Klima-Impact abseits von erneuerbaren Energien Warum ein Münchener Dachfondsmanager über die USA in Hanau investiert

Nina Freudenberg und Andreas Nilsson von Golding Capital Partners:

Nina Freudenberg und Andreas Nilsson von Golding Capital Partners: „Die notwendige Transformation der Wirtschaft ist komplex und bietet vielfältige Investitionschancen.“ Bildquelle: Golding Capital Partners

Die Herausforderungen durch den Klimawandel, die Dekarbonisierung der Wirtschaft und die grüne Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft erfordern gewaltige Investitionen. Für Investoren stellt sich die Frage, wie sie investieren und gleichzeitig ihre Renditeziele erreichen können.

Das geht längst nicht mehr nur durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik oder Windenergie. Allein damit wird das ambitionierte Ziel einer nahezu vollständigen Dekarbonisierung bis Mitte dieses Jahrhunderts nicht gelingen – ganz zu schweigen von den vielen anderen Nachhaltigkeitszielen.

Die notwendigen Voraussetzungen sind auch außerhalb der Erneuerbaren vorhanden: In den kommenden fünf Jahren erwarten wir weitere Durchbrüche, beispielsweise in den Bereichen Lebensmittel, Agrartechnologie und Kreislaufwirtschaft. Das wird die Nachfrage nach nachhaltigen Technologien und damit auch nachhaltigen Finanzprodukten weiter antreiben. 2023 flossen bereits 27 Prozent des europäischen Wachstumskapitals in Klimatechnologien.

Ein Investment in die grüne Transformation kann also auch in Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle fließen. Die wenigsten dieser Unternehmen sind jedoch börsennotiert oder haben „grüne“ Anleihen („Green Bonds“) emittiert. Ein Investment bedeutet daher fast zwangsläufig Private Equity. Gerade in Zeiten gestiegener Fremdkapitalkosten und zum Teil restriktiver agierender Kreditinstitute ist die Ausstattung mit ausreichend Eigenkapital und Liquidität, um das eigene Wachstum weiter zu finanzieren, für diese Unternehmen wichtig.

Für Investoren, die bisher noch nicht in Unternehmen der grünen Transformation investiert haben, können Dachfonds eine geeignete Struktur bieten, um über mehrere spezialisierte Zielfonds in ein breit diversifiziertes Portfolio solcher Assets zu investieren. Private-Equity-Investments erfordern ein Fachwissen zu einzelnen Branchen und Technologien, das in unseren Augen durch spezialisierte Fondsmanager am besten dargestellt werden kann.

 

Mit seinem Marktüberblick sollte der Dachfondsmanager eine geeignete und diversifizierte Portfolioallokation aufbauen können und institutionellen Endinvestoren – aber auch hochvermögenden Kunden – kosteneffizient zugänglich machen. Auf diesem Weg ist es außerdem möglich, einen Dachfonds zu strukturieren, der den Erfordernissen nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) gerecht wird.

Zwei Zielfonds aus Schweden und den USA

Zwei Fondsmanager, die sich konsequent auf Impact-Investments ausgerichtet und dabei auf Private Equity setzen, sind Alder aus Schweden und Ara Partners aus den Vereinigten Staaten. Die Verantwortlichen von Alder setzt  einen klaren Fokus auf Umwelt- und Klimatechnologien und wurde 2008 in Stockholm von fünf Partnern gegründet, die sowohl Private-Equity-Erfahrung als auch Expertise als Umweltwissenschaftler mitbrachten. Noch lange bevor das Wort Nachhaltigkeit geläufig wurde, investierte Alder in kleine und mittelständische Industrieunternehmen in Nordeuropa mit Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimatechnologien.

Mit dem Alder III wurde im vergangenen Jahr bereits der dritte Private-Equity-Fonds aus dieser Reihe aufgelegt. Der Fonds verfügt über ein Volumen von drei Milliarden Schwedische Kronen (rund 260 Millionen Euro) und investiert in Buyouts im Bereich Climate Tech überwiegend in den nordischen Ländern, aber auch im DACH-Raum.

Zu den Zielsegmenten gehören der Erhalt natürlicher Ressourcen, Gebäudeeffizienz, intelligente Infrastruktur und nachhaltige Industrie. Etwa zehn Investments mit kontrollierenden Positionen sind vorgesehen, mit einem Volumen von jeweils 100 bis 300 Millionen Kronen. Der Fonds ist als Artikel-9-Fonds nach der SFDR registriert. Alder hat diese Strategie in den vergangenen Jahren umgesetzt und mit den bereits weiterverkauften Firmen das investierte Kapital um etwa den Faktor 3,5 vermehrfacht.

Fondsname

Alder III

Auflagejahr

2023

Fondsvolumen

2,94 Milliarden Schwedische Kronen

Geplante Laufzeit

10 Jahre

SFDR

Artikel 9

Portfolio

ca. 10 Beteiligungen à 100–300 Mio. SEK

Zielmärkte

Climate-Tech-Buyouts in Nordics und DACH

Ein Beispiel für ein Unternehmen, das Alder in seinen aktuellen Fonds aufgenommen hat, ist Insort, ein Hersteller von Lebensmittel-Sortieranlagen aus der Steiermark in Österreich. Durch ungenaues Aussortieren werden jedes Jahr tausende Tonnen Lebensmittel unnötig vernichtet. Global gesehen ist das ein enormes wirtschaftliches Problem: Dem World Food Programme zufolge betragen die weltweiten Kosten von Lebensmittelverlusten und -verschwendungen etwa eine Billion US-Dollar pro Jahr. Bessere Sortiertechnologien bieten also sowohl ökologische als auch finanzielle Vorteile.

Die technologischen Verfahren von Insort erhöhen die Genauigkeit und können so einen Beitrag dazu leisten, die unnötige Verschwendung zu verringern. Dazu setzen die Sortiermaschinen auf Vollspektralanalysen in Echtzeit, die die chemische Zusammensetzung feststellen und somit eine Präzision haben, die weit über das menschliche Auge hinausgeht. Insort wuchs in den vergangenen Jahren und ist profitabel.

Ara Partners wurde 2017 in Boston von Troy Thacker und Charles Cherington gegründet. Beide verfügen über langjährige Private-Equity- und Energieerfahrung und haben Ara mit dem Ziel gegründet, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben. Die Firma investiert ausschließlich in Unternehmen, die eine Dekarbonisierung des Industriesektors durch neue Technologien und bessere Geschäftsmodelle anstreben. Um diesen Ansatz umzusetzen, konzentriert sich die Investitionsstrategie auf zwei Unternehmenstypen: Kapazitätsausbau von Prozesstechnologien und Dekarbonisierungsförderer.

 

Bisher investierte Ara Partners mehr als fünf Milliarden US-Dollar in 46 unterschiedliche Unternehmen. Der Ara Fund III ist der dritte und jüngste Zuwachs in der Private-Equity-Fondsreihe von Ara. Er wurde 2022 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen von 2,8 Milliarden US-Dollar. Der Fonds investiert im Growth- und Buyout-Segment in den Sektoren Chemie und Werkstoffe, Energieeffizienz und grüne Antriebsstoffe, Lebensmittel und Landwirtschaft sowie Fertigung in Nordamerika und Europa.

Etwa 12 bis 14 Investments mit in der Regel Mehrheitsbeteiligungen sind vorgesehen, mit einem Volumen von jeweils 50 bis 200 Millionen US-Dollar. Als eine der wenigen Ausnahmen in den USA ist der Ara Fund III selbst als Artikel-9-Fonds nach der SFDR registriert. Aktuell ist der Fonds in fünf Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen investiert, von Biomethananlagen über nachhaltige und holz- und plastikfreie Verpackungsmaterialien bis hin zu Versicherungen für Preise erneuerbarer Energien. 

Fondsname

Ara Fund III

Auflagejahr

2022

Fondsvolumen

2,8 Mrd. US-Dollar

Geplante Laufzeit

10 Jahre

SFDR

Artikel 9

Portfolio

ca. 12–14 Beteiligungen à 50–200 Mio. USD

Zielmärkte

USA und Europa

Darunter findet sich auch ein deutsches Unternehmen, nämlich Vacuumschmelze (VAC) aus Hanau – ein Traditionsunternehmen mit hundertjähriger Geschichte und heute einer der führenden Hersteller von sogenannten permanenten Magneten, die beispielsweise in E-Autos, in der Ladeinfrastruktur sowie in Wind- und Solaranlagen benötigt werden. In Anbetracht der geopolitischen Spannungen weltweit suchen Regierungen und Autohersteller händeringend nach alternativen Lieferketten und größerer Unabhängigkeit von China.

 

Als einer der führenden westlichen Hersteller von permanenten Magneten, hat VAC deshalb eine vorteilhafte Marktposition. Die gute Auftragslage bringt nicht nur finanzielle Rendite, sondern hat auch eine ökologische Wirkung: Allein mit permanenten Magneten für die Elektromobilität hat VAC das Potenzial, in den kommenden fünf Jahren zum Abbau von einer Gigatonne CO2-Äquivalenten beizutragen.

Wie die Beispiele zeigen, führt der Weg zu Klima-Impact-Investments nicht zwangsläufig über Erneuerbare-Energien-Anlagen. Die notwendige Transformation der Wirtschaft ist sehr viel komplexer und vielschichtiger – und bietet vielfältige Investitionschancen. Die Komplexität und das sehr große Angebot verlangen viel Erfahrung.


Über die Autoren:

Nina Freudenberg, ist seit knapp vier Jahren bei Golding Capital Partners und dabei auf Impact-Strategien spezialisiert. Vorherige Karrierestationen waren der Private-Equity-Dachfonds Sonanz, die Boston Colsulting Group und der Pharma-Konzern Novartis.

Andreas Nilsson, ist seit knapp vier Jahren Geschäftsführer und Leiter Impact Investments bei Golding Capital Partners. Vor dieser Zeit gründete er den Private-Equity-Dachfonds Sonanz und hatte leitende Positionen unter anderem bei der Private-Equity-Firma EQT inne.

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