Für Umwelt und Rendite „ESG muss endlich auf allen Chefetagen ankommen“

Taimur Hyat

Taimur Hyat: Der Geschäftsführer von PGIM sieht große Chancen in ESG-Investments Foto: PGIM

Die heftigen Winterstürme, die Texas im Februar in eine tödliche Krise in Sachen Stromversorgung stürzten, sind ein krasses Beispiel für die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auf Infrastruktur, Kommunen und Menschen. Das erneute Bekenntnis der Biden-Regierung zum Pariser Abkommen und die ehrgeizige Klima-Agenda sollten die USA wieder in die globalen Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise einbinden. Staatliche und regulatorische Maßnahmen sind zwar wichtig, reichen aber nicht aus. Wenn wir die verheerendsten Auswirkungen des Klimawandels eindämmen wollen, ist es unerlässlich, dass der private Sektor seinen Teil dazu beiträgt.

Dies erfordert, dass Investoren sich nicht nur gegen die Risiken des Klimawandels absichern, sondern auch die vielfältigen Chancen nutzen, die sich aus der aktiven Unterstützung des Übergangs zu einem grüneren Planeten ergeben. In einer Studie unter mehr als 100 führenden institutionellen Unternehmenschefs weltweit, die jeweils mehr als 3 Milliarden US-Dollar verwalten, haben wir herausgefunden, dass 42 Prozent den Klimawandel nicht in ihre Anlageprozesse einbeziehen. Diese Zahl steigt auf 53 Prozent in den USA, die derzeit weit weniger ESG-bewusst sind als Europa. Noch besorgniserregender ist, dass 40 Prozent der Meinung sind, dass der Klimawandel bei Entscheidungen über die Vermögensallokation "keine Rolle" spielt.

Um diese Verhaltensweisen und Denkweisen umzukehren, müssen Investoren unbedingt eine chancenorientierte Agenda für den Umgang mit dem Klimawandel entwickeln, die sich auf drei zentrale Anlagethemen konzentriert.

Erstens: Die attraktivsten Möglichkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels befinden sich in unbeachteten Winkeln des Marktes. Wind- und Solarprojekte in Schwellenländern wie Chile und Uruguay mit veralteten Wasserkraftnetzen und abnehmenden Flussläufen sind ideal für Investoren, die bereit sind, über die gesättigten Märkte in den USA und Europa hinauszuschauen.

Darüber hinaus können periphere Investitionen, die einige Größenordnungen von direkten Investitionen in erneuerbare Energien entfernt sind, ungenutzte Möglichkeiten darstellen. Ein Beispiel dafür sind intelligente Stromnetze, die zwischen intermittierenden erneuerbaren Quellen und stabileren traditionellen Energiequellen wechseln können.

Zweitens: Immer umfangreichere und detailliertere Daten ermöglichen Anlegern, mit zunehmender Präzision und Nuancierung zwischen Gewinnern und Verlierern in kohlenstoffintensiven Branchen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit, den Energiesektor zu analysieren, ist von entscheidender Bedeutung. Denn selbst unter den aggressivsten Annahmen für den Einsatz erneuerbarer Energien, werden fossile Brennstoffe einen langen Lebenszyklus haben und bis mindestens 2050 fast zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs bestimmen.