Hua Cheng und Clarice Avery von Mirova „Das Nachhaltigkeits-Thema ist in den USA stärker politisiert“

Hua Cheng und Clarice Avery im Gespräch mit Christoph Fröhlich und Malte Dreher (v.l.):

Hua Cheng und Clarice Avery empfingen Christoph Fröhlich und Malte Dreher (v.l.) in Boston: „Erstaunlich ist, wie unterschiedlich der Begriff „nachhaltiges Investieren“ von verschiedenen Vermögensverwaltern interpretiert wird.“ Foto: Christoph Frölich

private banking magazin: Mirova fokussiert sich auf nachhaltige Investments. Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz von traditionellen Aktien-Strategien? 

Hua Cheng: Unser Ansatz basiert auf vier Schritten, bei denen ESG in den Prozess integriert ist. Wir beginnen mit der Analyse langfristiger Übergänge, wie demographischer Wandel oder Umweltveränderungen. Dann folgt eine Unternehmensanalyse, die Bewertung und schließlich die Portfoliokonstruktion. Ein Ergebnis dieses Prozesses sind strukturelle Übergewichtungen in Sektoren wie Informationstechnologie oder Gesundheitswesen, während wir kein Engagement bei traditionellen Energieunternehmen haben. 

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer nachhaltigen Investmentstrategie? 

Cheng: Wir haben zwei Hauptziele: Wir wollen eine stärkere finanzielle Rendite und ein besseres ESG-Profil als der breitere Markt liefern. Beide Aspekte sind gleichermaßen wichtig für uns. Ein indirekter Weg, um den Erfolg unseres ESG-Ansatzes zu messen, ist die Analyse der Performance-Beiträge nach unseren internen ESG-Ratings. Über lange Zeiträume hinweg sehen wir, dass Unternehmen mit höheren Ratings tendenziell besser abschneiden. 

Wie stellen Sie sicher, dass die Unternehmen in Ihrem Portfolio tatsächlich ihre Nachhaltigkeitsziele umsetzen? 

Clarice Avery: Das ist eine zentrale Aufgabe unseres 20-köpfigen Nachhaltigkeits-Research-Teams. Sie führen Analysen durch und engagieren sich im Dialog mit den Unternehmen. Dies hilft uns, Greenwashing zu vermeiden und mehr Transparenz zu erhalten. Wir haben auch ein Programm, bei dem wir jährlich eine Untergruppe von Portfoliounternehmen für tiefergehende Gespräche auswählen. 

Können Sie ein Beispiel für eine Desinvestitionsentscheidung aufgrund von Nachhaltigkeitsbedenken geben? 

Cheng: Vor einigen Jahren verkauften wir ein Gesundheitsunternehmen, das Krankenhäuser und medizinische Dienstleistungen anbot. Es war ein deutsches Unternehmen. Wir sahen zunehmend Kontroversen bezüglich ihrer Buchhaltungs- und Betriebspraktiken, sowohl in Schwellenländern als auch in den USA. Nach Gesprächen mit dem Management waren wir von ihren Maßnahmen zur Verbesserung nicht überzeugt. Letztendlich führten sowohl Nachhaltigkeits- als auch finanzielle Gründe zu unserer Verkaufsentscheidung. 

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