Union-Investment-Umfrage mit 179 deutschen Großanlegern Institutionelle Investoren setzten weiterhin auf Nachhaltigkeit – auch dank KI

André Haagmann von Union Investment.

André Haagmann von Union Investment: „Die Haltung institutioneller Investoren ist von Pragmatismus geprägt. Sie stellen die Regulierung nicht grundsätzlich in Frage, wünschen sich aber mehr Praxistauglichkeit.“ Foto: Union Investment

Institutionelle Investoren in Deutschland setzen bei der Kapitalanlage weiterhin auf Nachhaltigkeit. Laut einer Studie von Union Investment für die 179 institutionelle Investoren in Deutschland befragt worden sind, berücksichtigen 89 Prozent bei Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitskriterien – obwohl das Thema seit einiger Zeit Gegenwind bekommt.

Markt bleibt stabil bei weniger Wachstum

Für 86 Prozent der Befragten führt sogar kein Weg an Nachhaltigkeit vorbei. Allerdings halten 67 Prozent die Regulierung bei nachhaltigen Kapitalanlagen für zu komplex und plädieren für ein einfacheres Regelwerk. 51 Prozent der befragten Investoren erwarten ungeachtet kontroverser Debatten in den kommenden zwölf Monaten bei nachhaltigen Kapitalanlagen ein stabiles Marktvolumen. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 32 Prozent. Mit einem wachsenden Marktvolumen rechnen 38 Prozent, das sind 28 Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr.

 

Der Anteil der Befragten, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen erhöhte sich damit im Vorjahresvergleich um vier Prozentpunkte – auf aktuell 89 Prozent (siehe Grafik). Das ist der zweithöchste Wert seit dem Start der Investorenbefragung vor 15 Jahren. Laut Studienautoren sei das erstaunlich, da kontroverse Diskussionen das Thema Nachhaltigkeit zunehmend belasten. In den USA werden ESG-Strategien gar grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt.

Bildunterschrift

Gestiegen ist auch der Anteil der Befragten, die in ihren Anlagerichtlinien Klimaschutzaspekte berücksichtigen – um sechs Prozentpunkte auf 84 Prozent.

„Die zunehmende Polarisierung in der Nachhaltigkeitsdebatte hat bei den meisten institutionellen Investoren in Deutschland aktuell keinen Einfluss auf die Anlagestrategie. Nachhaltigkeit bleibt bei ihnen trotz aller Diskussionen fester Bestandteil ihrer Kapitalanlage, denn sie sind weiterhin von der Notwendigkeit einer Transformation der Wirtschaft überzeugt“, sagt André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment und zuständig für institutionelle Kunden.

Nachhaltige Kapitalanlagen für Investoren langfristig relevant

Zwei Drittel der Investoren, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, sind mit den nachhaltigen Kapitalanlagen in ihrem Verantwortungsbereich zufrieden. Ihre Entscheidung für nachhaltige Investments begründen sie vor allem mit der Übernahme von Verantwortung (80 Prozent) und mit den Werten des eigenen Unternehmens (79 Prozent). Dagegen nahm die Relevanz von Nachhaltigkeit als Imagefaktor deutlich ab und sank im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf  39 Prozent.

 

Und auch zukünftig wird die Bedeutung aus ihrer Sicht nicht nachlassen: Langfristig erwarten 53 Prozent der Befragten eine gleich bleibende und 44 Prozent eine wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit für ihre Kapitalanlagen und ihr Unternehmen. Mit einem sinkenden Stellenwert rechnen nur drei Prozent.

Investoren fordern einfachere Regeln

58 Prozent der Investoren halten das Thema Nachhaltigkeit allerdings für sehr kompliziert – trotz guter oder sehr guter Kenntnisse auf diesem Gebiet, die sich zwei Drittel der Befragten attestieren. Die hohe Komplexität scheint auch zu einem erhöhten Beratungsbedarf zu führen, den 29 Prozent der Befragten für das eigene Unternehmen anführen (Vorjahr: 24 Prozent). Im Markt stellen 42 Prozent einen hohen Beratungsbedarf fest, eine Steigerung um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Quelle: Union Investment

Die Regulierung im ESG-Bereich halten 73 Prozent der Befragten für zu aufwändig und 67 Prozent für zu komplex. Viele Befragte plädieren daher für weniger Bürokratie, mehr Standardisierung und eine maßvolle Regulierung.

„Die Haltung institutioneller Investoren ist von Pragmatismus geprägt. Sie stellen die Regulierung nicht grundsätzlich in Frage, wünschen sich aber mehr Praxistauglichkeit“, erläutert Haagmann.

Hoffnung mache demnach künstliche Intelligenz. 83 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass KI einen postiven Effekt auf das Theman Nachhaltigkeit haben wird (sieh Grafik).

Quelle: Union Investment

Über die Studie

Für die diesjährige Untersuchung wurden von Januar bis April 179 institutionelle Investoren in Deutschland befragt. Zu den Befragten, die zusammen ein Vermögen von rund 2,4 Billionen Euro verwalten, zählten Versicherungen (Anteil: 16 Prozent), Großunternehmen (16 Prozent), Altersversorger/Pensionskassen (7 Prozent), Stiftungen/Kirchen (18 Prozent), Kreditinstitute (30 Prozent) und Kapitalverwaltungsgesellschaften (13 Prozent).
 

Die ganze Studie können Sie hier lesen

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen