Portfoliomanager über nachhaltige Anleihen Erlöse fließen nicht immer in sinnvolle Projekte

Marcio da Costa ist Portfoliomanager bei der Bantleon Bank

Marcio da Costa ist Portfoliomanager bei der Bantleon Bank: In seinem Gastbeitrag analysiert er den Markt für nachhaltige Anleihen. Foto: Bantleon

Nachhaltige Anleihenklassen wie Green Bonds, Social Bonds und Sustainability Bonds erfreuen sich zunehmender Nachfrage, was den Markt wachsen lässt. Während die Emittenten mit Green Bonds Projekte finanzieren, die einen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Umwelt und den Klimawandel haben, stehen bei Social Bonds die Bereiche Gesundheit, Bildung, soziale Basis-Infrastruktur und Arbeitnehmerschutz im Fokus. Mit den über sie finanzierten Projekten wird eine positive Wirkung in sozialen Bereichen erzielt. Sustainability Bonds haben den Zweck, sowohl soziale Projekte als auch Projekte mit ökologischem Fokus zu realisieren.

Das Fehlen einheitlicher und verbindlicher Nachhaltigkeitsleitlinien hat dazu geführt, dass weitere nachhaltige Anleihenformen entstanden sind: Neben den genannten Varianten existieren mittlerweile Sustainability-linked Bonds, Positive Impact Covered Bonds, Blue Bonds und Transition Bonds. Während einige Formen wie Positive Impact Covered Bonds und Blue Bonds nur besondere Formen der Green Bonds mit einer noch spezifischeren Mittelverwendungsdefinition sind, dienen Sustainability-linked Bonds und Transition Bonds nicht der Finanzierung explizit nachhaltiger oder sozialer Projekte. Dies lässt an der positiven sozialen und ökologischen Wirkung dieser Anleihen zweifeln.

Sustainability-linked Bonds knüpfen die Höhe des Kupons an unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsziele. Der italienische Energiekonzern Enel zum Beispiel begab im Oktober 2019 eine solche Anleihe und versprach einen um 0,25 Prozentpunkte höheren Kupon, sofern das Unternehmen es nicht schafft, den Anteil erneuerbarer Energien von 50 Prozent im Jahr 2019 bis Dezember 2021 auf 55 Prozent zu steigern. Kritisch dabei ist, dass die Mittelverwendung – anders als bei Green und Social Bonds – nicht spezifischen Projekten zugeordnet werden kann, sondern das Geld für allgemeine Unternehmenszwecke genutzt wird. Dadurch kann der Anleihe keine ökologische oder soziale Wirkung im Sinne des Impact Investing zugeschrieben werden. Zudem stellt sich die Frage, ob das gesteckte Ziel ausreichend ambitioniert ist und ob es nicht auch ohne die Anleihenemission erreicht werden könnte.

Transition Bonds dienen der Finanzierung sogenannter Transfertechnologien (Gas- und Kernenergie), die während des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft noch notwendig sind. Die Finanzierung solcher Projekte sollte aber nicht mit einem nachhaltigen Charakter versehen werden, zumal es sich bei Erdgas um einen fossilen Brennstoff handelt und es bisher keine gefahrenfreie Endlagerung für radioaktive Abfälle gibt. Der italienische Erdgasnetz- und Lagerbetreiber Snam begab im Februar 2019 einen Transition Bond mit dem Ziel, die Speicher- und Transportprozesse für Erdgas CO2-effizienter zu gestalten. Diese Art der Mittelverwendung ist nicht nachhaltig, weshalb wir von einer Investition in diese Anleihenklasse absehen.