Erzdiözese Eichstätt Kirchenvermögen weckt Begehrlichkeiten

Florian Bohn, Finanzdirektor der Erzdiözese Eichstätt: „Alle wissen, dass die Kirche viel Geld hat und dass dort nicht unbedingt die Leute sitzen, die sich besonders gut mit solchen Dingen auskennen.“

Florian Bohn, Finanzdirektor der Erzdiözese Eichstätt: „Alle wissen, dass die Kirche viel Geld hat und dass dort nicht unbedingt die Leute sitzen, die sich besonders gut mit solchen Dingen auskennen.“ Foto: Erzdiözese Eichstätt

Florian Bohns Einstieg begann mit einem Knall: Kurz bevor der neue Finanzdirektor der Erzdiözese Eichstätt seinen Job antrat, machte die Kirche einen Finanzskandal öffentlich – ein ehemaliger Vermögensverwalter und ein Investor sollen durch ungesicherte US-Immobilien-Darlehen rund 60 Millionen US-Dollar Schaden verursacht haben. Die Diözese erstattete Anzeige, das Verfahren läuft.

Nun soll Bohn die Dinge richten. Anders als sein Vorgänger – laut Strafanzeige ein Geistlicher ohne tiefergehende wirtschaftliche Kenntnisse – kann er auch die nötige Expertise aufweisen. Der studierte Betriebswirt kommt vom Münchner Immobilienmanager Wackler Facility Management, für den er mehrere Jahre als Geschäftsführer tätig war. Zuvor war er bei verschiedenen mittelständischen Unternehmen unter anderem als Investmentchef beschäftigt.

Trotz Bohns Erfahrung ist die Aufgabe kein leichtes Unterfangen. Die kürzlich erstmals nach modernen Standards veröffentlichte Bilanz sei dabei noch der leichtere Teil seiner Arbeit, so Bohn zur „Wirtschaftswoche“. Viel komplizierter sei, die Kleriker im Haus von der Notwendigkeit seines Tuns zu überzeugen. Hinzu kommen Hindernisse wie unklare Zuständigkeiten oder völlig überteuerte Dienstleister.

Abgelenkt wird der neue Mann, dessen Ernennung zum Diözesanökonomen für den Herbst geplant ist, aber auch von unerwarteter Seite: Nur wenige Minuten nachdem die Erzdiözese seine Personalie veröffentlichte, habe sich der erste Vermögensverwalter bei ihm gemeldet. 40 weitere folgten noch am selben Tag. Und der Ansturm reißt nicht ab: Mittlerweile habe man eine extra Ablage nur für Anfragen von Vermögensverwaltern eingerichtet.

Doch die Erzdiözese ist vorsichtig geworden: „Alle wissen, dass die Kirche viel Geld hat“, so Bohn zur „Wirtschaftswoche“, „und dass dort nicht unbedingt die Leute sitzen, die sich besonders gut mit solchen Dingen auskennen.“ Künftig will man in Eichstätt daher nur noch zwei „renommierte Unternehmen“ mit der Vermögensverwaltung betrauen. Allein durch diese Verschlankung werde es viel unwahrscheinlicher, dass einzelne hoch riskante oder betrügerische Investments gemacht würden.

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