Empfehlungen aus der Praxis Navigieren des Stiftungsvermögens in stürmischen Phasen

Stefan Kargl und Melanie Kühlborn-Ebach, beide LMM Investment Controlling

Stefan Kargl und Melanie Kühlborn-Ebach, beide LMM Investment Controlling Foto: LMM Investment Controlling

Aktuell versorgen Banken und Vermögensverwalter ihre Kunden mit einer Vielzahl von Markteinschätzungen und mit detaillierten Analysen sowie Szenarien über die weitere Entwicklung aufgrund der außerordentlichen Marktsituation. Denn gerade Stiftungen haben den Zweck, Vermögen über Generationen zu erhalten beziehungsweise zusammenzuhalten.

Dabei wird die Administration des Vermögens nicht zuletzt aus Haftungsüberlegungen oft an Banken und Vermögensverwalter delegiert. Deren Überwachung und Kontrolle sowie die Gesamtvermögenssteuerung bleibt allerdings in der Verantwortung des Stiftungsvorstandes. Was müssen Stiftungen besonders beachten? Wir wollen dazu einige Punkte aufzeigen, die in Zeiten hoher Unsicherheit helfen sollen, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren.

1. Langfristige Perspektive beibehalten 

Anlagestrategien beziehen sich immer auf einen Anlagehorizont. Dieser ist umso länger, je höher die Gewichtung von Risikoanlagen innerhalb der Strategie ist. Die täglich wechselnde Nachrichtenlage, panische Schlagzeilen in den Medien und massive Ausschläge an den Börsen führen dazu, dass sich der Blick des Anlegers stark auf den kurzfristigen Bereich richtet. Die Frage wie wahrscheinlich es ist, dass die Kurse nächste Woche höher oder tiefer stehen, kann niemand seriös beantworten. Auf einen Anlagehorizont von drei Jahren und mehr wird man wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit von einer Erholung der Wirtschaft und der Kapitalmärkte ausgehen können. Die langfristige Perspektive sollte nicht verloren werden. 

Das folgende Diagramm zeigt anhand der Entwicklung des S&P 500 im Zeitraum 31. Dezember 1988 bis 31. März 2020 die täglichen Renditen (grüne Balken) sowie die kumulierte Wertentwicklung (blaue Linie). 

>>Vergrößern

Wäre der Anleger in diesem Zeitraum an allen 7.877 Handelstagen investiert gewesen, hätte er eine Rendite von 9.7 Prozent per annum erzielt. In Phasen von Marktkorrekturen neigt der Anleger dazu auszusteigen, mit der Absicht Verluste zu begrenzen. Wie unwahrscheinlich es ist, mit diesem Versuch des „Market Timings“ erfolgreich zu sein, veranschaulicht das folgende Diagramm:

>>Vergrößern

Wäre der Anleger im selben Zeitraum an lediglich zehn Handelstagen nicht investiert gewesen, wäre die Rendite auf 7,0 Prozent gesunken. Hätte er die 20 (30) besten Handelstage versäumt, hätte sich die Rendite auf 5,3 Prozent (3,8 Prozent) verringert. Noch drastischer ist das Ergebnis, wenn er an den zwei besten Handelstagen in dieser Periode nicht investiert gewesen wäre. Die Rendite hätte nur mehr 2,3 Prozent betragen. Im Gegensatz dazu hätte er seine Rendite auf 18,3 Prozent steigern können, wenn er an den zwei schlechtesten Handelstagen nicht investiert gewesen wäre. Die Beispiele veranschaulichen, dass ein positiver Effekt aus dem Versuch des „Market Timing“ sowohl in die eine als auch in die andere Richtung sehr unwahrscheinlich ist. Die Ratio daraus lautet: Bleiben Sie investiert.