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StudioTalk mit Patrick Vogel „ESG-Regulierer, denkt bitte an den berühmten Bierdeckel“

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Lennard Klindworth: Aufgrund des Ukraine-Kriegs kommt die Energiewende teilweise schneller voran als erwartet. Geht diese Entwicklung so weiter?

Patrick Vogel: Das werden wir von unseren Kunden auch oft gefragt! Natürlich ist die Ukraine ein sehr präsentes Thema. Dennoch muss man das Ganze global betrachten. Im Hinblick auf Forschung und Innovationen passiert sehr viel. Auch politisch werden die Weichen gestellt. Mit der Wahl von US-Präsident Joe Biden bewegt sich in der weltgrößten Volkswirtschaft vieles in die richtige Richtung. Der übergreifende, sich beschleunigende Trend hin zum Einsatz von erneuerbaren Energien entwickelt sich letztlich unabhängig von der Ukraine.
Die Biden-Administration hat mit dem Infrastructure Investment and Jobs Act eine solide Basis gelegt. So sollen beispielsweise 70 Milliarden US-Dollar allein in das US-Stromnetz investiert werden. Im Rahmen des Inflation Reduction Act sollen bis 2030 insgesamt 390 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der erneuerbaren Energien und in Infrastruktur fließen. Der beeindruckende politische Wille stimmt uns sehr zuversichtlich, dass die Energiewende auch in Zukunft eines der ganz großen Themen bleibt.

Ihr Haus hat vor diesem Hintergrund den Fonds TBF Smart Power aufgelegt. Können Sie uns kurz berichten, wie Sie dieses Thema in dem Produkt umsetzen?

Vogel: Der Fonds setzt auf Energie, nachhaltige Energie und intelligente Stromnetze. Aufgelegt haben wir den TBF Smart Power schon vor über zehn Jahren, doch das Interesse bei den Anlegern war zunächst noch verhalten ausgeprägt. Doch für uns als vorausschauende Investoren war schon damals klar, dass eine CO2-arme Wirtschaft für die Zukunft unabdingbar ist und auf dieser Grundlage der gesamte Energiefluss neu überdacht werden muss.

Ein sehr komplexes Thema…

Vogel: In der Tat! Daher haben wir uns zunächst den Bereich Energieerzeugung angeschaut, ein Bereich, der heute rund die Hälfte des Portfolios abdeckt. Darin enthalten sind die Segmente Wind- und Solarenergie sowie klassische Energieerzeuger, die gleich mehrere dieser Bereiche abdecken. Ein Teil des Portfolios investiert auch in das Großthema Wasserstoff. Hinzu kommt die Speicherthematik, der Dreh- und Angelpunkt der Energiewende. Zusätzlich haben wir eine Reihe von Netzbetreibern im Portfolio.
Aber auch der ganz wichtige Punkt der Energieeffizienz kommt nicht zu kurz. Wir investieren in Themen wie Smart Building Technologies, sprich Gebäudeautomation, worunter auch Smart-Home-Strategien fallen.

Schaut man sich das Portfolio des TBF Smart Power näher an, steht an erster Stelle unter den Top-10-Werten ein französischer Elektrotechnik-Konzern, der sich um Energiemanagement und Automatisierung in Haushalten, Gebäuden und Rechenzentren kümmert. Viele Anleger gehen davon aus, dass vor allem die USA im Bereich erneuerbare Energien die Nase vorn haben. Spannung liegt aber auch bei europäischen Unternehmen an?

Vogel: Rund 60 Prozent unserer Allokation beziehen sich tatsächlich auf Nordamerika. Viele innovative Unternehmen haben hier ihren Sitz. Andere sind eng mit dem US-Markt verknüpft. Sie Story dahinter ist schnell erzählt: Die USA geben mit ihrem Investitionsprogramm, das der Energiewende nachdrücklich Vorschub leistet, weltweit den Ton an.

Aber auch in Europa tut sich doch viel.

Vogel: Hier wird in Brüssel viel von einem Green Deal gesprochen. Das muss dann aber kleinteilig auf Länderebene umgesetzt werden – und da hakt es. Projekte anzuschieben und zum Erfolg zu führen dauert in Europa deutlich länger als in den USA.

Höflich ausgedrückt: „A little less conversation, a little more action, please.“ 

Vogel: In Europa wird viel gesprochen, ja. Ein weiteres wichtiges Thema ist die neue Abhängigkeit von der Elektrifizierung. War insbesondere Deutschland von Gaslieferungen aus Russland abhängig, begibt sich Europas größte Volkswirtschaft nun langfristig in eine andere Abhängigkeit, und zwar in die der Elektrifizierung. Diese neue Monopolstellung wirft bestimmte Sicherheitsfragen auf. Denken Sie nur an das Thema Netzsicherheit oder die IT-Sicherheit zu Hause. Themen von immenser Tragweite.

Von den Rohstoffen, die für all den Umbau nötig sind, ganz zu schweigen.

Vogel: Genau. Wenn bis 2040 – bis dahin soll das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden – alles das umgesetzt werden soll, das angekündigt wird, brauchen wir ab sofort viermal so viel Rohstoffe, gerade mit Blick auf Kupfer und Lithium. Wenn die Entwicklung noch einen Schritt weiter hin zum Netto-Null-Ziel gehen soll, bedarf es sogar der sechsfachen Menge an Rohstoffen. Ein E-Auto braucht sechsmal so viel kritische Rohstoffe wie ein Verbrenner. Ein Windpark braucht neunmal so viele kritische Rohstoffe wie ein Gaskraftwerk.

Unter ESG-Gesichtspunkten entstehen damit neue Probleme.

Vogel: Ganz offensichtlich. Aber auch hier lässt sich die Spreu vom Weizen trennen. Mit unserem TBF Global Value Fonds, der ausgewählte Rohstoffproduzenten enthält, investieren Anleger in die richtigen Werte.

Der Fonds ist nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert. Bekanntlich ist die gut gemeinte Regulierung letzten Endes jedoch widersprüchlich. Was würden Sie sich von der Politik wünschen?

Vogel: Mindeststandards sind wichtig. Aber die Regulierung ist so komplex geworden, dass nachhaltige Produkte oft zu einer Blackbox geworden sind. Ich würde mir wünschen, dass die ESG-Regulatorik deutlich vereinfacht wird. Meine Bitte an die Politik: Bitte die Regulierung so gestalten, dass ein Bierdeckel ausreicht, um die Anleger transparent und zielgenau zu informieren!

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