Fortbildungsprogramm Aufbau, Aufwand, Themen: Absolvent beleuchtet das CFA-Zertifikat „ESG-Investing“

Andreas Rothenaichner, Kundenberater Private Vermögensverwaltung und Family Office bei der Feri Gruppe

Andreas Rothenaichner, Kundenberater Private Vermögensverwaltung und Family Office bei der Feri Gruppe: Er hat das CFA-Programm ESG-Investing absolviert. Foto: FERI

private banking magazin: Herr Rothenaichner, Sie haben vor Kurzem das Zertifikat „ESG-Investing“ vom CFA-Institut erhalten. Der Titel des „Chartered Financial Analyst“ ist in der Vermögensverwaltungsbranche bekannt. Dass das CFA Institut auch ein ESG-Zertifikat anbietet, eher weniger. Was kann man sich unter dem Examen vorstellen?

Andreas Rothenaichner: Das Programm wurde ursprünglich von der CFA Society UK ins Leben gerufen. Das war 2019. Ich hatte mich ursprünglich noch auf der britischen Website des Instituts registriert. Inzwischen ist es in das globale CFA-Institut überführt.

Es ist eine eher praxisorientierte Fortbildung. Die Inhalte sind in neun Kapitel aufgeteilt. Neben dem Vermitteln von theoretischem Wissen liegen Schwerpunkte auf den Themen ESG-Analyse, -Bewertung und -Integration – also der Anwendung im Alltag. Ich glaube, dass das Weiterbildungsangebot für sämtliche Profile in der Wertschöpfungskette im Private Banking und Wealth Management gut passt: Kundenberater, Portfoliomanager, aber auch Bereiche wie Produktentwicklung und Risikomanagement anspricht. Das Programm ist so aufgebaut, dass man sich im Rahmen einer Selbstlernphase mit den Themen beschäftigt. Dafür sind etwa 130 Stunden vorgesehen.

Und das kommt vom Zeitaufwand hin?

Wenn man im Thema ist, reichen etwa 100 Stunden, das sagt auch das CFA-Institut. Ich habe es nicht genau gemessen, aber ungefähr läuft es darauf hinaus. Ein Grund, warum ich mich für die Fortbildung vom CFA-Institut entschieden habe, waren die eigenverantwortlichen und flexiblen Selbstlernphasen, auch mal am Wochenende oder sogar im Urlaub. Das lässt sich meiner Meinung nach am besten mit dem durchaus vielfältigen Alltag als Kundenberater vereinbaren.

 

 

Welche Bereiche waren besonders knifflig?

Wir befinden uns in vielen Themenfeldern, in denen Details ausgestaltet und einheitliche Standards noch geschaffen werden, noch immer im Anfangsstadium. Tatsächlich ist es manchmal schwierig, den Überblick über die Vielzahl von Initiativen, Frameworks, Regulierungen, Netzwerken und Vereinigungen zu behalten und sich deren Ausgestaltung und Differenzierung einzuprägen. Herausfordernd ist es auch, den Leistungsumfang und die Methoden der jeweiligen ESG-Rating-Agenturen und Besonderheiten der einzelnen Datenanbieter zu überblicken – insbesondere, weil es auch M&A-Aktivitäten in diesem Segment gibt.

Welche Themenbereiche fielen Ihnen leichter?

Durch die Vielzahl interner Schulungen, diverser Fachliteratur, aber auch durch Gespräche mit Kunden und Vertretern verschiedener Finanzdienstleister im Markt ist man als Kundenberater inzwischen typischerweise tief im Thema. Eher leicht, trotzdem interessant war das Kapitel „The ESG market“, in dem neben der Historie und den wesentlichen Meilensteinen auch die geografische Marktverteilung und regionale Besonderheiten behandelt werden. Die Teilbereiche zu den drei Faktoren Environmental, Social und Governance sind ebenfalls eingängig. Einige der sozialen und umweltbezogenen Megatrends begegnen uns sogar selbst im Alltag, so dass die daraus resultierenden Probleme offensichtlich sind.