Das Ziel einer Vermögensverwaltung ist, die Kunden langfristig zufrieden zu stellen. Das ist in der Regel der Fall, wenn die Portfolios relativ schwankungsarm sind und je nach Risikobereitschaft der Kunden trotzdem angemessene Renditen aufweisen. Um das in den vergangenen fünf Jahren nachweislich in allen ihren Risikoklassen zu schaffen, waren hauptsächlich zwei Grundbausteine in der Investmentphilosophie vonnöten: Diversifikation und aktives Risikomanagement.
Was bedeutet aktives Risikomanagement?
Das Risikomanagement ist ein fester Bestandteil unseres Portfoliomanagements auf jeder einzelnen Entscheidungsebene. Um einen ersten Einblick zu geben, hilft es, die Kapitalmärkte mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Spätestens seit dem Brexit-Votum im Sommer 2016 sprechen wir von politisch beeinflussten Börsen, die gleich einem Seismographen auf politische Ereignisse reagieren. Die Reaktionen darauf sind stärker als auf die Veröffentlichung von Fundamentaldaten. Dieser Umstand macht es schwieriger, Marktentwicklungen seriös vorauszusehen.
Vor diesem Hintergrund steigt die Bedeutung eines aktiven Managements möglicher Risiken. Dazu ist es unerlässlich, das Wertpapierportfolio täglich im Auge zu behalten und unverzüglich zu reagieren, falls sich Risiken abzeichnen. Vergleicht man die Struktur eines Wertpapierportfolios mit einem modernen Auto, übernimmt das Risikomanagement die Funktion eines Fahrassistenzsystems.
Der Autofahrer kann bei besten Verkehrsverhältnissen die Motorleistung voll ausnutzen und auf die Straße bringen. Er will sich aber auch sicher sein, dass sein Auto ihn im Fall eines plötzlich auftretenden Hindernisses – bei stockendem Verkehr oder menschlichem Versagen – sofort unterstützt. Dies kann zum Beispiel durch ein Warnsystem, ein automatisches Abbremsen oder andere Manöver erfolgen, das ihn aus der Gefahrensituation bringt. Der Fahrassistent fährt also wie ein wachsames Auge permanent mit, kommt aber nur bei Bedarf zum Einsatz – so wie das Risikomanagement für die Portfolios der Kunden.
Risikomanagement als mehrstufiger Prozess
Geht man zurück an das Fundament der Vermögensanlage, so bildet zunächst ein mehrstufiger Allokationsprozess die Grundlage für eine optimale Anlagestrategie. Die richtige Gewichtung der Anlageklassen ist entscheidend für den Erfolg der Vermögensanlage. Zuerst wird daher die strategische – das heißt die mittelfristig ausgerichtete – Struktur bestimmt. Diese wird im zweiten Schritt auf sich kurzfristig verändernde Marktgegebenheiten – also taktisch – angepasst.
Doch diese traditionellen Asset-Allokations-Ansätze streuen das Risiko nicht breit genug. Insbesondere in Stressphasen kommt es bei den Anlageklassen meist zu gleichen Abwärtsbewegungen. Wie gewinnt man daher ein Verständnis für die Bewegung von Anlageklassen, damit das Risikomanagement erfolgreich sein kann?
Wir sind der Meinung, dass die Bewegung dieser Anlageklassen erkannt werden kann, wenn sie auf der Ebene der zugrundeliegenden Risikofaktoren zerlegt werden. Dazu gehören unter anderem Zins- und Inflationsentwicklungen, Branchenrotationen und Währungseinflüsse. Man kann diese Faktoren so kombinieren, dass sie unkorreliert miteinander sind oder sogar gegenläufige Entwicklungen erzielen.
Dies sorgt insbesondere in Stressphasen dafür, dass Depots weniger an Wert verlieren. Diversifikation ist also ein wichtiger Bestandteil des aktiven Risikomanagements. Einen bedeutenden Einblick in das Verhalten von Depots gewähren zudem Stresstests, in denen die möglichen Auswirkungen historischer Ereignisse wie der 9/11 oder der Lehman-Bankrott auf das Portfolio analysiert werden können. Sollte ein ähnliches Ereignis erneut bevorstehen, lassen sich rechtzeitig Umstrukturierungen vornehmen, um das Kapital zu sichern.