Emotional Asset oder mehr? Der unvollkommene Kunstmarkt und seine Möglichkeiten

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Kommerzialisierung der Kunst

Anzeichen der zunehmenden Kommerzialisierung sind das wachsende Angebot an sogenannten „Art Management Services“ als Teil des Vermögensmanagements, speziell auf Kunst ausgerichtete Versicherungsofferten, Leasing-Services und Finanzprodukte.

Neben dem klassischen physischen Erwerb von Gemälden und Skulpturen können Interessierte über Club Deals, geschlossene Beteiligungen, Genussrechte sowie professionell gemanagte Investmentfonds in diese Anlageklasse investieren. Derzeit existieren weltweit zirka 65 Investmentfonds, die mittels unterschiedlicher Philosophien und Strategien in bildende Kunst investieren und deren Anlagestile sich mitunter durch den Fokus auf Kunstgattungen, Regionen, Künstler oder Akademien unterscheiden.

Die Funktionsweise der Kunst-Investmentfonds entspricht in vielerlei Hinsicht jener alternativer Anlageklassen. Bedingt durch die Marktunvollkommenheiten sind insbesondere ausreichende Liquidität, ein hoher Grad an Risikostreuung innerhalb des Kunst-Portfolios, professionelles Risikomanagement, regelmäßiges Markt-Screening sowie Überprüfung und Anpassung der Asset Allocation Voraussetzungen für einen nachhaltigen Erfolg.

In der Vergangenheit hat sich deutlich gezeigt, dass durch mangelnde Berücksichtigung dieser Aspekte und dem Folgen kurzlebiger Hypes um Künstler oder Gattungen, Kunst-Investmentfonds erhöhten Risiken ausgesetzt und sogar aufgrund ihrer Illiquidität aufgelöst wurden.

Überdies sind die Identifizierung und das Monitoring von nationalen und internationalen Markttrends sowie von volkswirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen wichtige Faktoren für die strategische und taktische Ausrichtung des Fonds sowie seiner Titelselektion. Letztere kann beispielsweise durch Werke von europäischen und US-amerikanischen Blue-Chip-Künstlern oder auch Kunst aus den Schwellenländern, die seit Längerem en vogue sind, erfolgen.

Wie viele andere Märkte befindet sich auch der Kunstmarkt in einer Umbruchphase und wird durch Digitalisierung, die Vielzahl an technologischen Innovationen sowie die wachsende Anzahl an Online-Plattformen und Art-Techs nachhaltig transformiert und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Kunst in der ganzheitlichen Vermögensbetrachtung

Die dynamische Entwicklung des Kunstmarktes kombiniert mit der steigenden Nachfrage der Anleger nach neuen Investmentprodukten und -möglichkeiten, die über die reine Rentabilität und Wertschöpfung hinausgehen, kann Kunst sowohl als strategisches als auch Emotional Asset zu einer besonders spannenden Komponente in der Vermögensallokation machen.

Kunst-Investments sind nicht nur ein langfristiger Trend, sondern vielmehr die Reflexion unseres Zeitgeistes, die sich zunehmend in den Leistungsangeboten von Wealth Managern und Family Offices wiederfindet. Für den langfristigen und nachhaltigen Erfolg erfordert diese jedoch aufgrund des hohen Komplexitätsgrades eine exzellente Expertise.

 


Über die Autorin:
Elena Geifmann-Klöpfel ist Assistant Manager bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Deutschland im Bereich Financial Services. Schwerpunktmäßig berät sie Wealth Manager, Asset Manager und Family Offices bei strategischen und operationellen Themen. Derzeit promoviert Geifmann-Klöpfel an der Heinrich-Heine-Universität zum Thema Art Investments.

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