Erfahrungen in Schwellenländern ESG-Kriterien können Alpha-Quellen erschließen

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Den größten Effekt hat ESG bei Anlagen in Schwellenländerunternehmen

Interessanterweise zeigen ESG-Strategien weltweit nicht die gleiche Wirkung. So erzielen sie bei Aktien der Schwellenländer einen deutlich größeren Effekt als bei ihren Industrieländer-Pendants. Daraus lässt sich ableiten, dass ESG-Anlagen dort am wirksamsten sind, wo die größten Unterschiede bei der Performance in puncto Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen herrschen. Also dort, wo die größte Notwendigkeit besteht, besonders schlecht abschneidende Unternehmen herauszufiltern und das breitere institutionelle, regulatorische und wirtschaftliche Umfeld am schwächsten ist – und daher die operationellen Risiken stärker ausgeprägt sind.

Dies lässt darauf schließen, dass der Beitrag von ESG-Faktoren zur Minderung von Extremrisiken und Aktienvolatilität in den Schwellenländern eine stärkere Wirkung entfaltet als in Industrieländern. In der Tat können Extremrisiken in einem Schwellenländerportfolio durch den gezielten Einsatz von ESG-Kriterien um fast 40 Prozent reduziert werden. Schwellenländerunternehmen sind häufiger von besonders schweren ESG-Kontroversen betroffen, insbesondere im Zusammenhang mit gesellschaftlichen und gemeinschaftsbezogenen Vorfällen.

Titelauswahl als Schlüssel zum Erfolg

Um eine Outperformance mit ESG-Kriterien zu erzielen, ist taktisches Geschick bei der Titelauswahl gefragt. So ist in den Schwellenländern der Großteil der Überrenditen des ESG-Index gegenüber seinem Mutterindex titelspezifischen Quellen zuzurechnen.

In Märkten, in denen mehr Instabilität im operativen Unternehmensumfeld herrscht, wird die Wertschöpfung maßgeblich durch die Fähigkeit des Portfoliomanagers bestimmt, bei der Titelauswahl ESG-Kriterien effektiv zu berücksichtigen. Das bedeutet keineswegs, dass sich der Einsatz von ESG-Strategien in Industrieländern nicht lohnt – nur ist es nicht ganz so einfach, hier einen Mehrwert zu erzielen.

Warum ESG-Anlageansätze in den Schwellenländern den größten Effekt haben

Länder, die bei der Bewertung von Faktoren wie verantwortungsvolle Führung von Institutionen, Produktivität des Humankapitals und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen gute Werte erzielen, bieten ein günstiges Umfeld für gute Geschäfte. Unternehmen, die in solchen Ländern ansässig sind, sind ESG-Risiken für gewöhnlich weniger stark ausgesetzt als ihre Pendants in anderen Ländern. Zudem sind sie besser positioniert, um diese Risiken zu steuern.

Andererseits wirken sich ESG-Belastungen jeweils auf den gesamten Markt aus. Mit der Verschlechterung der ESG-Ratings eines Landes fallen auch die ESG-Ratings von Unternehmen in diesem Land hinter vergleichbare Unternehmen der Branche in anderen Teilen der Welt zurück, hauptsächlich aufgrund des erhöhten Risikoprofils. Darüber hinaus sind viele der geschäftlichen Praktiken, die mit einer besseren Unternehmensführung in Verbindung gebracht werden, in Schwellenländern weniger verbreitet.