Erwerb einer Vollbanklizenz Was Vermögensverwalter beachten müssen

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Auch können zum Beispiel Unternehmensanleihen direkt über Bloomberg gehandelt werden. Es ist niemand dazwischengeschaltet, der ungerechtfertigte Margen abgreift. So können wir unseren Kunden eine wirkliche All-in-Gebühr bieten. Da wir als Bank quasi als verlängerter Arm des Finanzamts die Abgeltungsteuer direkt einbehalten und abführen, erlauben wir uns auch, die Einkünfte um alle gesetzlich möglichen Werbungskosten vorab zu reduzieren.

Zurzeit können wir 50 Prozent unseres Honorars von den Einkünften abziehen und behalten nur von den darüber hinausgehenden Beträgen die Abgeltungssteuer ein. Dies erspart unseren Kunden eine aufwendige Erklärung beim Finanzamt.

Nicht haltbares Versprechen

Mit den Kontoguthaben unserer Kunden wird grundsätzlich nicht spekuliert. Es wird kein Eigenhandel betrieben, und alle Kredite sind mit liquiden Sicherheiten wie Wertpapieren unterlegt. Die Analyse der deutschen Einlagensicherungssysteme im Jahr 2009 war zudem sehr aufschlussreich. Der Einlagensicherungsfonds der deutschen Privatbanken versprach damals eine Entschädigung pro Kunde von bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank.

Wie soll dies bei einer Großbank mit mehreren Milliarden Euro an Eigenkapital und einigen Millionen Kunden funktionieren?

Es ist einfach sehr unwahrscheinlich, dass derartig hohe Entschädigungssummen vom Einlagensicherungsfonds aufgebracht werden können. Bei kleineren Banken mag eine Entschädigung der Kunden mit den Mitteln des Fonds noch möglich sein. Stürzt dagegen ein Riese, kann nur noch der Staat helfen.

Dann stellt sich allerdings die Frage, ob es politisch opportun ist, sehr vermögende Kunden mit Millionenbeträgen auf Kosten der Allgemeinheit zu entschädigen. Wir sind davon ausgegangen, dass in diesem Fall die Entschädigung auf 100.000 Euro pro Kunde begrenzt wird – wie in Zypern bereits passiert.

Deshalb war es für uns wichtig, dieses Risiko für unsere Kunden zu vermeiden. Im Krisenfall können wir theoretisch alle Wertpapiere aus den Depots der Kunden verkaufen und den Erlös auf unser Konto bei der Deutschen Bundesbank legen. Somit ist es für unsere Kunden indirekt möglich, ihre Bankguthaben sicher bei der Bundesbank zu verwahren, da unsere Bank sonst kaum Risikoaktiva in der Bilanz hat.

Aus heutiger Sicht hat die Banklizenz noch einen weiteren unschätzbaren Vorteil. In Deutschland gibt es knapp 700 Vermögensverwalter. Als Privatbank mit der Kernkompetenz der Vermögensverwaltung hebt sich unser Profil gegenüber diesen ab. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zahlreiche Versuche, eine Bank zu gründen.

Auch Vermögensverwalter haben versucht, ihre Bafin-Lizenz zur Vollbanklizenz zu erweitern. Die meisten Gründungen sind allerdings gescheitert. Die wichtigsten Gründe dafür waren, dass entweder das aufsichtsrechtliche Mindestkapital nicht aufgebracht werden konnte, der Geschäftsplan nicht belastbar war oder keine Geschäftsleiter zur Verfügung standen, die die hohen Anforderungen der Bafin erfüllten.

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