Erfahrungen aus der Beratungspraxis „Der Wettbewerb um gute Waldgrundstücke nimmt zu“

Andreas Schulte berät Familien und institutionelle Investoren auf dem Weg zum Waldbesitz.

Andreas Schulte berät Familien und institutionelle Investoren auf dem Weg zum Waldbesitz. Foto: SilvaVest

private banking magazin: Herr Professor Schulte, worin liegt der Charme einer Investition in Wald?

Schulte: Wald vereint die Vorzüge eines inflationsgeschützten Sachwertes mit denen eines Rohstoffinvestments – am Ende „tauschen“ Sie bedrucktes Papier gegen Boden und ein Lager des Zukunftsrohstoffes Holz. Zudem: Wald ist auch ein produzierender Betrieb mit biologischer Rendite.

Damit meinen wir, dass das Rohstofflager Holz – der Wald – jedes Jahr durch Wachstum zwischen einem bis über 10 Prozent größer wird. Diese Einzigartigkeit führt dazu, dass direkte Waldinvestments nicht mit anderen Anlageklassen korreliert sind, einen absichernden Wertanker in schlechten Zeiten in jedem Portfolio darstellen.

Und: Auch in Zeiten einbrechender Aktienkurse, wie zum Beispiel beim Absturz der Technologiewerte der New Economy im Jahr 2000 („Dotcom-Blase“) oder während der Weltfinanzkrise 2007/2008, weisen direkte Wald-Investments ein stabiles Wachstum auf. Denn: Bäume wachsen auch in Krisenzeiten.

Wie viel Geld muss man mitbringen, um als Waldinvestor ernstgenommen zu werden?

Schulte: Bei direkten Waldinvestments raten wir zu Mindestgrößen von 3 bis 5 Millionen Euro, wenn die Flächen nach dem Kauf auch bewirtschaftet werden sollen. Der größte Teil unserer Kunden hat für Einzel-Investments zwischen 5 und 20 Millionen Euro ausgegeben. Gehen die Summen deutlich darüber hinaus, raten wir im Sinne einer Risikominimierungsstrategie zur Investition in zwei verschiedenen, nicht korrelierten Weltregionen.

In welchen Regionen würden Sie heute Wald kaufen und warum?

Schulte: Wir präferieren aufgrund der Rechtssicherheit beim Erwerb, der forst- und holzwirtschaftlichen Infrastruktur, des Eigentumsschutzes und letztlich auch des aktuell guten Preis-Leistungs-Verhältnisses Kanada und die USA. Für Fortgeschrittene bieten sich dann auch Optionen zum Beispiel in Finnland, Neuseeland oder Südamerika, hier: Paraguay und Uruguay, an.

Wie sicher ist der Kauf von Waldgrundstücken außerhalb von Ländern mit einem verlässlichen Rechtssystem?

Schulte: Sehr unsicher, dies gilt leider auch für einige EU-Länder, wie zum Beispiel Rumänien oder Bulgarien. Wir raten daher und aus weiteren Gründen in solchen Regionen von Direktinvestitionen ab, zumal zudem das Preis-Leistungs-Verhältnis oder die zu erwartenden Renditen diese Risiken gar nicht abbilden.

Wie haben sich die Preise für Waldgrundstücke je Hektar in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Was waren die Treiber? Wer verkauft heute Wald?

Schulte: Sehr unterschiedlich je nach Weltregion. In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden mittlerweile weiter steigende Preise aufgerufen, die um eine Mehrfaches über den Preisen vor der Finanzkrise von 2007 liegen. In Süddeutschland sind über 30.000 Euro je Hektar Wald, im Münsterland über 100.000 Euro je Hektar Acker und mehr keine Seltenheit. In Nordamerika liegen die aktuellen Preise jedoch gegenteilig unterhalb des Niveaus vor der Finanzkrise.

Unsere letzten Akquisitionen in Kanada lagen bei deutlich unter 2.000 Euro je Hektar mit kilometerlangen Seeufern, in den USA bei unter 6.000 Euro je Hektar mit schnell wachsenden Baumarten, die vom Jahr 1 an gute Cashflow-Erlöse erwarten lassen. Treiber in Europa sind bei faktisch keinem Angebot auf dem Wald-Markt die zunehmend bekannter werdenden Vorteile des Sachwerts Wald bei politischen oder wirtschaftlichen Krisen. In den USA gibt es hingegen grundsätzlich ein größeres Angebot am Markt, da Pensionskassen, Versicherungen und private Waldbesitzer auch durch das Nichtvorhandensein einer Grunderwerbsteuer laufend kaufen und verkaufen.