private banking magazin: Mirova fokussiert sich auf nachhaltige Investments. Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von traditionellen Aktien-Strategien?
Hua Cheng: Unser Ansatz basiert auf vier Schritten, bei denen ESG in den Prozess integriert ist. Wir beginnen mit der Analyse langfristiger Übergänge, wie demographischer Wandel oder Umweltveränderungen. Dann folgt eine Unternehmensanalyse, die Bewertung und schließlich die Portfoliokonstruktion. Ein Ergebnis dieses Prozesses sind strukturelle Übergewichtungen in Sektoren wie Informationstechnologie oder Gesundheitswesen, während wir kein Engagement bei traditionellen Energieunternehmen haben.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer nachhaltigen Investmentstrategie?
Cheng: Wir haben zwei Hauptziele: Wir wollen eine stärkere finanzielle Rendite und ein besseres ESG-Profil als der breitere Markt liefern. Beide Aspekte sind gleichermaßen wichtig für uns. Ein indirekter Weg, um den Erfolg unseres ESG-Ansatzes zu messen, ist die Analyse der Performance-Beiträge nach unseren internen ESG-Ratings. Über lange Zeiträume hinweg sehen wir, dass Unternehmen mit höheren Ratings tendenziell besser abschneiden.
Wie stellen Sie sicher, dass die Unternehmen in Ihrem Portfolio tatsächlich ihre Nachhaltigkeitsziele umsetzen?
Clarice Avery: Das ist eine zentrale Aufgabe unseres 20-köpfigen Nachhaltigkeits-Research-Teams. Sie führen Analysen durch und engagieren sich im Dialog mit den Unternehmen. Dies hilft uns, Greenwashing zu vermeiden und mehr Transparenz zu erhalten. Wir haben auch ein Programm, bei dem wir jährlich eine Untergruppe von Portfoliounternehmen für tiefergehende Gespräche auswählen.
Können Sie ein Beispiel für eine Desinvestitionsentscheidung aufgrund von Nachhaltigkeitsbedenken geben?
Cheng: Vor einigen Jahren verkauften wir ein Gesundheitsunternehmen, das Krankenhäuser und medizinische Dienstleistungen anbot. Es war ein deutsches Unternehmen. Wir sahen zunehmend Kontroversen bezüglich ihrer Buchhaltungs- und Betriebspraktiken, sowohl in Schwellenländern als auch in den USA. Nach Gesprächen mit dem Management waren wir von ihren Maßnahmen zur Verbesserung nicht überzeugt. Letztendlich führten sowohl Nachhaltigkeits- als auch finanzielle Gründe zu unserer Verkaufsentscheidung.
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private banking magazin: Mirova fokussiert sich auf nachhaltige Investments. Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von traditionellen Aktien-Strategien?
Hua Cheng: Unser Ansatz basiert auf vier Schritten, bei denen ESG in den Prozess integriert ist. Wir beginnen mit der Analyse langfristiger Übergänge, wie demographischer Wandel oder Umweltveränderungen. Dann folgt eine Unternehmensanalyse, die Bewertung und schließlich die Portfoliokonstruktion. Ein Ergebnis dieses Prozesses sind strukturelle Übergewichtungen in Sektoren wie Informationstechnologie oder Gesundheitswesen, während wir kein Engagement bei traditionellen Energieunternehmen haben.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer nachhaltigen Investmentstrategie?
Cheng: Wir haben zwei Hauptziele: Wir wollen eine stärkere finanzielle Rendite und ein besseres ESG-Profil als der breitere Markt liefern. Beide Aspekte sind gleichermaßen wichtig für uns. Ein indirekter Weg, um den Erfolg unseres ESG-Ansatzes zu messen, ist die Analyse der Performance-Beiträge nach unseren internen ESG-Ratings. Über lange Zeiträume hinweg sehen wir, dass Unternehmen mit höheren Ratings tendenziell besser abschneiden.
Wie stellen Sie sicher, dass die Unternehmen in Ihrem Portfolio tatsächlich ihre Nachhaltigkeitsziele umsetzen?
Clarice Avery: Das ist eine zentrale Aufgabe unseres 20-köpfigen Nachhaltigkeits-Research-Teams. Sie führen Analysen durch und engagieren sich im Dialog mit den Unternehmen. Dies hilft uns, Greenwashing zu vermeiden und mehr Transparenz zu erhalten. Wir haben auch ein Programm, bei dem wir jährlich eine Untergruppe von Portfoliounternehmen für tiefergehende Gespräche auswählen.
Können Sie ein Beispiel für eine Desinvestitionsentscheidung aufgrund von Nachhaltigkeitsbedenken geben?
Cheng: Vor einigen Jahren verkauften wir ein Gesundheitsunternehmen, das Krankenhäuser und medizinische Dienstleistungen anbot. Es war ein deutsches Unternehmen. Wir sahen zunehmend Kontroversen bezüglich ihrer Buchhaltungs- und Betriebspraktiken, sowohl in Schwellenländern als auch in den USA. Nach Gesprächen mit dem Management waren wir von ihren Maßnahmen zur Verbesserung nicht überzeugt. Letztendlich führten sowohl Nachhaltigkeits- als auch finanzielle Gründe zu unserer Verkaufsentscheidung.
Frau Avery, Sie arbeiten sowohl in Europa als auch in den USA. Wie unterscheidet sich der Ansatz zum nachhaltigen Investieren in diesen beiden Märkten?
Avery: Da gibt es in der Tat große Unterschiede. Europa ist bei der Adoption von nachhaltigem Investieren deutlich weiter fortgeschritten, teilweise getrieben durch einen Top-down-Regulierungsansatz. In den USA sehen wir eher einen Bottom-up-Ansatz, mit weniger regulatorischem Druck. Zudem ist das Thema in den USA stärker politisiert, was die Entwicklung zeitweise erschwert hat.
Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
Avery: Es bedeutet, dass wir unseren Ansatz je nach Markt anpassen müssen. In Europa können wir oft tiefer in ESG-Themen eintauchen, während wir in den USA mehr Grundlagenarbeit leisten und die Vorteile nachhaltigen Investierens stärker herausstellen müssen.
Cheng: Ich möchte hier noch etwas ergänzen. Wenn wir mit Unternehmen sprechen, die sowohl in Europa als auch in den USA aktiv sind, hören wir oft, dass bei Investorentreffen in Europa Nachhaltigkeitsthemen und fundamentale Aspekte gleichermaßen diskutiert werden. In den USA dominieren noch immer die klassischen Finanzkennzahlen die Gespräche.
Wie sehen Sie die Zukunft des nachhaltigen Investierens?
Cheng: Wir glauben, dass nachhaltiges Investieren in den nächsten zehn Jahren oder sogar darüber hinaus zum Mainstream werden wird. Regulatorische Eingriffe und bessere Datenoffenlegung werden dies sicherlich unterstützen. Gleichzeitig denken wir, dass Unternehmensführungen eine noch größere Rolle spielen können, um intentional nachhaltigere Geschäftsmodelle zu fördern.
Avery: In der Tat sehen wir bereits viele regulatorische Entwicklungen, insbesondere bei der Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen. In Europa haben wir zum Beispiel die CSRD für Unternehmen und die SFDR für Investmentprodukte. Je mehr Informationen Investoren erhalten und vergleichen können, desto mehr wird dies die Entwicklung des Sektors unterstützen.
Was war Ihre überraschendste Erkenntnis in Ihrer Karriere im Bereich nachhaltiger Investments?
Cheng: Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie unterschiedlich der Begriff „nachhaltiges Investieren“ von verschiedenen Vermögensverwaltern interpretiert wird. Wir befinden uns noch in einem sehr frühen Stadium, und die Definitionen variieren stark. Ich glaube jedoch, dass wir mit der Zeit eine gewisse Konvergenz sehen werden, wenn die Branche reifer wird.
Zum Abschluss eine etwas ungewöhnliche Frage: Wenn Mirova ein Gericht wäre, was wäre es und welche Zutaten hätte es?
Avery: Oh, das ist eine tolle Frage. Ich denke, wir wären ein Salat, eine Bowl – pflanzenbasiert, mit lokalen Zutaten und einer transparenten Lieferkette. Und da wir hier in Boston sitzen, vielleicht mit einer Lobster Roll als Vorspeise, um zu zeigen, dass wir zwar nachhaltig, aber nicht langweilig sind.
Fast geschafft
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Über die Interviewten
Clarice Avery begann ihre Karriere 2007 bei Putnam Investments. Es folgten Stationen bei State Street und Natixis. Seit Mai 2022 ist sie bei Mirova tätig.
Hua Cheng startete seine Karriere 2004 als Analyst bei der Investmentbank Xiangcai in Shanghai. 2005 wechselte er zur Société Gérérale Asset Management nach Paris, um kurze Zeit später bei Natixis, der Muttergesellschaft von Mirova als Portfoliomanager seine Arbeit aufzunehmen. Seit gut zehn Jahren arbeitet Cheng in dieser Position nun bei Mirova.