Erhöhung des US-Leitzinses „Janet Yellen tippt auf die Bremse“

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Martin Moryson, Chefvolkswirt bei Sal. Oppenheim:

„Nach den guten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag gab es für die Fed keinen Grund mehr, weiter zu warten. Die Arbeitslosenquote liegt mit 4,7 Prozent auf Vollbeschäftigungsniveau. Janet Yellen hatte den Zinsschritt quasi angekündigt. Es ist insgesamt ein gutes Zeichen, dass die Fed mit der Zinserhöhung aussendet: Die Wirtschaft läuft so gut, dass sie der Stimulierung durch Niedrigzinsen immer weniger bedarf.

Es ist auch gutes Signal an die anderen Zentralbanken: Es gibt ein Ende der Niedrigzinspolitik; der Ausstieg kann gelingen. Die Notenbank will nicht hinter die Kurve fallen: Zögert sie ihre Zinsschritte zu lange hinaus, muss sie später die Zinsen umso abrupter anheben, was das Wirtschaftsgeschehen empfindlich stören könnte.

Die Inflationsrate in den USA wird schon allein der Ölpreisentwicklung wegen auf Werte von rund 3 Prozent steigen. Hinzu kommt, dass die von Trump in Aussicht gestellten Politikmaßnahmen eine überwiegend preistreibende Auswirkung haben dürften. Die Notenbank zielt mit ihrer Geldpolitik auf eine stabile Preisentwicklung und einen möglichst hohen Beschäftigungsgrad.

Die Fed hat sich mit der Entscheidung ihre politische Unabhängigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt. Im Wahlkampf hatte Trump die Niedrigzinspolitik kritisiert. Jetzt als Präsident wünscht er sich niedrige Zinsen, weil sie ihn in seiner Absicht unterstützen, für mehr Wachstum zu sorgen. An seiner Reaktion auf die Entscheidung wird sich zeigen, ob auch Donald Trump die Unabhängigkeit der Notenbank zu schätzen weiß. Wir gehen von zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr aus.“