Staatsanleihen von Schwellenländern sind eine beliebte, wenn auch mit einigen Vorbehalten versehene Geldanlage. Mit höherer Rendite geht jedoch auch ein höheres Risiko einher, weshalb einige risikoaverse Anleger Investitionen in Emerging Markets scheuen. Problematisch ist zudem, dass Schwellenländer sehr oft als Einheit betrachtet werden, obwohl die Länder sich untereinander stark unterscheiden.
Ein Kriterium, um die richtige Investmententscheidung zu treffen, sind die Schuldenprofile einzelner Länder. Bevor Anleger in Anleihen der Emerging Markets investieren, sollten sie sich ein möglichst genaues Bild der öffentlichen sowie der privaten Verschuldung machen. Interessant ist dabei, dass die Schwellenländer insgesamt niedrigere Verschuldungsquoten aufweisen als die Industrieländer. Bei der Betrachtung der einzelnen Schuldensituationen zeigt sich jedoch ein uneinheitliches Bild.
In den 1980er Jahren sahen sich zahlreiche Schwellenländer mit Wettbewerbsproblemen konfrontiert, die längerfristig zu deutlichen Wechselkursabwertungen und Umstrukturierungen der Bankensektoren führten. Viele Länder konnten ihre Auslandsverschuldungen nicht mehr bedienen. Als Reaktion darauf wurden 1989 die sogenannten Brady-Bonds geschaffen. Benannt nach dem damaligen US-amerikanischen Finanzminister Nicholas F. Brady, wurden mit diesen Anleihen die Schulden der betroffenen Staaten handelbar. Insbesondere lateinamerikanische Länder waren betroffen.
In Mexiko folgte 1994 mit der Peso-Krise eine erneute Währungskrise, die das Land weiter schwächte. Sie war das Ergebnis verschiedener Faktoren: Die Ölpreise sanken, die US-Notenbank Fed erhöhte den Leitzins, die innenpolitische Lage war turbulent und Mexiko verlor seine Wettbewerbsfähigkeit aufgrund eines fixen Wechselkurssystems. Einige Jahre später, 1997 und 1998, waren feste Wechselkurse ebenfalls mitverantwortlich für die Wirtschaftskrise Thailands. Der thailändische Baht war in einer Phase an den US-Dollar gebunden, als billigeres Geld im Ausland aufgenommen werden konnte. Das führte zu Exportverlusten, einer Immobilienblase und im Jahr 1996 zu einem Leistungsbilanzdefizit von rund acht Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP).
Aus diesen Krisen haben die Schwellenländer gelernt. Die vielleicht wichtigste Lektion, die die Schwellenländer gezogen haben, war die Umstellung auf ein System flexibler Wechselkurse. Zudem verfolgen viele Emerging Markets, zum Beispiel die Türkei, die Philippinen, Indonesien oder Brasilien heute einen vorsichtigeren Ansatz, insbesondere bei der Auslandsverschuldung. Dadurch haben die Schwellenländer insgesamt die globale Finanzkrise der Jahre 2008/2009 besser überstehen können als ihre Pendants in den Developed Markets (DM). Bei Letzteren ist, wie in Abbildung 1 zu sehen, ein sprunghafter Anstieg des Schuldenstands im Verhältnis zum BIP zu beobachten.
Staatsschuldenquote im Verhältnis zum BIP
Nach 2013 ist jedoch ein Anstieg der Staatsschuldenquoten auch bei den Schwellenländern zu verzeichnen (Abbildung 2). Dies liegt, je nach Region, in unterschiedlichen Entwicklungen begründet. Insbesondere Länder aus dem Nahen Osten und der ehemaligen Sowjetunion sind relativ abhängig von Rohstoffexporten und entsprechend empfindlich bei Rohstoff-Preisschocks. Der deutliche Preissturz nach dem Jahr 2013 stellt diese Länder und ihre Wirtschaften vor Probleme. Brasilien, Ägypten und Südafrika sind wiederum Beispiele dafür, welch negative wirtschaftliche Folgen eine verfehlte Staatspolitik haben kann.