Erhöhung des US-Leitzinses „Janet Yellen tippt auf die Bremse“

Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim:

„Die Entscheidung der Fed ist auch für die Eurozone von Bedeutung. Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät mit der sich nun abzeichnenden zügigen Erhöhung der Dollar-Zinsen noch stärker unter Druck, endlich das Ende der Negativzinsen einzuläuten. Reagiert EZB-Präsident Mario Draghi nicht bald auf die Entscheidungen der Fed, dann wird die Geldpolitik der EZB immer mehr zum Wettbewerbsnachteil für europäische Banken im Vergleich mit ihren US-Konkurrenten.

Während europäische Banken aufgrund des negativen Einlagezinses milliardenschwere Strafzinsen zahlen müssen, können US-Banken mit den Einlagen ihrer Kunden endlich wieder Geld verdienen. Auch wird das sich für die USA abzeichnende rasche Zinserhöhungstempo den Euro im Verhältnis zum Dollar weiter schwächen.

Das lässt nicht nur die Euro-Inflation weiter steigen. Diese Entwicklung verschärft zudem das Problem hoher deutscher Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA, was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines von der Trump-Administration entfachten Handelskrieges erhöht.

Die EZB sollte sich die Handlungsfähigkeit von Fed-Chefin Janet Yellen daher zum Vorbild nehmen. Es gibt kaum noch ein valides Argument, Sparer und Banken in Europa noch länger mit negativen Einlagenzinsen zu traktieren.“


Das Research der Landesbank Baden-Württemberg:

„Aller Voraussicht nach wird die Fed weiterhin vorsichtig agieren, um im Hinblick auf etwaige Kapitalmarktverwerfungen nichts zu riskieren. Die aktuelle, wirklich lehrbuchhafte Kommunikation des heutigen Zinsschrittes zeigt, wie wichtig es den handelnden Personen im (erweiterten) Direktorium der Fed ist, die „Märkte“ gut eingestimmt zu wissen.

Zu häufig hatte man in den vergangenen zwei Jahren denZinserhöhungstermin nochmals hinausgeschoben, wenn erhöhte Volatilität drohte. Nun, in Zeiten von nahezu Vollbeschäftigung in Kombination mit ebenfalls steigenden Löhnen kann man es sich nicht mehr leisten, eine Politik getreu des Mottos „Morgen ist auch noch ein Tag“ zu fahren.

Zu groß ist die Gefahr hierbei „behind the curve“ - also ins Hintertreffen zu geraten. Dennoch: Angesichts vielfach befürchteter Auflösungen sogenannter Reflation Trades wird die Fed unseres Erachtens in kleinen Schritten weitermachen müssen. Konkret rechnen wir diesbezüglich mit ein bis zwei weiteren Zinsschritten von jeweils 25 Basispunkten in 2017.“