Ist es ein Unterschied, als Aktionär oder Anleihen-Investor aufzutreten?
Roth: Allen Beteiligten ist klar, wenn wir uns auf der Aktienseite für unsere Mandanten engagieren. Man muss einfach nur sagen, dass man für deren Stimmrechte auftritt. Auf der Rentenseite muss man sich deutlich aktiver zu erkennen geben. Die Unternehmen wollen dann oftmals wissen, für welche Bonds man stellvertretend spricht und welche Endfälligkeit die se haben. Manche von den Unternehmen sind ja ohnehin nur auf der Rentenseite aktiv. Da hilft dann auch die besagte Bündelung auf der AnleihenSeite, weil man darüber über einen längeren Zeitraum immer wieder in Gespräche zu Nachhaltigkeitsanliegen...
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Ist es ein Unterschied, als Aktionär oder Anleihen-Investor aufzutreten?
Roth: Allen Beteiligten ist klar, wenn wir uns auf der Aktienseite für unsere Mandanten engagieren. Man muss einfach nur sagen, dass man für deren Stimmrechte auftritt. Auf der Rentenseite muss man sich deutlich aktiver zu erkennen geben. Die Unternehmen wollen dann oftmals wissen, für welche Bonds man stellvertretend spricht und welche Endfälligkeit die se haben. Manche von den Unternehmen sind ja ohnehin nur auf der Rentenseite aktiv. Da hilft dann auch die besagte Bündelung auf der AnleihenSeite, weil man darüber über einen längeren Zeitraum immer wieder in Gespräche zu Nachhaltigkeitsanliegen kommen kann.
Ist es wichtig, dass Unternehmen auf der höchsten Management-Ebene zu Nachhaltigkeitsthemen sprechfähig sind?
Roth: Das ist sehr wichtig, zumindest wenn man in diesem Punkt als authentisch wahrgenommen werden möchte. Ich bin seit 2008 in dem Feld tätig und habe es in den frühen Jahren oftmals erlebt, dass Nachhaltigkeit als Nischenthema im Unternehmen behandelt wurde. Mittlerweile ist es erfreulicherweise in vielen klassischen Geschäftspraktiken integriert und auch bei Geschäftsführern, Vorständen und Aufsichtsräten angekommen. Die Unternehmen, die Nachhaltigkeit auch vor Kurzem noch stiefmütterlich behandelten, haben meist den Anschluss verpasst – das merkt man recht schnell. Denn wenn sie nichts bewegt haben, können die Verantwortlichen auch über nichts sprechen. Ein anderes Kriterium ist, wie diese anhand von PerformanceKriterien zur Nachhaltigkeitsentwicklung bezahlt werden.
Und wie messen Sie den Erfolg von Reo?
Roth: Wir legen Ziele fest, die wir durch unser Engagement bei einem Unternehmen erreichen wollen. Quartalsweise schauen unsere Sektor-Experten, wie sich die Branche und das betrachtete Unternehmen entwickeln. Gibt es eine Strategieanpassung, neue Richtlinien im Unternehmen oder eine neue Klimastrategie? Unser Mapping zeigt uns dann, wie sich die Firma historisch entwickelt hat, wo man heute steht und wie unsere Erwartungen aussehen. Einer unserer Sektor-Experten wird damit das Gesamtbild bewerten: Besteht die Entwicklung nur aus einem neuen Klimabericht, gibt es nur einen Stern. Geht es um eine komplette strategische Anpassung, bekommt das Thema Nachhaltigkeit beispielsweise ein eigenes Vorstandressort, ist uns das drei Sterne wert. Die Ziele selbst können dabei quantitativer oder qualitativer Natur sein.
Lassen sich irgendwann alle Nachhaltigkeitsziele in Zahlen fassen?
Roth: Nein, es wird bestimmte Ziele geben, auch bei den SDGs, die man nur qualitativ erfassen kann. Gleichzeitig wird sich die Öffentlichkeit noch intensiver eine Meinung bilden müssen, wie man gewisse Ziele eigentlich messbarer machen möchte. Was sind Ziele bei Arbeitsstandards, Diversität oder im Gesundheitsschutz? Da haben wir im Hier und Jetzt noch unglaubliche Lücken. Allerdings wird das auch noch viele Jahre dauern, um hier wirklich Definitionen zu entwickeln, die als Standard gelten können. Ein Mammutwerk.
Wo sind wir weit in der Entwicklung?
Roth: Gerade was die CO2-Emissionen an geht, zumindest im Scope-1 und Scope-2-Bereich, ist die Datenlage schon sehr breit. Da hat das Carbon-Disclosure-Projekt einiges an Vorarbeit geleistet und Tausende Unternehmen berichten bereits. Auch sind wir weit bei den Themen Wasserverbrauch oder Forschungs und Entwicklungskosten, vereinzelt auch bei der Diversität auf Vorstands und Aufsichtsratsebene. Anders wiederum sieht es in der breiten Arbeitnehmerschaft aus. Da fehlen die Daten oftmals.
Zu den Interviewten:
Nina Roth stieß im März 2019 zum Responsible-Investment-Team von BMO Global Asset Management. Dort ist die Nachhaltigkeitsexpertin unter anderem für den Finanzsektor zuständig und betreut BMO-Kunden in Deutschland zum Proxy-Voting-Angebot namens Responsible Engagement Overlay, kurz Reo.
Peter Haueter ist Sprecher der Geschäftsführung der Alte Leipziger Trust Investment-Gesellschaft. In dieser Position ist der 57-Jährige bereits seit 2004 für die Themen Kapitalanlage, Dachfondsmanagement und Vertrieb zuständig. Die gesamte Gruppe Alte Leipziger-Hallesche hat 2020 die „Prinzipien für verantwortliches Investieren“ (UN-PRIs) unterzeichnet