicherungs- und Altersvorsorgebereich, geschaffen werden, damit sie zumindest Teile ihres Vermögens in Impact Investments anlegen.

Es ist noch viel Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu leiten. Nur so lässt sich die langfristig positive ökonomische Wirkung von Impact Investments verdeutlichen. Der eingeschlagene Weg geht in die richtige Richtung – wir müssen nur noch die Laufgeschwindigkeit und die Anzahl der Läufer weiter erhöhen.


Über den Autor:
Daniel Wolbert leitet die Kapitalanlagen der kirchlichen Versorgungseinrichtung Verka in Berlin. Der Diplom-Betriebswirt (BA) wurde in den vergangenen Jahren mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. Zuletzt kürte ihn das European Institutional Investor Institute 2018 in der Dach-Region zum Chefanleger des Jahres. 

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