Stimmen von der Expo Real „Es geht wieder mehr um Chancen statt um Selbstmitleid“

Alexandre Grellier (Drooms, oben von links), Julian Schnurrer (Wealthcap), Benjamin Rogmans (Engel  & Völkers Commercial Berlin) sowie Jan Hoffmeister (Drooms, unten von links), Jan Plückhahn (Swiss Life) und Sebastian Wasser (Ehret+Klein) geben ihre Eins

Alexandre Grellier (Drooms, oben von links), Julian Schnurrer (Wealthcap), Benjamin Rogmans (Engel & Völkers Commercial Berlin) sowie Jan Hoffmeister (Drooms, unten von links), Jan Plückhahn (Swiss Life AM) und Sebastian Wasser (Ehret+Klein) geben ihre Einschätzung zum Immobilienmarkt ab. Foto: Drooms / Wealthcap / Engel & Völkers / Swiss Life / Ehret+Klein

Gerade schloss die diesjährige Immobilienmesse Expo Real ihre Tore an der Messe München. Nach der getrübten Stimmung 2023 machte sich in diesem Jahr ein vorsichtiger Optimismus breit. Denn auch die Transaktionsmärkte nehmen langsam, aber stetig wieder an Fahrt auf.

Diesen Eindruck bestätigt auch Benjamin Rogmans, Geschäftsführer und Leiter des Investmentbereichs für Wohn- und Geschäftshäuser bei Engel & Völkers Commercial Berlin: „Der Optimismus war auf der Messe generell sowie in den zahlreichen Gesprächen deutlich zu spüren. Die Durchhalteparolen sind einem positiven Blick nach vorne gewichen.“ Ferner beschreibt er, dass sich insbesondere die Wohnmärkte wieder belebt hätten – vor allem auch in der Bundeshauptstadt Berlin. „Dabei wächst auch die Anzahl großvolumiger Deals an: Im ersten Halbjahr 2024 lagen 60 Prozent der Transaktionen bei über 20 Millionen Euro, viele sogar über 50 Millionen Euro. 2023 waren solche Transaktionen kaum zu beobachten“, erzählt Rogmans.

Wieder mehr Vertrauen in die Investmentmärkte

Das zunehmende Vertrauen in die Märkte hat auch Jan Plückhahn, Bereichsleiter Immobilien (Head Real Estate) bei Swiss Life Asset Managers Deutschland, beobachtet: „Es gibt wieder etwas mehr Zutrauen in die Transaktionsmärkte. Im zweiten Halbjahr sind wieder Akteure aktiv, die sich in den vergangenen beiden Jahren sehr zurückgehalten haben, vor allem institutionelle Investoren. Auch größere Transaktionen funktionieren hier und da wieder, was das vierte Quartal stützen wird.“ Dabei seien vor allem ausländische Investoren am deutschen Immobilienmarkt aktiv. Nationale Anleger hingegen seien derzeit eher an einer stärkeren Diversifikation im Ausland interessiert, ergänzt Plückhahn.

Alexandre Grellier, Geschäftsführer (CEO) und Mitgründer des Datenraumanbieters Drooms, vermutet darüber hinaus, dass sich diese positiven Entwicklungen auch in den kommenden Monaten weiter festigen werden: „Datenräume für Transaktionen und Due-Diligence-Prozesse sind gewissermaßen Frühindikatoren für den Investmentmarkt – und hier sehen wir ein deutliches Anziehen in unserem System. Das wird sich mit einigen Monaten Zeitverzug auch in den Transaktionszahlen niederschlagen.“

 

Und die diesjährige Expo Real habe diese Vermutung nur noch weiter bekräftigt: „Die Stimmung hat sich klar ins Positive gedreht und es geht wieder mehr um Chancen statt um Selbstmitleid. Die Banken spielen auch wieder verstärkt mit und es werden sogar schon wieder neue Projektentwicklungen angestoßen“, ergänzt Grellier.

Flight-to-Quality nimmt weiter zu

Doch nicht alle Assetklassen und Objektqualitäten würden gleichermaßen an den Märkten funktionieren, beschreibt Julian Schnurrer, Leiter Portfoliomanagement und Finanzierung Immobilien bei Wealthcap, die aktuelle Lage: „Das wichtigste Leitthema der Messe war Ausdifferenzierung. Die Nutzungsarten und auch die Qualität der Objekte werden differenziert betrachtet. Das sehen wir sowohl am Vermietungs- als auch am Transaktionsmarkt.“

Der sogenannte Flight-to-Quality-Trend werde immer sichtbarer, so Schnurrer. Deshalb komme es auch mehr denn je auf die Asset-Management-Kompetenz an, um den Gebäudebestand zukunftsfähig zu machen: „Wir müssen ran an die Objekte“, wie Schnurrer es ausdrückt. Und dabei müsse nicht immer der konservative Weg der beste sein. „Jetzt gilt es, zu agieren und Immobilien weiterzuentwickeln. Jedes Objekt muss individuell betrachtet und analysiert werden im Hinblick auf die Frage, welche Erfolgschancen sich mit der Immobilie realisieren lassen.“

 

Wann jedoch mit einer vollkommenen Normalisierung der Märkte zu rechnen ist, bleibe demnach noch abzuwarten, denn trotz der zahlreichen positiven Impulse seien die vorherrschenden Herausforderungen noch nicht vollständig überwunden. Sebastian Wasser, Geschäftsführer von Ehret + Klein, erklärt: „Die Lage in Deutschland bleibt zwar aufgrund der makroökonomischen Unsicherheiten schwierig, aber es mehren sich die Anzeichen für eine Stabilisierung. Insgesamt rechnen wir ab Mitte des nächsten Jahres mit einer langsamen, aber stetigen Normalisierung – dies hängt jedoch stark von der weiteren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ab.“

Wachsendes Interesse an digitalen Lösungen

Neben der großen vorherrschenden Frage, wann die Preiskorrekturen an den Immobilieninvestmentmärkten vollständig abgeschlossen sind und wie sich Märkte in den kommenden Monaten weiterentwickeln, hat Jan Hoffmeister, Geschäftsführer (CEO) und Mitgründer von Drooms, noch weitere wichtige Themen auf der Messe wahrgenommen – vor allem im Bereich Kommunikation und Daten.

Dabei hätten sich die Gespräche rund um Transparenz, Effizienz und Sicherheit gedreht. „Hierbei hat die Branche in den vergangenen Jahren dank digitaler Lösungen bereits deutliche Fortschritte gemacht. Unter anderem durch breitere Nutzung von KI gibt es aber noch viel Luft nach oben“, so Hoffmeister. Wenn innovative technische Lösungen noch weiter ausgebaut werden würden, könne die Digitalisierung die Markterholung unmittelbar stützen.

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