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Anleihe-Spezialist im Interview „Endlich erzielt Fixed Income wieder ordentliche, dauerhafte Erträge“

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Flavio Carpenzano: „Betrachtet man den Capital Group Global High Income Opportunities mit seiner Rendite von derzeit 8,8 Prozent, ist das gewöhnlich ein guter Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.“ Foto: private banking magazin

Malte Dreher: Flavio, vor welchen Herausforderungen stehen Sie gerade angesichts der steigenden Zinsen?

Flavio Carpenzano: Das ist ein gutes Stichwort. Dies war eine der größten Herausforderungen für den gesamten Markt. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, die bisherigen und die zukünftigen Ereignisse richtig einzuordnen. Der Grund für die schlechteste Performance des Fixed-Income-Markts seit Jahrzehnten ist, dass es dieses Umfeld mit höheren Renditen gibt. Wir sprechen von Renditen, die sich in sehr kurzer Zeit zwischen zwei und vier Prozent bewegen. Die Ausgangsrendite lag nahe null. In der Zukunft wird Folgendes passieren – und das ist übrigens auch der Grund, warum wir Anzeichen einer Stabilisierung sehen: Natürlich werden Zentralbanken weiter Inflation als eine ihrer obersten Prioritäten behandeln. Das hält die Renditen relativ hoch. Aber wir beginnen Anzeichen für eine Stabilisierung der Inflation zu erkennen. Daher werden die Renditen wahrscheinlich noch ein bisschen steigen und die Spreads können sich noch ausweiten. Aber die gute Nachricht für Investoren ist heute: Sie haben eine Anfangsrendite, die sehr viel höher ist als in der Vergangenheit. Es ist also ein schwieriges Umfeld. Aber die Bewertungen beginnen sich zu erholen.

Malte Dreher: Können Sie diesen Ausblick weiter ausführen, insbesondere für die Emerging Markets?

Flavio Carpenzano: Sehr gerne. Emerging Markets ist eine der Asset-Klassen, bei der wir das stärkste Vertrauen in Fixed Income sehen, insbesondere auf der Seite der lokalen Währungen. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Zentralbanken der Länder der Emerging Markets vorsorglich die Zinssätze erhöhen vor der Federal Reserve. Das ist recht neu. Normalerweise folgen Zentralbanken in den Emerging Markets der Fed. Dieses Mal ist es anders: Denken Sie dabei etwa an Lateinamerika oder Brasilien. Die Zinssätze dort lagen Ende 2020 bei zwei Prozent. Jetzt liegen wir dort bei vierzehn Prozent. Sie heben die Zinsen an, um die Inflation zu bekämpfen. Also gute Neuigkeiten für Investoren. Der Einstiegspunkt ist im Vergleich zur Vergangenheit ziemlich attraktiv.

Malte Dreher: Wie kann man zukünftig laufende Erträge generieren?

Flavio Carpenzano: Ein guter Punkt. Und tatsächlich ist das Umfeld jetzt wahrscheinlich sehr viel einfacher als vor 20 Jahren. Vor der Krise dachten wir, dass das Umfeld mit niedrigen Renditen für immer anhalten würde. Ich glaube, dass wir jetzt endlich in ein Umfeld mit höheren Renditen kommen, das länger vorherrschen wird. Aus dieser Sicht ist es viel einfacher, Einkommen zu generieren, weil am Ende Fixed Income regelmäßige Ausschüttungen liefert. Man kann in High Yield oder Emerging Markets investieren, was Einkommen bzw. Renditen zwischen 8 und 9 % bringt. So gesehen ist es definitiv attraktiver, als es in den letzten 20 Jahren war.

Malte Dreher: Wir müssen über das Schlagwort in der Fondsbranche reden: ESG. Wie integrieren Sie ESG in Ihr Portfolio? Und zweite Frage: Schränkt Sie der Fokus auf ESG manchmal ein?

Flavio Carpenzano: Nicht wirklich. ESG ist äußerst wichtig. Sie haben es „Schlagwort“ genannt, aber in der Investmentwelt ist es tatsächlich sehr wichtig. Wie setzen wir ESG bei der Capital Group um? Wir betrachten es von der Investitionsmaterialität aus. Das heißt, dass wir die umweltbezogenen, sozialen und auf Unternehmensführung bezogenen Auswirkungen betrachten. Was sind die Auswirkungen auf die Unternehmen, die nicht in Materialität investieren? Die beiden Ziele schließen sich nicht gegenseitig aus, wenn wir die ESG-Integration betrachten. Natürlich gehen wir über die bloße Integration hinaus. Für einige Lösungen haben wir uns für Ausschlüsse oder für Ziele für den CO2-Fußabdruck entschieden. Denn wir wissen, dass manche Kundenbedürfnisse in diese Richtung gehen. Aber wir versuchen natürlich immer dieses Ziel mit den finanziellen Gesichtspunkten unter einen Hut zu bekommen.

Malte Dreher: Können Sie uns abschließend einen Ausblick auf die kommenden Jahre geben? Ich glaube, der Prozentsatz lag in der Vergangenheit bei 7,1. Können Sie diesen in die Zukunft übertragen?

Flavio Carpenzano: Was das Portfolio von Global High Income Opportunities betrifft, das eher in High Yield in Emerging Markets investiert, dann kann man dort aus meiner Sicht zukünftig definitiv Einkommen dieser Größenordnung generieren. Noch einmal, einfach ausgedrückt: Bei Fixed Income hängt die Gesamtrendite langfristig hauptsächlich von den regelmäßigen Ausschüttungen ab. Und heute sind diese und das Ertragsniveau viel höher. Betrachtet man den Global High Income Opportunities heute mit einer Rendite von etwa 8,8 %, ist das gewöhnlich ein guter Indikator für die potenzielle zukünftige Wertentwicklung. Die Reise wird holprig, denn die Volatilität bleibt hoch. Aber auf lange Sicht gilt: Wenn ein Fonds im Durchschnitt solch ein Renditeniveau erreicht hat, lag die zukünftige Fünf-Jahres-Rendite auf annualisierter Basis bei etwa 10 %. Wir befinden uns also definitiv in einem Umfeld, in dem Fixed Income endlich positive solide Erträge generieren kann.

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