EY Global Wealth Report Welche neuen Herausforderungen Wealth Manager bewältigen müssen

EY Gebäude in Stuttgart

EY Gebäude in Stuttgart: Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens zeigt neue Herausforderungen für Wealth Manager auf. Foto: Imago Images / Panthermedia

Der aktuelle EY Global Wealth Research Report 2025 gibt Einblicke in den deutschen Markt für Wealth Management. Deutsche Erben wechseln nach einem Vermögenstransfer häufiger den Vermögensverwalter. Während europaweit 79 Prozent der Begünstigten planen, weiterhin mit dem Vermögensverwalter des Erblassers zusammenzuarbeiten, tun dies in Deutschland nur 73 Prozent.

Historischer Vermögenstransfer in Deutschland

Für die Studie befragte EY rund 3.600 Vermögensverwaltungskunden in 30 Ländern, darunter mehr als 130 in Deutschland. Die Studie erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem der Vermögenstransfer in Deutschland neue Dimensionen erreicht. Das jährlich vererbte und verschenkte Vermögen hat mit mehr als 121 Milliarden Euro einen Höchststand erreicht.

Fast die Hälfte der befragten deutschen Kunden fühlt sich für den Vermögenstransfer über Generationen hinweg nicht oder nur einigermaßen gut vorbereitet. Das entspricht etwa den globalen Ergebnissen, wo 50 Prozent der vermögenden Kunden sich für den Vermögenstransfer zwischen den Generationen unzureichend vorbereitet fühlen. Die mangelnde Vorbereitung zieht sich dabei durch alle Vermögensklassen – vom gehobenen Massenmarkt bis hin zu Kunden mit sehr großem Vermögen.

Drei Faktoren entscheiden über Wechsel

Laut der EY-Studie beeinflussen drei Parameter die Entscheidung zum Wechsel. Eine klare und transparente Gebührenstruktur, maßgeschneiderte Finanzstrategien sowie eine offene und ehrliche Kommunikation spielen dabei eine zentrale Rolle.

Patrick Stöß, Leiter Vermögensverwaltung bei EY Deutschland, erklärt dazu: „Als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Unsicherheiten passen Vermögensverwalter ihre Beratung und Angebote durch noch stärkere Personalisierung an, um so auf Veränderungen in den Kundenanforderungen zu reagieren. Herausfordernde Zeiten erfordern auch ein Mehr an Kommunikation.“ 

Besondere Anlagen gewinnen an Bedeutung

Zudem zeigt die Studie auch ein wachsendes Interesse an besonderen Anlageklassen im deutschen Markt. Fast ein Drittel der befragten deutschen Kunden plant, ihre Verteilung in diese Anlageklassen zu erhöhen. Bei sehr vermögenden Kunden liegt dieser Wert bei 44 Prozent und bei vermögenden Privatkunden bei 33 Prozent.

Das zunehmende Interesse an Sonderanlagen folgt dabei einem Trend. Vermögende Anleger suchen immer häufiger nach Möglichkeiten unabhängiger von traditionellen Märkten zu sein. Durch diesen Interessenwechsel sind Wealth Manager gefordert nach spezialisierten Produktangeboten zu suchen und ihr Fachwissen zu erweitern. 

Künstliche Intelligenz im deutschen Wealth Management

Auch die Digitalisierung spielt im deutschen Wealth Management eine wichtige Rolle. Die Studie zeigt, dass bereits 50 Prozent der deutschen Kunden erwarten, dass Vermögensverwalter und Privatbanken Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse integrieren, um Kundennutzen zu schaffen. Bei den sehr vermögenden Kunden beträgt dieser Wert sogar 72 Prozent.

 

Sebastian Schäfer, Direktor und Leiter Vermögens- und Privatbankenberatung bei EY Financial Services Deutschland, erklärt: „Das Thema Künstliche Intelligenz macht auch vor dem Wealth Management nicht halt. Weltweit beobachten wir, dass die Erwartungen der Kunden steigen, dass Vermögensverwalter und Privatbanken Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse integrieren, um Kundennutzen zu schaffen. In Deutschland liegt dieser Wert bereits bei 50 Prozent, in Asien sogar bei über 70 Prozent.“ Gleichzeitig legen deutsche Kunden großen Wert auf Datensicherheit und -schutz, was die Integration von KI-Lösungen komplexer macht.

Verändertes Anlageverhalten nach Erbschaft

Die weltweiten Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Pläne der Erben von den Vermögenszielen der Erblasser abweichen und zu Umschichtungen im Anlageportfolio führen. Die Hälfte der Erben will investiert bleiben, aber die Vermögensverteilung ändern. Mehr als ein Drittel plant, Vermögenswerte für den Kauf einer Immobilie zu verwenden, während knapp 30 Prozent die Mittel zur Finanzierung ihrer Rente nutzen wollen. Etwa ein Viertel der Befragten will Vermögenswerte für die Ausbildung von Familienmitgliedern einsetzen.

Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch im deutschen Markt und stellen für Wealth Manager eine zusätzliche Herausforderung bei der Kundenbindung nach Vermögensübertragungen dar. Die Veränderung der Anlageziele nach einem Erbfall kann zu erheblichen Umschichtungen im Anlageportfolio führen und erfordert eine frühzeitige Anpassung der Beratungsleistungen.

Vergleich der Gebührenmodelle

Die EY-Studie untersucht auch die Vorlieben bei Gebührenmodellen. Fast ein Viertel der europäischen wohlhabenden Kunden bevorzugt feste Entgelte in der Finanzberatung. Diese Entwicklung spiegelt den Wunsch nach Transparenz und Vorhersehbarkeit wider – Faktoren, die deutsche Kunden als wichtig erachten. Der Trend geht weg von erfolgsabhängigen oder transaktionsbasierten Vergütungsmodellen hin zu klaren, nachvollziehbaren Strukturen.

Dies könnte eine Reaktion auf die zunehmende Komplexität im Wealth Management sein sowie auf aufsichtsrechtliche Entwicklungen, die mehr Transparenz fordern. Deutsche Kunden reagieren hier offenbar besonders sensibel, was sich auch in ihrer Vorliebe für transparente Gebührenmodelle ausdrückt.

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