Erhöhung des US-Leitzinses „Janet Yellen tippt auf die Bremse“

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Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe:

Nach den deutlichen Leitzinserhöhungssignalen verschiedener Fed-Vertreter hat der Offenmarktausschuss der US-Notenbank  erwartungsgemäß entschieden, das Leitzinsband von 0,50–0,75 Prozent auf 0,75–1,00 Prozent anzuheben. Der Zinsbeschluss fiel nicht einstimmig, da Neel Kashkari für eine Beibehaltung des Zielbandes stimmte.
Im Fokus der Finanzmarktteilnehmer stand jedoch vor allem die Frage, wie deutlich die FOMC-Mitglieder ihre makroökonomischen Projektionen, vor allem die für das Leitzinsniveau, verändern werden.

Die Anpassungen fielen äußerst gering aus. Lediglich für 2018 erhöhte sich der Median der FOMC-Mitglieder für den Zuwachs des realen BIP von 2,0 auf 2,1 Prozent (2017 und 2019 unverändert 2,1 beziehungsweise 1,9 Prozent). Bei der Kerninflationsrate (Deflator für Konsumausgaben) erhöhte sich der Median-Wert für 2017 von 1,8 auf 1,9 Prozent. Für 2018/19 werden weiterhin 2,0 Prozent erwartet. Unverändert geblieben sind auch die Leitzinsprojektionen von 1,4 beziehungsweise 2,1 Prozent für Ende 2017/18, für Ende 2019 erhöhte sich der Wert von 2,9 auf 3,0 Prozent. Dies entspricht dem auf lange Sicht vom FOMC als angemessen betrachteten Leitzinsniveau.

Aus den Projektionen lassen sich für 2017 noch zwei und für 2018 drei Leitzinsanhebungen ableiten. Im Vergleich zu den FOMC-Einschätzungen von Dezember 2016 deutet also nichts auf ein höheres Zinserhöhungstempo hin. Ein akuter Handlungsdruck ist ohnehin nicht gegeben. Denn das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, die Kernrate des Deflators für den privaten Verbrauch, liegt seit gut einem Jahr bei 1,7 Prozent und damit weiter unter dem 2-Prozent-Preisziel. Dennoch: Angesichts des inzwischen hohen Beschäftigungsniveaus und Inflationsraten nahe dem Preisziel erklärte Fed-Chefin Janet Yellen auf der Pressekonferenz, dass behutsame Zinsanhebungen angebracht seien.

Bezüglich des künftigen Leitzinses sind die FOMC-Projektionen unseres Erachtens jedoch kein unzuverlässiger Indikator. Das zeigen die vergangenen beiden Jahre: Stellte die Fed Anfang 2015 noch drei und Anfang 2016 sogar vier Zinsschritte in Aussicht, reichte es letztlich nur für je eine Anhebung. Angesichts unserer Erwartungen an die US-Konjunktur sowie den vielfältigen wirtschaftspolitischen Risiken wird es wohl auch 2018 nicht zu einer Normalisierung der Geldpolitik kommen. So dürften die in die US-Regierung gesetzten hohen Wachstumshoffnungen enttäuscht werden und der Inflationsauftrieb verhalten bleiben.

Mit merklich höheren Leitzinsen würde die Fed in den USA einen Konjunkturabschwung riskieren und die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung erschweren, zugleich aber auch Schwellenländer unter Druck setzten. Es drohten Finanzmarktturbulenzen. Für 2017 rechnen wir deshalb nur noch mit einer Zinserhöhung im September. Einem dritten Zinsschritt bis Jahresende messen wir eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent bei.

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