Die Erste Group will ihr osteuropäisches Geschäft stärken – und beteiligt sich dafür an der Santander Bank Polska Group. Für insgesamt 7 Milliarden Euro erwirbt die österreichische Bankengruppe 49 Prozent der Anteile und damit eine beherrschende Beteiligung an der drittgrößten Bank Polens. Ebenfalls Teil des Deals sind 50 Prozent der Anteile am polnischen Fondsgeschäft der Santander Bank Polska, das den Namen Santander Towarzystwo Funduszy Inwestycyjnych trägt – kurz: Santander TFI.
Die Erste Group ist im osteuropäischen Geschäft bereits in einigen anderen Ländern tätig, so etwa in Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Ungarn und Kroatien. Dass nun auch Polen zu den Zielmärkten dazukommt, ergibt also durchaus Sinn. Laut Peter Bosek, Boss der Erste Group, erreicht die Bank damit gar ein „langgehegtes strategisches Ziel“. Man sei in Zentral- und Osteuropa noch präsenter und expandiere „in einen der dynamischsten und profitabelsten Bankenmärkte Europas“.
In Polen ist die Santander Bank Polska nach Vermögenswerten die drittgrößte Bank Polens, der Marktanteil – gemessen am Transaktionsumfang per Dezember 2024 – liegt bei über 8 Prozent. Die Bank bietet unter anderem über das Private Banking Finanzprodukte für Privatkunden, kleine und mittlere Unternehmen sowie größere Firmenkunden. Santander TFI als Fondssparte verwaltet ein Vermögen von 6 Milliarden Euro. Im Private Banking unterhält die Santander Bank Polska 26 Standorte.
Segnen die Aufsichtsbehörden den Milliardendeal ab, würde sich das Kreditvolumen gemessen an den Dezemberzahlen von 94 Milliarden Euro auf 131 Milliarden Euro erhöhen. Die Anzahl der Erste-Group-Kunden würde um rund 36 Prozent auf etwa 23 Millionen Kunden ansteigen.
Erste Group sichert sich Kontrolle über Aufsichtsratspositionen
Die österreichische Bankengruppe will die insgesamt 7 Milliarden Euro Kaufpreis aus eigener Kraft finanzieren. Dafür streicht die Erste Group das 700 Millionen Euro schwere Aktienrückkaufprogramm und reduziert die Dividenden-Ausschüttungsquote für 2025 temporär. Die 49 Prozent der ausstehenden Stammaktien der Santander Bank Polska kauft die Erste Group von der Santander Group für einen Barpreis von 584 Złoty je Aktie.
Damit würde die Erste Group zur größten Aktionärin der Bank werden und die De-Facto-Kontrolle über die Santander Bank Polska erhalten. Als größte Einzelaktionärin hätte die Erste Group so die Möglichkeit, Positionen im Aufsichtsrat zu besetzen und über die Vertretung in diesem Gremium Mitglieder des Vorstands zu benennen. Nach Abschluss der Transaktion würde die Santander Bank Polska zudem vollständig in der Bilanz der Erste Group konsolidiert werden. Vorher will allerdings die Santander Group noch die hundertprozentige Kontrolle über die Santander Consumer Bank übernehmen. Bisher hält auch die Santander Bank Polska noch 60 Prozent an der Bank. Darüber hinaus wollen die Erste Group und die Santander Group künftig unter anderem im Corporate und Investmentbanking zusammenarbeiten.